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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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lächerlich, wie sie nothwendig seyn müssen.
Jch fand einmal bey dem Bischof von Lief-
land, Kossakowski, zwey jüngere Landboten
von der Revolutionspartey. Er stellte ihnen
die Gefahr vor, die sich Polen zuzöge, wenn
man fortführe, Rußland so hart zu behandeln,
und alles aufzuheben, was die Republik an
diese Macht bände. Er führte ihnen zu Ge-
müthe, wie schwach Polen sey, um sich Ruß-
land zu widersetzen, im Fall es, nach einem,
mit Schweden und mit der Pforte geschlosse-
nen Frieden, losbräche; daß es weder eine
starke, noch regelmäßige, noch mit den noth-
wendigsten Kriegsbedürfnissen versehene Armee
habe; daß Preußen und Oesterreich, wenn es
zur Hauptsache käme, die patriotische Partey
im Stiche lassen würden etc., mit einem Worte,
er verkündigte ihnen alles, was nachher einge-
troffen ist. Die Landboten sagten, unter tie-
fen Verneigungen, zu dem allen ja und wieder
ja; doch wenn er sie dann ermahnte, sich dem
gemäß zu benehmen, so kamen sie, unter der

laͤcherlich, wie ſie nothwendig ſeyn muͤſſen.
Jch fand einmal bey dem Biſchof von Lief-
land, Koſſakowski, zwey juͤngere Landboten
von der Revolutionſpartey. Er ſtellte ihnen
die Gefahr vor, die ſich Polen zuzoͤge, wenn
man fortfuͤhre, Rußland ſo hart zu behandeln,
und alles aufzuheben, was die Republik an
dieſe Macht baͤnde. Er fuͤhrte ihnen zu Ge-
muͤthe, wie ſchwach Polen ſey, um ſich Ruß-
land zu widerſetzen, im Fall es, nach einem,
mit Schweden und mit der Pforte geſchloſſe-
nen Frieden, losbraͤche; daß es weder eine
ſtarke, noch regelmaͤßige, noch mit den noth-
wendigſten Kriegsbeduͤrfniſſen verſehene Armee
habe; daß Preußen und Oeſterreich, wenn es
zur Hauptſache kaͤme, die patriotiſche Partey
im Stiche laſſen wuͤrden ꝛc., mit einem Worte,
er verkuͤndigte ihnen alles, was nachher einge-
troffen iſt. Die Landboten ſagten, unter tie-
fen Verneigungen, zu dem allen ja und wieder
ja; doch wenn er ſie dann ermahnte, ſich dem
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[156/0166] laͤcherlich, wie ſie nothwendig ſeyn muͤſſen. Jch fand einmal bey dem Biſchof von Lief- land, Koſſakowski, zwey juͤngere Landboten von der Revolutionſpartey. Er ſtellte ihnen die Gefahr vor, die ſich Polen zuzoͤge, wenn man fortfuͤhre, Rußland ſo hart zu behandeln, und alles aufzuheben, was die Republik an dieſe Macht baͤnde. Er fuͤhrte ihnen zu Ge- muͤthe, wie ſchwach Polen ſey, um ſich Ruß- land zu widerſetzen, im Fall es, nach einem, mit Schweden und mit der Pforte geſchloſſe- nen Frieden, losbraͤche; daß es weder eine ſtarke, noch regelmaͤßige, noch mit den noth- wendigſten Kriegsbeduͤrfniſſen verſehene Armee habe; daß Preußen und Oeſterreich, wenn es zur Hauptſache kaͤme, die patriotiſche Partey im Stiche laſſen wuͤrden ꝛc., mit einem Worte, er verkuͤndigte ihnen alles, was nachher einge- troffen iſt. Die Landboten ſagten, unter tie- fen Verneigungen, zu dem allen ja und wieder ja; doch wenn er ſie dann ermahnte, ſich dem gemaͤß zu benehmen, ſo kamen ſie, unter der

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/166>, abgerufen am 21.11.2024.