Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.Genuß, wo er ihn findet und überläßt dem Freundschaft ist hier entweder auf politi- Genuß, wo er ihn findet und uͤberlaͤßt dem Freundſchaft iſt hier entweder auf politi- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0199" n="189"/> Genuß, wo <hi rendition="#g">er</hi> ihn findet und uͤberlaͤßt dem<lb/> andern, hierin fuͤr ſich ſelbſt zu ſorgen.</p><lb/> <p>Freundſchaft iſt hier entweder auf politi-<lb/> ſchen Eigennutz, oder auf geſellſchaftliche Be-<lb/> duͤrfniſſe gebauet. Eine reinere Art derſelben<lb/> findet hier nur unter Leuten Statt, die einan-<lb/> der politiſch weder ſchaden noch nuͤtzen koͤnnen,<lb/> deren wechſelſeitige Laufbahnen einander nicht<lb/> beruͤhren, und die deshalb keine Urſachen ha-<lb/> ben, gegenſeitig auf einander eiferſuͤchtig zu<lb/> ſeyn. Dieſe Gattung iſt eben ſo feurig, eben<lb/> ſo dauerhaft hier als anderwaͤrts, wenn ſie<lb/> auch ſeltener ſeyn ſollte. Es fehlt den Polen<lb/> nicht an Gefuͤhl, uͤberhaupt nicht an ſchoͤnen<lb/> Eigenſchaften des Herzens; aber die Verfaſ-<lb/> ſung und Lebensart untergraben und unter-<lb/> druͤcken ſie um die Wette, und oͤfterer, als es<lb/> z. B. in einem Staate der Fall ſeyn kann,<lb/> wo Geſetz und Monarch eine Menge von Ge-<lb/> genſtaͤnden, die hier ein allgemeines ehr- und<lb/> eiferſuͤchtiges Gedraͤnge erregen, ein fuͤr alle-<lb/> mal an ſich genommen haben, und wo die Po-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [189/0199]
Genuß, wo er ihn findet und uͤberlaͤßt dem
andern, hierin fuͤr ſich ſelbſt zu ſorgen.
Freundſchaft iſt hier entweder auf politi-
ſchen Eigennutz, oder auf geſellſchaftliche Be-
duͤrfniſſe gebauet. Eine reinere Art derſelben
findet hier nur unter Leuten Statt, die einan-
der politiſch weder ſchaden noch nuͤtzen koͤnnen,
deren wechſelſeitige Laufbahnen einander nicht
beruͤhren, und die deshalb keine Urſachen ha-
ben, gegenſeitig auf einander eiferſuͤchtig zu
ſeyn. Dieſe Gattung iſt eben ſo feurig, eben
ſo dauerhaft hier als anderwaͤrts, wenn ſie
auch ſeltener ſeyn ſollte. Es fehlt den Polen
nicht an Gefuͤhl, uͤberhaupt nicht an ſchoͤnen
Eigenſchaften des Herzens; aber die Verfaſ-
ſung und Lebensart untergraben und unter-
druͤcken ſie um die Wette, und oͤfterer, als es
z. B. in einem Staate der Fall ſeyn kann,
wo Geſetz und Monarch eine Menge von Ge-
genſtaͤnden, die hier ein allgemeines ehr- und
eiferſuͤchtiges Gedraͤnge erregen, ein fuͤr alle-
mal an ſich genommen haben, und wo die Po-
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