von Speisewirth, der viel Zuspruch hat. Es ist ein Krebsmäster. Er hat in mehreren Behältern seine Thiere in der Mast, verbirgt aber die Mastungsart selbst als ein Geheim- niß, vermuthlich aus dem doppelten Grunde, daß er Nebenbuhler vermeiden und daß er sei- nen Gästen mit dem Anblicke der Aezung die Eßlust nicht verderben will.
Es ist wahr, er bringt die Krebse zu einer ungewöhnlichen Größe und Fülle. Die be- rühmten Oderkrebse kommen ihnen in beyden nicht gleich, noch weniger im Geschmacke. Die Art, sie zuzubereiten, hat auch etwas be- sonderes, und ist mithin auch ein Geheimniß. Man würde vielleicht nicht glauben, daß man bey diesem Mann Dukaten verzehren könne, wenn man nicht schon durch mehrere Winke benachrichtigt worden wäre, daß in Warschau alles vornehm und theuer ist. Zudem sind Burgunder, Champagner und alter Unger die einzigen Weine, die man mit Anstand dazu trinken kann, da das Gericht Krebse selbst nur
von Speiſewirth, der viel Zuſpruch hat. Es iſt ein Krebsmaͤſter. Er hat in mehreren Behaͤltern ſeine Thiere in der Maſt, verbirgt aber die Maſtungsart ſelbſt als ein Geheim- niß, vermuthlich aus dem doppelten Grunde, daß er Nebenbuhler vermeiden und daß er ſei- nen Gaͤſten mit dem Anblicke der Aezung die Eßluſt nicht verderben will.
Es iſt wahr, er bringt die Krebſe zu einer ungewoͤhnlichen Groͤße und Fuͤlle. Die be- ruͤhmten Oderkrebſe kommen ihnen in beyden nicht gleich, noch weniger im Geſchmacke. Die Art, ſie zuzubereiten, hat auch etwas be- ſonderes, und iſt mithin auch ein Geheimniß. Man wuͤrde vielleicht nicht glauben, daß man bey dieſem Mann Dukaten verzehren koͤnne, wenn man nicht ſchon durch mehrere Winke benachrichtigt worden waͤre, daß in Warſchau alles vornehm und theuer iſt. Zudem ſind Burgunder, Champagner und alter Unger die einzigen Weine, die man mit Anſtand dazu trinken kann, da das Gericht Krebſe ſelbſt nur
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von Speiſewirth, der viel Zuſpruch hat. Es
iſt ein Krebsmaͤſter. Er hat in mehreren
Behaͤltern ſeine Thiere in der Maſt, verbirgt
aber die Maſtungsart ſelbſt als ein Geheim-
niß, vermuthlich aus dem doppelten Grunde,
daß er Nebenbuhler vermeiden und daß er ſei-
nen Gaͤſten mit dem Anblicke der Aezung die
Eßluſt nicht verderben will.
Es iſt wahr, er bringt die Krebſe zu einer
ungewoͤhnlichen Groͤße und Fuͤlle. Die be-
ruͤhmten Oderkrebſe kommen ihnen in beyden
nicht gleich, noch weniger im Geſchmacke.
Die Art, ſie zuzubereiten, hat auch etwas be-
ſonderes, und iſt mithin auch ein Geheimniß.
Man wuͤrde vielleicht nicht glauben, daß man
bey dieſem Mann Dukaten verzehren koͤnne,
wenn man nicht ſchon durch mehrere Winke
benachrichtigt worden waͤre, daß in Warſchau
alles vornehm und theuer iſt. Zudem ſind
Burgunder, Champagner und alter Unger die
einzigen Weine, die man mit Anſtand dazu
trinken kann, da das Gericht Krebſe ſelbſt nur
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/53>, abgerufen am 16.02.2025.
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