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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795.

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gebliebenen Stumpen, die bald bis in die Wur-
zel ausgebrannt waren, bald wie angezündetes
Pfahlwerk verkohlt da standen, gaben einen
unmuthig machenden Anblick. An einigen
Stellen fand ich Bäume und Heidekraut noch
glühend und rauchend, und kein Mensch be-
kümmerte sich darum; auch ist es in Lithauen
nichts ungewöhnliches, daß Wälder Wochen
lang brennen und in Asche zerstäuben. Die
Viehhüter, wenn sie friert, legen, in einer
schadenfrohen Faulheit, Feuer an den ersten,
den besten Baum, und wärmen sich daran;
und es fällt ihnen nicht ein, lieber Reißig zu-
sammen zu suchen, und daran ein schnelleres
und wirksameres Feuer zu haben. Wer Koh-
len braucht, zündet geradezu einen oder meh-
rere Bäume an, läßt sie ausbrennen und hat
Kohlen.

Der kaufmännische Geist verwüstet diese
schönen Wälder nicht minder unbarmherzig.
Man sägt von den schönsten Bäumen nur das
dickere Ende ab, etwa zwölf bis funfzehn Fuß,

E

gebliebenen Stumpen, die bald bis in die Wur-
zel ausgebrannt waren, bald wie angezuͤndetes
Pfahlwerk verkohlt da ſtanden, gaben einen
unmuthig machenden Anblick. An einigen
Stellen fand ich Baͤume und Heidekraut noch
gluͤhend und rauchend, und kein Menſch be-
kuͤmmerte ſich darum; auch iſt es in Lithauen
nichts ungewoͤhnliches, daß Waͤlder Wochen
lang brennen und in Aſche zerſtaͤuben. Die
Viehhuͤter, wenn ſie friert, legen, in einer
ſchadenfrohen Faulheit, Feuer an den erſten,
den beſten Baum, und waͤrmen ſich daran;
und es faͤllt ihnen nicht ein, lieber Reißig zu-
ſammen zu ſuchen, und daran ein ſchnelleres
und wirkſameres Feuer zu haben. Wer Koh-
len braucht, zuͤndet geradezu einen oder meh-
rere Baͤume an, laͤßt ſie ausbrennen und hat
Kohlen.

Der kaufmaͤnniſche Geiſt verwuͤſtet dieſe
ſchoͤnen Waͤlder nicht minder unbarmherzig.
Man ſaͤgt von den ſchoͤnſten Baͤumen nur das
dickere Ende ab, etwa zwoͤlf bis funfzehn Fuß,

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[65/0083] gebliebenen Stumpen, die bald bis in die Wur- zel ausgebrannt waren, bald wie angezuͤndetes Pfahlwerk verkohlt da ſtanden, gaben einen unmuthig machenden Anblick. An einigen Stellen fand ich Baͤume und Heidekraut noch gluͤhend und rauchend, und kein Menſch be- kuͤmmerte ſich darum; auch iſt es in Lithauen nichts ungewoͤhnliches, daß Waͤlder Wochen lang brennen und in Aſche zerſtaͤuben. Die Viehhuͤter, wenn ſie friert, legen, in einer ſchadenfrohen Faulheit, Feuer an den erſten, den beſten Baum, und waͤrmen ſich daran; und es faͤllt ihnen nicht ein, lieber Reißig zu- ſammen zu ſuchen, und daran ein ſchnelleres und wirkſameres Feuer zu haben. Wer Koh- len braucht, zuͤndet geradezu einen oder meh- rere Baͤume an, laͤßt ſie ausbrennen und hat Kohlen. Der kaufmaͤnniſche Geiſt verwuͤſtet dieſe ſchoͤnen Waͤlder nicht minder unbarmherzig. Man ſaͤgt von den ſchoͤnſten Baͤumen nur das dickere Ende ab, etwa zwoͤlf bis funfzehn Fuß, E

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, [H. 1]. Berlin, 1795, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0101_1795/83>, abgerufen am 29.11.2024.