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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

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ausdrücklich befohlen hat, kommen zu lassen,
wenn sie da sind. Diese führt er ein, schließt
aber sogleich die Thür wieder zu. Andre, die
das Lokale kennen, suchen einen der Edelkna-
ben oder der Schreiber auf, tragen ihr Ge-
such vor, begleiten es mit einem Geschenke,
oder lassen eine Dankbarkeit deutlich hoffen,
und werden durch eine Seitenthür eingeführt.
Sie finden den Herrn entweder noch im Bette
oder im Puderhemde vor dem Kamin, allein,
oder von "attaches" und andern Gesuchha-
benden oder Aufwartenden umgeben. Jn
keinem Falle lassen sie sich verhindern, ihre
Bitte vorzutragen, die auch gewöhnlich her-
ablassend angehört und mit einigen gütigen
Worten erwiedert wird. Sodann drehet sich
der Herr im Bette herum, oder redet einen
der Anwesenden an. Der Bittsteller entfernt
sich, um bald, immer auf demselben Wege,
wieder zu kommen, und sich in Erinnerung
zu bringen. So folgen ihm mehrere und der
Herr zieht sich unterdessen an. Jst er fertig,

so

ausdruͤcklich befohlen hat, kommen zu laſſen,
wenn ſie da ſind. Dieſe fuͤhrt er ein, ſchließt
aber ſogleich die Thuͤr wieder zu. Andre, die
das Lokale kennen, ſuchen einen der Edelkna-
ben oder der Schreiber auf, tragen ihr Ge-
ſuch vor, begleiten es mit einem Geſchenke,
oder laſſen eine Dankbarkeit deutlich hoffen,
und werden durch eine Seitenthuͤr eingefuͤhrt.
Sie finden den Herrn entweder noch im Bette
oder im Puderhemde vor dem Kamin, allein,
oder von „attachés“ und andern Geſuchha-
benden oder Aufwartenden umgeben. Jn
keinem Falle laſſen ſie ſich verhindern, ihre
Bitte vorzutragen, die auch gewoͤhnlich her-
ablaſſend angehoͤrt und mit einigen guͤtigen
Worten erwiedert wird. Sodann drehet ſich
der Herr im Bette herum, oder redet einen
der Anweſenden an. Der Bittſteller entfernt
ſich, um bald, immer auf demſelben Wege,
wieder zu kommen, und ſich in Erinnerung
zu bringen. So folgen ihm mehrere und der
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[128/0138] ausdruͤcklich befohlen hat, kommen zu laſſen, wenn ſie da ſind. Dieſe fuͤhrt er ein, ſchließt aber ſogleich die Thuͤr wieder zu. Andre, die das Lokale kennen, ſuchen einen der Edelkna- ben oder der Schreiber auf, tragen ihr Ge- ſuch vor, begleiten es mit einem Geſchenke, oder laſſen eine Dankbarkeit deutlich hoffen, und werden durch eine Seitenthuͤr eingefuͤhrt. Sie finden den Herrn entweder noch im Bette oder im Puderhemde vor dem Kamin, allein, oder von „attachés“ und andern Geſuchha- benden oder Aufwartenden umgeben. Jn keinem Falle laſſen ſie ſich verhindern, ihre Bitte vorzutragen, die auch gewoͤhnlich her- ablaſſend angehoͤrt und mit einigen guͤtigen Worten erwiedert wird. Sodann drehet ſich der Herr im Bette herum, oder redet einen der Anweſenden an. Der Bittſteller entfernt ſich, um bald, immer auf demſelben Wege, wieder zu kommen, und ſich in Erinnerung zu bringen. So folgen ihm mehrere und der Herr zieht ſich unterdeſſen an. Jſt er fertig, ſo

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/138>, abgerufen am 20.05.2024.