Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

unsicherer Zahlung, höhere Preise machen müs-
sen, als es in wohlgeordneten Ländern der Fall
ist und seyn darf.

So ist es in Polen in Absicht der Gegen-
stände, die man genießt, die man an seinem
Körper trägt, die man um sich hat; und so
ist es mit denen, die man zur Wohnung, zur
Erziehung, zur Lektüre, und zur Bildung des
Geistes und des Körpers braucht.

Ein Pallast in Warschau, von bloßen Back-
steinen, kostet mehr, als in Genua ein ähnli-
cher von behauener Pietra di Lavagna, als
in Rom ein ähnlicher von Travertin. Die
Ziegel- und Kalkbrennereyen um Warschau
können, bey mäßigen Bauten, nicht Materia-
lien genug liefern; die zum Auf- und Aus-
bau nöthigen Handwerker haben nicht Gesellen
genug, und die erforderlichen Tagelöhner sind
nicht aufzubringen, in einem Lande, wo der
niederen, zahlreichern Volksklasse verwehrt ist,
zu Handthierungen und Handwerken überzu-
treten. Deßhalb sind hier frühe und große

unſicherer Zahlung, hoͤhere Preiſe machen muͤſ-
ſen, als es in wohlgeordneten Laͤndern der Fall
iſt und ſeyn darf.

So iſt es in Polen in Abſicht der Gegen-
ſtaͤnde, die man genießt, die man an ſeinem
Koͤrper traͤgt, die man um ſich hat; und ſo
iſt es mit denen, die man zur Wohnung, zur
Erziehung, zur Lektuͤre, und zur Bildung des
Geiſtes und des Koͤrpers braucht.

Ein Pallaſt in Warſchau, von bloßen Back-
ſteinen, koſtet mehr, als in Genua ein aͤhnli-
cher von behauener Pietra di Lavagna, als
in Rom ein aͤhnlicher von Travertin. Die
Ziegel- und Kalkbrennereyen um Warſchau
koͤnnen, bey maͤßigen Bauten, nicht Materia-
lien genug liefern; die zum Auf- und Aus-
bau noͤthigen Handwerker haben nicht Geſellen
genug, und die erforderlichen Tageloͤhner ſind
nicht aufzubringen, in einem Lande, wo der
niederen, zahlreichern Volksklaſſe verwehrt iſt,
zu Handthierungen und Handwerken uͤberzu-
treten. Deßhalb ſind hier fruͤhe und große

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0114" n="104"/>
un&#x017F;icherer Zahlung, ho&#x0364;here Prei&#x017F;e machen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, als es in wohlgeordneten La&#x0364;ndern der Fall<lb/>
i&#x017F;t und &#x017F;eyn darf.</p><lb/>
        <p>So i&#x017F;t es in Polen in Ab&#x017F;icht der Gegen-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nde, die man genießt, die man an &#x017F;einem<lb/>
Ko&#x0364;rper tra&#x0364;gt, die man um &#x017F;ich hat; und &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t es mit denen, die man zur Wohnung, zur<lb/>
Erziehung, zur Lektu&#x0364;re, und zur Bildung des<lb/>
Gei&#x017F;tes und des Ko&#x0364;rpers braucht.</p><lb/>
        <p>Ein Palla&#x017F;t in War&#x017F;chau, von bloßen Back-<lb/>
&#x017F;teinen, ko&#x017F;tet mehr, als in Genua ein a&#x0364;hnli-<lb/>
cher von behauener <hi rendition="#aq">Pietra di Lavagna</hi>, als<lb/>
in Rom ein a&#x0364;hnlicher von Travertin. Die<lb/>
Ziegel- und Kalkbrennereyen um War&#x017F;chau<lb/>
ko&#x0364;nnen, bey ma&#x0364;ßigen Bauten, nicht Materia-<lb/>
lien genug liefern; die zum Auf- und Aus-<lb/>
bau no&#x0364;thigen Handwerker haben nicht Ge&#x017F;ellen<lb/>
genug, und die erforderlichen Tagelo&#x0364;hner &#x017F;ind<lb/>
nicht aufzubringen, in einem Lande, wo der<lb/>
niederen, zahlreichern Volkskla&#x017F;&#x017F;e verwehrt i&#x017F;t,<lb/>
zu Handthierungen und Handwerken u&#x0364;berzu-<lb/>
treten. Deßhalb &#x017F;ind hier fru&#x0364;he und große<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[104/0114] unſicherer Zahlung, hoͤhere Preiſe machen muͤſ- ſen, als es in wohlgeordneten Laͤndern der Fall iſt und ſeyn darf. So iſt es in Polen in Abſicht der Gegen- ſtaͤnde, die man genießt, die man an ſeinem Koͤrper traͤgt, die man um ſich hat; und ſo iſt es mit denen, die man zur Wohnung, zur Erziehung, zur Lektuͤre, und zur Bildung des Geiſtes und des Koͤrpers braucht. Ein Pallaſt in Warſchau, von bloßen Back- ſteinen, koſtet mehr, als in Genua ein aͤhnli- cher von behauener Pietra di Lavagna, als in Rom ein aͤhnlicher von Travertin. Die Ziegel- und Kalkbrennereyen um Warſchau koͤnnen, bey maͤßigen Bauten, nicht Materia- lien genug liefern; die zum Auf- und Aus- bau noͤthigen Handwerker haben nicht Geſellen genug, und die erforderlichen Tageloͤhner ſind nicht aufzubringen, in einem Lande, wo der niederen, zahlreichern Volksklaſſe verwehrt iſt, zu Handthierungen und Handwerken uͤberzu- treten. Deßhalb ſind hier fruͤhe und große

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/114
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/114>, abgerufen am 21.11.2024.