Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

in den geschriebenen und ungeschriebenen Ge-
setzen, und in den Gebräuchen und dem Her-
kommen, vorzüglich bewandert seyn. Sie ha-
ben zwar einen Kanzleyaufseher (Regent ge-
nannt) dessen Pflicht es ist, zu wachen, daß
nichts, was gegen Gesetze und Herkommen
wäre, aus der Kanzley hervorgehe; aber sie
sind darum nicht von aller Sorge frei, weil
sie, wenn ein Verstoß geschieht, verantwort-
lich dafür bleiben.

Schriften, die des Königs Unterzeichnung
nicht bedürfen, fertigt der Kanzler ohne dessen
Mitwissen aus; die aber deren bedürfen, müs-
sen dem Könige im Auszuge vorgetragen wer-
den. Die Diplome über Privilegien, Ehren-
stellen, verliehene Güter etc. müssen, ehe der
Kanzler sie ausgiebt, in dessen Aktenbücher
eingetragen werden, für den Fall, daß sie
verloren gingen, oder daß man Abschriften
davon verlangte. Die Kanzleygebühren, wel-
che Privatleute zu zahlen haben, sind zwar
in ältern Zeiten festgesetzt, aber nur für den

in den geſchriebenen und ungeſchriebenen Ge-
ſetzen, und in den Gebraͤuchen und dem Her-
kommen, vorzuͤglich bewandert ſeyn. Sie ha-
ben zwar einen Kanzleyaufſeher (Regent ge-
nannt) deſſen Pflicht es iſt, zu wachen, daß
nichts, was gegen Geſetze und Herkommen
waͤre, aus der Kanzley hervorgehe; aber ſie
ſind darum nicht von aller Sorge frei, weil
ſie, wenn ein Verſtoß geſchieht, verantwort-
lich dafuͤr bleiben.

Schriften, die des Koͤnigs Unterzeichnung
nicht beduͤrfen, fertigt der Kanzler ohne deſſen
Mitwiſſen aus; die aber deren beduͤrfen, muͤſ-
ſen dem Koͤnige im Auszuge vorgetragen wer-
den. Die Diplome uͤber Privilegien, Ehren-
ſtellen, verliehene Guͤter ꝛc. muͤſſen, ehe der
Kanzler ſie ausgiebt, in deſſen Aktenbuͤcher
eingetragen werden, fuͤr den Fall, daß ſie
verloren gingen, oder daß man Abſchriften
davon verlangte. Die Kanzleygebuͤhren, wel-
che Privatleute zu zahlen haben, ſind zwar
in aͤltern Zeiten feſtgeſetzt, aber nur fuͤr den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0067" n="57"/>
in den ge&#x017F;chriebenen und unge&#x017F;chriebenen Ge-<lb/>
&#x017F;etzen, und in den Gebra&#x0364;uchen und dem Her-<lb/>
kommen, vorzu&#x0364;glich bewandert &#x017F;eyn. Sie ha-<lb/>
ben zwar einen Kanzleyauf&#x017F;eher (Regent ge-<lb/>
nannt) de&#x017F;&#x017F;en Pflicht es i&#x017F;t, zu wachen, daß<lb/>
nichts, was gegen Ge&#x017F;etze und Herkommen<lb/>
wa&#x0364;re, aus der Kanzley hervorgehe; aber &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ind darum nicht von aller Sorge frei, weil<lb/>
&#x017F;ie, wenn ein Ver&#x017F;toß ge&#x017F;chieht, verantwort-<lb/>
lich dafu&#x0364;r bleiben.</p><lb/>
        <p>Schriften, die des Ko&#x0364;nigs Unterzeichnung<lb/>
nicht bedu&#x0364;rfen, fertigt der Kanzler ohne de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Mitwi&#x017F;&#x017F;en aus; die aber deren bedu&#x0364;rfen, mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en dem Ko&#x0364;nige im Auszuge vorgetragen wer-<lb/>
den. Die Diplome u&#x0364;ber Privilegien, Ehren-<lb/>
&#x017F;tellen, verliehene Gu&#x0364;ter &#xA75B;c. mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, ehe der<lb/>
Kanzler &#x017F;ie ausgiebt, in de&#x017F;&#x017F;en Aktenbu&#x0364;cher<lb/>
eingetragen werden, fu&#x0364;r den Fall, daß &#x017F;ie<lb/>
verloren gingen, oder daß man Ab&#x017F;chriften<lb/>
davon verlangte. Die Kanzleygebu&#x0364;hren, wel-<lb/>
che Privatleute zu zahlen haben, &#x017F;ind zwar<lb/>
in a&#x0364;ltern Zeiten fe&#x017F;tge&#x017F;etzt, aber nur fu&#x0364;r den<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0067] in den geſchriebenen und ungeſchriebenen Ge- ſetzen, und in den Gebraͤuchen und dem Her- kommen, vorzuͤglich bewandert ſeyn. Sie ha- ben zwar einen Kanzleyaufſeher (Regent ge- nannt) deſſen Pflicht es iſt, zu wachen, daß nichts, was gegen Geſetze und Herkommen waͤre, aus der Kanzley hervorgehe; aber ſie ſind darum nicht von aller Sorge frei, weil ſie, wenn ein Verſtoß geſchieht, verantwort- lich dafuͤr bleiben. Schriften, die des Koͤnigs Unterzeichnung nicht beduͤrfen, fertigt der Kanzler ohne deſſen Mitwiſſen aus; die aber deren beduͤrfen, muͤſ- ſen dem Koͤnige im Auszuge vorgetragen wer- den. Die Diplome uͤber Privilegien, Ehren- ſtellen, verliehene Guͤter ꝛc. muͤſſen, ehe der Kanzler ſie ausgiebt, in deſſen Aktenbuͤcher eingetragen werden, fuͤr den Fall, daß ſie verloren gingen, oder daß man Abſchriften davon verlangte. Die Kanzleygebuͤhren, wel- che Privatleute zu zahlen haben, ſind zwar in aͤltern Zeiten feſtgeſetzt, aber nur fuͤr den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/67
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 1, H. 2. Berlin, 1795, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0102_1795/67>, abgerufen am 24.11.2024.