Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.scheidenen Wesen, in Warschau. Er kam täg- ſcheidenen Weſen, in Warſchau. Er kam taͤg- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="10"/> ſcheidenen Weſen, in Warſchau. Er kam taͤg-<lb/> lich in den <hi rendition="#g">weißen Adler</hi> zu Tiſche, und<lb/> fiel mir dort wegen eben dieſes, einem jungen<lb/> Polen ungewoͤhnlichen, ſanften Weſens auf.<lb/> Jn den erſten Tagen trug er ſich polniſch;<lb/> die Farbe ſeines Kleides war unſcheinbar; ſein<lb/> Paß nicht praͤchtig; ſein Saͤbel, nach aͤlterer<lb/> Sitte, klein und ſchwarz. Er miſchte ſich we-<lb/> nig in die Unterhaltung, und forderte, was er<lb/> brauchte, von den <hi rendition="#g">Kredenzern</hi> (ſo nennt<lb/> man hier die Kellner) ohne Geraͤuſch, und er-<lb/> wartete es ohne Ungeduld. Auch kam er je-<lb/> desmal zu Fuße. Jch erfuhr, ſein Vater, der<lb/> ſehr reich ſeyn ſollte, habe ihn nach Warſchau<lb/> geſchickt, daß er mit der Welt bekannt werden<lb/> moͤchte. Gewoͤhnlich hatte er einen andern<lb/> jungen Mann, einen Officier von der Artille-<lb/> rie, der jedoch einige Jahre aͤlter war, bey<lb/> ſich. Jch fand beyde haͤufig im Reichstags-<lb/> ſaale, wo ſie ſehr aufmerkſam waren, und in<lb/> einigen oͤffentlichen Geſellſchaften wieder, wo<lb/> ſie wenig Bekanntſchaft zu haben ſchienen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [10/0020]
ſcheidenen Weſen, in Warſchau. Er kam taͤg-
lich in den weißen Adler zu Tiſche, und
fiel mir dort wegen eben dieſes, einem jungen
Polen ungewoͤhnlichen, ſanften Weſens auf.
Jn den erſten Tagen trug er ſich polniſch;
die Farbe ſeines Kleides war unſcheinbar; ſein
Paß nicht praͤchtig; ſein Saͤbel, nach aͤlterer
Sitte, klein und ſchwarz. Er miſchte ſich we-
nig in die Unterhaltung, und forderte, was er
brauchte, von den Kredenzern (ſo nennt
man hier die Kellner) ohne Geraͤuſch, und er-
wartete es ohne Ungeduld. Auch kam er je-
desmal zu Fuße. Jch erfuhr, ſein Vater, der
ſehr reich ſeyn ſollte, habe ihn nach Warſchau
geſchickt, daß er mit der Welt bekannt werden
moͤchte. Gewoͤhnlich hatte er einen andern
jungen Mann, einen Officier von der Artille-
rie, der jedoch einige Jahre aͤlter war, bey
ſich. Jch fand beyde haͤufig im Reichstags-
ſaale, wo ſie ſehr aufmerkſam waren, und in
einigen oͤffentlichen Geſellſchaften wieder, wo
ſie wenig Bekanntſchaft zu haben ſchienen
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