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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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Unter diesen Umständen versammelte sich
der Konvokations Reichstag den 7ten May
1764, und sogleich ließ der Großfeldherr durch
seinen Liebling, den General Makronowski,
der Reichsbote war, alles für nichtig erklären,
was auf demselben verhandelt werden würde,
wenn man nicht vorher die Beschwerden bey-
legte, die in einem Manifeste, das ungefähr
dreyßig Senatoren und Reichsboten unterschrie-
ben hatten, aufgestellt waren. Dieser Ein-
spruch blieb aber ohne Wirkung. Die Partey
der Czartoryski drang, unter dem Schutze der
Russen in der Ferne, und ihrer Haustruppen
in der Nähe, durch, und der Prinz Adam
Czartoryski ward zum Reichstags-Marschall
erwählt.

Jetzt sahen die Anhänger Branicki's und
Sachsens das mächtige Uebergewicht, das sich
die Czartoryski an dem Konvokations-Reichs-
tage zu verschaffen gewußt hatten, und sie
konnten nicht mehr zweifeln, daß sie sich das-
selbe auch für den folgenden Wahlreichstag zu

Unter dieſen Umſtaͤnden verſammelte ſich
der Konvokations Reichstag den 7ten May
1764, und ſogleich ließ der Großfeldherr durch
ſeinen Liebling, den General Makronowski,
der Reichsbote war, alles fuͤr nichtig erklaͤren,
was auf demſelben verhandelt werden wuͤrde,
wenn man nicht vorher die Beſchwerden bey-
legte, die in einem Manifeſte, das ungefaͤhr
dreyßig Senatoren und Reichsboten unterſchrie-
ben hatten, aufgeſtellt waren. Dieſer Ein-
ſpruch blieb aber ohne Wirkung. Die Partey
der Czartoryski drang, unter dem Schutze der
Ruſſen in der Ferne, und ihrer Haustruppen
in der Naͤhe, durch, und der Prinz Adam
Czartoryski ward zum Reichstags-Marſchall
erwaͤhlt.

Jetzt ſahen die Anhaͤnger Branicki's und
Sachſens das maͤchtige Uebergewicht, das ſich
die Czartoryski an dem Konvokations-Reichs-
tage zu verſchaffen gewußt hatten, und ſie
konnten nicht mehr zweifeln, daß ſie ſich daſ-
ſelbe auch fuͤr den folgenden Wahlreichstag zu

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[124/0134] Unter dieſen Umſtaͤnden verſammelte ſich der Konvokations Reichstag den 7ten May 1764, und ſogleich ließ der Großfeldherr durch ſeinen Liebling, den General Makronowski, der Reichsbote war, alles fuͤr nichtig erklaͤren, was auf demſelben verhandelt werden wuͤrde, wenn man nicht vorher die Beſchwerden bey- legte, die in einem Manifeſte, das ungefaͤhr dreyßig Senatoren und Reichsboten unterſchrie- ben hatten, aufgeſtellt waren. Dieſer Ein- ſpruch blieb aber ohne Wirkung. Die Partey der Czartoryski drang, unter dem Schutze der Ruſſen in der Ferne, und ihrer Haustruppen in der Naͤhe, durch, und der Prinz Adam Czartoryski ward zum Reichstags-Marſchall erwaͤhlt. Jetzt ſahen die Anhaͤnger Branicki's und Sachſens das maͤchtige Uebergewicht, das ſich die Czartoryski an dem Konvokations-Reichs- tage zu verſchaffen gewußt hatten, und ſie konnten nicht mehr zweifeln, daß ſie ſich daſ- ſelbe auch fuͤr den folgenden Wahlreichstag zu

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/134>, abgerufen am 21.11.2024.