Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

ten, rohern Art zu leben, einen Luxus, ein
neues Sittenverkehr bewirken konnten, die ih-
rerseits auch ihre Nachtheile im Gefolge hatten;
aber der König glaubte mehr auf junge Leute
wirken zu können, die halb Franzosen, halb
Engländer, halb Jtaliener, als auf solche, die
echte Polen wären; und diese Schlußfolge
war, bey seinem Zwecke, richtig. Wo er nur
konnte, beförderte er junge Männer zu Stellen,
die Einfluß auf Geschäfte und Nationalver-
handlungen hatten. Er zog sie bey Hofe her-
vor, ließ sie bey seinen Gesellschaften zu, be-
setzte auch mit ihnen einen großen Theil der
Hofämter. Die bloß glänzenden Würden ließ
er und gab er noch bejahrten echten Polen, die
er nicht übergehen konnte, an denen er jedoch
nicht abließ, zu arbeiten, um die auffallend-
sten Vorurtheile bey ihnen zu untergraben.
Es gelang ihm auch, selbst von diesen Meh-
rere zu einer gewissen Mäßigung und Aufklä-
rung zu bringen. Sein Plan aber war, diese
alte Generation allmählig aussterben zu lassen

ten, rohern Art zu leben, einen Luxus, ein
neues Sittenverkehr bewirken konnten, die ih-
rerſeits auch ihre Nachtheile im Gefolge hatten;
aber der Koͤnig glaubte mehr auf junge Leute
wirken zu koͤnnen, die halb Franzoſen, halb
Englaͤnder, halb Jtaliener, als auf ſolche, die
echte Polen waͤren; und dieſe Schlußfolge
war, bey ſeinem Zwecke, richtig. Wo er nur
konnte, befoͤrderte er junge Maͤnner zu Stellen,
die Einfluß auf Geſchaͤfte und Nationalver-
handlungen hatten. Er zog ſie bey Hofe her-
vor, ließ ſie bey ſeinen Geſellſchaften zu, be-
ſetzte auch mit ihnen einen großen Theil der
Hofaͤmter. Die bloß glaͤnzenden Wuͤrden ließ
er und gab er noch bejahrten echten Polen, die
er nicht uͤbergehen konnte, an denen er jedoch
nicht abließ, zu arbeiten, um die auffallend-
ſten Vorurtheile bey ihnen zu untergraben.
Es gelang ihm auch, ſelbſt von dieſen Meh-
rere zu einer gewiſſen Maͤßigung und Aufklaͤ-
rung zu bringen. Sein Plan aber war, dieſe
alte Generation allmaͤhlig ausſterben zu laſſen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0166" n="156"/>
ten, rohern Art zu leben, einen Luxus, ein<lb/>
neues Sittenverkehr bewirken konnten, die ih-<lb/>
rer&#x017F;eits auch ihre Nachtheile im Gefolge hatten;<lb/>
aber der Ko&#x0364;nig glaubte mehr auf junge Leute<lb/>
wirken zu ko&#x0364;nnen, die halb Franzo&#x017F;en, halb<lb/>
Engla&#x0364;nder, halb Jtaliener, als auf &#x017F;olche, die<lb/>
echte Polen wa&#x0364;ren; und die&#x017F;e Schlußfolge<lb/>
war, bey &#x017F;einem Zwecke, richtig. Wo er nur<lb/>
konnte, befo&#x0364;rderte er junge Ma&#x0364;nner zu Stellen,<lb/>
die Einfluß auf Ge&#x017F;cha&#x0364;fte und Nationalver-<lb/>
handlungen hatten. Er zog &#x017F;ie bey Hofe her-<lb/>
vor, ließ &#x017F;ie bey &#x017F;einen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften zu, be-<lb/>
&#x017F;etzte auch mit ihnen einen großen Theil der<lb/>
Hofa&#x0364;mter. Die bloß gla&#x0364;nzenden Wu&#x0364;rden ließ<lb/>
er und gab er noch bejahrten echten Polen, die<lb/>
er nicht u&#x0364;bergehen konnte, an denen er jedoch<lb/>
nicht abließ, zu arbeiten, um die auffallend-<lb/>
&#x017F;ten Vorurtheile bey ihnen zu untergraben.<lb/>
Es gelang ihm auch, &#x017F;elb&#x017F;t von die&#x017F;en Meh-<lb/>
rere zu einer gewi&#x017F;&#x017F;en Ma&#x0364;ßigung und Aufkla&#x0364;-<lb/>
rung zu bringen. Sein Plan aber war, die&#x017F;e<lb/>
alte Generation allma&#x0364;hlig aus&#x017F;terben zu la&#x017F;&#x017F;en<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0166] ten, rohern Art zu leben, einen Luxus, ein neues Sittenverkehr bewirken konnten, die ih- rerſeits auch ihre Nachtheile im Gefolge hatten; aber der Koͤnig glaubte mehr auf junge Leute wirken zu koͤnnen, die halb Franzoſen, halb Englaͤnder, halb Jtaliener, als auf ſolche, die echte Polen waͤren; und dieſe Schlußfolge war, bey ſeinem Zwecke, richtig. Wo er nur konnte, befoͤrderte er junge Maͤnner zu Stellen, die Einfluß auf Geſchaͤfte und Nationalver- handlungen hatten. Er zog ſie bey Hofe her- vor, ließ ſie bey ſeinen Geſellſchaften zu, be- ſetzte auch mit ihnen einen großen Theil der Hofaͤmter. Die bloß glaͤnzenden Wuͤrden ließ er und gab er noch bejahrten echten Polen, die er nicht uͤbergehen konnte, an denen er jedoch nicht abließ, zu arbeiten, um die auffallend- ſten Vorurtheile bey ihnen zu untergraben. Es gelang ihm auch, ſelbſt von dieſen Meh- rere zu einer gewiſſen Maͤßigung und Aufklaͤ- rung zu bringen. Sein Plan aber war, dieſe alte Generation allmaͤhlig ausſterben zu laſſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/166
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/166>, abgerufen am 22.12.2024.