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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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Bey dem Luxus, der hier, wie anderwärts,
die Heirathen vermindert, und der Hagestol-
zen mit jedem Jahre mehr macht; bey der
Menge von jungen Leuten, die hier in den
Staatskollegien, beym Militär, in den Schreib-
stuben und Gewölben der Kaufleute etc. ange-
stellt sind; bey dem starken Zuströmen des
Adels aus den Provinzen, der oft nur des Le-
bensgenusses wegen hieher kömmt, und für
denselben mit vollen Händen ausstreuet; bey
der Ungebundenheit, welche Grundsätze und
öffentliche Meynung in diesem Punkt hier ein-
mal angenommen haben; bey der scheulosern
Art, seinen Launen und Gelüsten nachzuhan-
gen, die in freyen Verfassungen den Staats-
bürgern zur Natur wird; bey der verwahr-
losten Erziehung des weiblichen Geschlechts ge-
ringerer Klassen; bey dem schlechten Beyspiele,
das hierin die Weiber und Männer höherer
Klassen geben; bey dem Mangel aller näheren
Aufsicht von Seiten des Staates, durch die
Polizey -- bey diesen Umständen ist es kein

Drittes Heft. D

Bey dem Luxus, der hier, wie anderwaͤrts,
die Heirathen vermindert, und der Hageſtol-
zen mit jedem Jahre mehr macht; bey der
Menge von jungen Leuten, die hier in den
Staatskollegien, beym Militaͤr, in den Schreib-
ſtuben und Gewoͤlben der Kaufleute ꝛc. ange-
ſtellt ſind; bey dem ſtarken Zuſtroͤmen des
Adels aus den Provinzen, der oft nur des Le-
bensgenuſſes wegen hieher koͤmmt, und fuͤr
denſelben mit vollen Haͤnden ausſtreuet; bey
der Ungebundenheit, welche Grundſaͤtze und
oͤffentliche Meynung in dieſem Punkt hier ein-
mal angenommen haben; bey der ſcheuloſern
Art, ſeinen Launen und Geluͤſten nachzuhan-
gen, die in freyen Verfaſſungen den Staats-
buͤrgern zur Natur wird; bey der verwahr-
loſten Erziehung des weiblichen Geſchlechts ge-
ringerer Klaſſen; bey dem ſchlechten Beyſpiele,
das hierin die Weiber und Maͤnner hoͤherer
Klaſſen geben; bey dem Mangel aller naͤheren
Aufſicht von Seiten des Staates, durch die
Polizey — bey dieſen Umſtaͤnden iſt es kein

Drittes Heft. D
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[49/0059] Bey dem Luxus, der hier, wie anderwaͤrts, die Heirathen vermindert, und der Hageſtol- zen mit jedem Jahre mehr macht; bey der Menge von jungen Leuten, die hier in den Staatskollegien, beym Militaͤr, in den Schreib- ſtuben und Gewoͤlben der Kaufleute ꝛc. ange- ſtellt ſind; bey dem ſtarken Zuſtroͤmen des Adels aus den Provinzen, der oft nur des Le- bensgenuſſes wegen hieher koͤmmt, und fuͤr denſelben mit vollen Haͤnden ausſtreuet; bey der Ungebundenheit, welche Grundſaͤtze und oͤffentliche Meynung in dieſem Punkt hier ein- mal angenommen haben; bey der ſcheuloſern Art, ſeinen Launen und Geluͤſten nachzuhan- gen, die in freyen Verfaſſungen den Staats- buͤrgern zur Natur wird; bey der verwahr- loſten Erziehung des weiblichen Geſchlechts ge- ringerer Klaſſen; bey dem ſchlechten Beyſpiele, das hierin die Weiber und Maͤnner hoͤherer Klaſſen geben; bey dem Mangel aller naͤheren Aufſicht von Seiten des Staates, durch die Polizey — bey dieſen Umſtaͤnden iſt es kein Drittes Heft. D

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/59>, abgerufen am 21.11.2024.