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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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reiset mit dem seinigen weiter; sie ist in Wien
und er in Rom; er reist nach Polen zurück
und trift sie in Pisa auf ihrer Reise nach
Neapel. Die Tochter läßt man auch wohl in
Berlin, während man die Söhne mit ihren
Hofmeistern, Bedienten, Pferden und Hun-
den nach Straßburg schickt, um Sprachen
und Lebensart zu lernen; und so ist oft die
Familie durch ganz Europa zerstreuet, ihre
Dukaten blinken überall, und nach Jahren
findet sie sich erst in Warschau wieder zu-
sammen.

Hier hat unterdessen ein Haushofmeister,
der den prächtigen Namen eines Marschalls
führt, die Geschäfte besorgt; er hat die zurück
gebliebenen, männlichen und weiblichen Be-
dienten, besoldet; die Palläste, Gärten, Ne-
bengebäude, das Hausgeräth und die Möbel
in Ordnung gehalten; Holz und andre häus-
liche Bedürfnisse anfahren lassen; den Stall
mit Heu und Hafer versehen etc. mit einem
Worte: er hat alle Ausgaben der Haushal-

reiſet mit dem ſeinigen weiter; ſie iſt in Wien
und er in Rom; er reiſt nach Polen zuruͤck
und trift ſie in Piſa auf ihrer Reiſe nach
Neapel. Die Tochter laͤßt man auch wohl in
Berlin, waͤhrend man die Soͤhne mit ihren
Hofmeiſtern, Bedienten, Pferden und Hun-
den nach Straßburg ſchickt, um Sprachen
und Lebensart zu lernen; und ſo iſt oft die
Familie durch ganz Europa zerſtreuet, ihre
Dukaten blinken uͤberall, und nach Jahren
findet ſie ſich erſt in Warſchau wieder zu-
ſammen.

Hier hat unterdeſſen ein Haushofmeiſter,
der den praͤchtigen Namen eines Marſchalls
fuͤhrt, die Geſchaͤfte beſorgt; er hat die zuruͤck
gebliebenen, maͤnnlichen und weiblichen Be-
dienten, beſoldet; die Pallaͤſte, Gaͤrten, Ne-
bengebaͤude, das Hausgeraͤth und die Moͤbel
in Ordnung gehalten; Holz und andre haͤus-
liche Beduͤrfniſſe anfahren laſſen; den Stall
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[124/0134] reiſet mit dem ſeinigen weiter; ſie iſt in Wien und er in Rom; er reiſt nach Polen zuruͤck und trift ſie in Piſa auf ihrer Reiſe nach Neapel. Die Tochter laͤßt man auch wohl in Berlin, waͤhrend man die Soͤhne mit ihren Hofmeiſtern, Bedienten, Pferden und Hun- den nach Straßburg ſchickt, um Sprachen und Lebensart zu lernen; und ſo iſt oft die Familie durch ganz Europa zerſtreuet, ihre Dukaten blinken uͤberall, und nach Jahren findet ſie ſich erſt in Warſchau wieder zu- ſammen. Hier hat unterdeſſen ein Haushofmeiſter, der den praͤchtigen Namen eines Marſchalls fuͤhrt, die Geſchaͤfte beſorgt; er hat die zuruͤck gebliebenen, maͤnnlichen und weiblichen Be- dienten, beſoldet; die Pallaͤſte, Gaͤrten, Ne- bengebaͤude, das Hausgeraͤth und die Moͤbel in Ordnung gehalten; Holz und andre haͤus- liche Beduͤrfniſſe anfahren laſſen; den Stall mit Heu und Hafer verſehen ꝛc. mit einem Worte: er hat alle Ausgaben der Haushal-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/134>, abgerufen am 20.05.2024.