Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

grafen vorhanden und sogar ein Marchese,
Wielopolski, der diesen Titel von der erlosche-
nen Familie Myßkowski überkommen hat, die
von dem Papst, Klemens dem Achten, den-
selben erhielt. Die Gesetze verbieten wieder-
holt, daß diese Titel ihren Besitzern irgend
einen staatsbürgerlichen Vorzug vor den unbe-
titelten Edelleuten geben sollen, weder in Ver-
gebung der Ehrenstellen, Aemter und Staro-
steyen, noch in dem Wahl- und Stimmge-
schäft und den öffentlichen Verhandlungen.
Zum Zeichen der Gleichheit reden sich die
Edelleute ohne Ausnahme mit Bruder an;
der oberste Senator den gewöhnlichen Edel-
mann, und dieser, wenn er will, den obersten
Senator; aber letzterer enthält sich dessen ge-
wöhnlich aus -- Ehrfurcht. Auch ist es her-
gebracht, daß man in öffentlichen Berathschla-
gunge den Senat mit der Benennung der
ältern Brüder, und den Ritterstand mit
der Benennung der jüngern Brüder be-
zeichnet.

grafen vorhanden und ſogar ein Marcheſe,
Wielopolski, der dieſen Titel von der erloſche-
nen Familie Myſzkowski uͤberkommen hat, die
von dem Papſt, Klemens dem Achten, den-
ſelben erhielt. Die Geſetze verbieten wieder-
holt, daß dieſe Titel ihren Beſitzern irgend
einen ſtaatsbuͤrgerlichen Vorzug vor den unbe-
titelten Edelleuten geben ſollen, weder in Ver-
gebung der Ehrenſtellen, Aemter und Staro-
ſteyen, noch in dem Wahl- und Stimmge-
ſchaͤft und den oͤffentlichen Verhandlungen.
Zum Zeichen der Gleichheit reden ſich die
Edelleute ohne Ausnahme mit Bruder an;
der oberſte Senator den gewoͤhnlichen Edel-
mann, und dieſer, wenn er will, den oberſten
Senator; aber letzterer enthaͤlt ſich deſſen ge-
woͤhnlich aus — Ehrfurcht. Auch iſt es her-
gebracht, daß man in oͤffentlichen Berathſchla-
gunge den Senat mit der Benennung der
aͤltern Bruͤder, und den Ritterſtand mit
der Benennung der juͤngern Bruͤder be-
zeichnet.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0028" n="18"/>
grafen vorhanden und &#x017F;ogar ein <hi rendition="#g">Marche&#x017F;e</hi>,<lb/>
Wielopolski, der die&#x017F;en Titel von der erlo&#x017F;che-<lb/>
nen Familie My&#x017F;zkowski u&#x0364;berkommen hat, die<lb/>
von dem Pap&#x017F;t, Klemens dem Achten, den-<lb/>
&#x017F;elben erhielt. Die Ge&#x017F;etze verbieten wieder-<lb/>
holt, daß die&#x017F;e Titel ihren Be&#x017F;itzern irgend<lb/>
einen &#x017F;taatsbu&#x0364;rgerlichen Vorzug vor den unbe-<lb/>
titelten Edelleuten geben &#x017F;ollen, weder in Ver-<lb/>
gebung der Ehren&#x017F;tellen, Aemter und Staro-<lb/>
&#x017F;teyen, noch in dem Wahl- und Stimmge-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ft und den o&#x0364;ffentlichen Verhandlungen.<lb/>
Zum Zeichen der Gleichheit reden &#x017F;ich die<lb/>
Edelleute ohne Ausnahme mit <hi rendition="#g">Bruder</hi> an;<lb/>
der ober&#x017F;te Senator den gewo&#x0364;hnlichen Edel-<lb/>
mann, und die&#x017F;er, wenn er will, den ober&#x017F;ten<lb/>
Senator; aber letzterer entha&#x0364;lt &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlich aus &#x2014; Ehrfurcht. Auch i&#x017F;t es her-<lb/>
gebracht, daß man in o&#x0364;ffentlichen Berath&#x017F;chla-<lb/>
gunge den Senat mit der Benennung der<lb/><hi rendition="#g">a&#x0364;ltern Bru&#x0364;der</hi>, und den Ritter&#x017F;tand mit<lb/>
der Benennung der <hi rendition="#g">ju&#x0364;ngern Bru&#x0364;der</hi> be-<lb/>
zeichnet.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0028] grafen vorhanden und ſogar ein Marcheſe, Wielopolski, der dieſen Titel von der erloſche- nen Familie Myſzkowski uͤberkommen hat, die von dem Papſt, Klemens dem Achten, den- ſelben erhielt. Die Geſetze verbieten wieder- holt, daß dieſe Titel ihren Beſitzern irgend einen ſtaatsbuͤrgerlichen Vorzug vor den unbe- titelten Edelleuten geben ſollen, weder in Ver- gebung der Ehrenſtellen, Aemter und Staro- ſteyen, noch in dem Wahl- und Stimmge- ſchaͤft und den oͤffentlichen Verhandlungen. Zum Zeichen der Gleichheit reden ſich die Edelleute ohne Ausnahme mit Bruder an; der oberſte Senator den gewoͤhnlichen Edel- mann, und dieſer, wenn er will, den oberſten Senator; aber letzterer enthaͤlt ſich deſſen ge- woͤhnlich aus — Ehrfurcht. Auch iſt es her- gebracht, daß man in oͤffentlichen Berathſchla- gunge den Senat mit der Benennung der aͤltern Bruͤder, und den Ritterſtand mit der Benennung der juͤngern Bruͤder be- zeichnet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/28
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/28>, abgerufen am 23.11.2024.