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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795.

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Warschau aufzuhalten gedenkt, in seinen Sold
zu treten. Dieser ist dann nach der Einnahme
bestimmt, die sie sich sonst zu verschaffen wußte,
und steigt von fünf und zwanzig bis auf funf-
zig und hundert Dukaten. Da sie ihre Liebha-
ber durch ihren vorgeblichen Mann, oder Bru-
der, oder Verwandten in beständiger Schüch-
ternheit erhalten können, so schlüpfen ihre son-
stigen Kunden unter dieser Maske beständig
bey ihr aus und ein; oder sie bedingt sich auch
gewisse Stunden aus, wo sie diese Geschöpfe
ihres Betrugs um sich dulden zu müssen vor-
giebt. Man hat Beyspiele, daß Mädchen die-
ser Art Edelleute aus der Provinz in dieser
Täuschung so geschickt zu erhalten und so an
sich zu fesseln wußten, daß letztre sie, als ver-
meynte junge Frauen, ihren Männern, oder
als vermeynte junge Wittwen, denen man eine
zweyte Heirath aufdringen wollte, ihren Ver-
wandten bey Nacht und Nebel, unter Zittern
und Beben, entführten, auf ihre Güter in
Sicherheit brachten und sie heimlich unterhiel-

Warſchau aufzuhalten gedenkt, in ſeinen Sold
zu treten. Dieſer iſt dann nach der Einnahme
beſtimmt, die ſie ſich ſonſt zu verſchaffen wußte,
und ſteigt von fuͤnf und zwanzig bis auf funf-
zig und hundert Dukaten. Da ſie ihre Liebha-
ber durch ihren vorgeblichen Mann, oder Bru-
der, oder Verwandten in beſtaͤndiger Schuͤch-
ternheit erhalten koͤnnen, ſo ſchluͤpfen ihre ſon-
ſtigen Kunden unter dieſer Maske beſtaͤndig
bey ihr aus und ein; oder ſie bedingt ſich auch
gewiſſe Stunden aus, wo ſie dieſe Geſchoͤpfe
ihres Betrugs um ſich dulden zu muͤſſen vor-
giebt. Man hat Beyſpiele, daß Maͤdchen die-
ſer Art Edelleute aus der Provinz in dieſer
Taͤuſchung ſo geſchickt zu erhalten und ſo an
ſich zu feſſeln wußten, daß letztre ſie, als ver-
meynte junge Frauen, ihren Maͤnnern, oder
als vermeynte junge Wittwen, denen man eine
zweyte Heirath aufdringen wollte, ihren Ver-
wandten bey Nacht und Nebel, unter Zittern
und Beben, entfuͤhrten, auf ihre Guͤter in
Sicherheit brachten und ſie heimlich unterhiel-

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[68/0078] Warſchau aufzuhalten gedenkt, in ſeinen Sold zu treten. Dieſer iſt dann nach der Einnahme beſtimmt, die ſie ſich ſonſt zu verſchaffen wußte, und ſteigt von fuͤnf und zwanzig bis auf funf- zig und hundert Dukaten. Da ſie ihre Liebha- ber durch ihren vorgeblichen Mann, oder Bru- der, oder Verwandten in beſtaͤndiger Schuͤch- ternheit erhalten koͤnnen, ſo ſchluͤpfen ihre ſon- ſtigen Kunden unter dieſer Maske beſtaͤndig bey ihr aus und ein; oder ſie bedingt ſich auch gewiſſe Stunden aus, wo ſie dieſe Geſchoͤpfe ihres Betrugs um ſich dulden zu muͤſſen vor- giebt. Man hat Beyſpiele, daß Maͤdchen die- ſer Art Edelleute aus der Provinz in dieſer Taͤuſchung ſo geſchickt zu erhalten und ſo an ſich zu feſſeln wußten, daß letztre ſie, als ver- meynte junge Frauen, ihren Maͤnnern, oder als vermeynte junge Wittwen, denen man eine zweyte Heirath aufdringen wollte, ihren Ver- wandten bey Nacht und Nebel, unter Zittern und Beben, entfuͤhrten, auf ihre Guͤter in Sicherheit brachten und ſie heimlich unterhiel-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, [H. 3]. Berlin, 1795, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0201_1795/78>, abgerufen am 21.11.2024.