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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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Diesen Gang nahm die Theilnahme des
Königs an der Revolution. Aus den bisher
aufgestellten Angaben, verbunden mit den obi-
gen Winken über seinen Charakter, geht das
Urtheil, das man in Absicht dieser Eräugniß
über ihn fällen kann, bey unbefangenen und
billigen Beobachtern von selbst hervor.

Die ersten Stifter dieser vorgehabten Re-
volution und die vornehmsten Theilhaber an
derselben, erfuhr man erst zuverläßig, nachdem
Rußland sich Polens wieder bemächtigt hatte.
Bis dahin hatten sie nicht für rathsam gehal-
ten, sich als Führer zu erkennen zu geben,
wenn sie sich auch als eifrige Theilnehmer ge-
zeigt hatten. Sie durften nicht kund werden
lassen, daß es nur so wenige waren, die den
größesten Theil der Nation in Feuer setzten
und zu ihren Zwecken leiteten. Hellsehende
Augen drangen allerdings durch den Vorhang,
aber ihre Bemerkungen fanden keinen Beyfall,
weil der Stolz und die Eitelkeit des großen
Haufens der Patrioten sich gedemüthigt füh-

Dieſen Gang nahm die Theilnahme des
Koͤnigs an der Revolution. Aus den bisher
aufgeſtellten Angaben, verbunden mit den obi-
gen Winken uͤber ſeinen Charakter, geht das
Urtheil, das man in Abſicht dieſer Eraͤugniß
uͤber ihn faͤllen kann, bey unbefangenen und
billigen Beobachtern von ſelbſt hervor.

Die erſten Stifter dieſer vorgehabten Re-
volution und die vornehmſten Theilhaber an
derſelben, erfuhr man erſt zuverlaͤßig, nachdem
Rußland ſich Polens wieder bemaͤchtigt hatte.
Bis dahin hatten ſie nicht fuͤr rathſam gehal-
ten, ſich als Fuͤhrer zu erkennen zu geben,
wenn ſie ſich auch als eifrige Theilnehmer ge-
zeigt hatten. Sie durften nicht kund werden
laſſen, daß es nur ſo wenige waren, die den
groͤßeſten Theil der Nation in Feuer ſetzten
und zu ihren Zwecken leiteten. Hellſehende
Augen drangen allerdings durch den Vorhang,
aber ihre Bemerkungen fanden keinen Beyfall,
weil der Stolz und die Eitelkeit des großen
Haufens der Patrioten ſich gedemuͤthigt fuͤh-

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[165/0175] Dieſen Gang nahm die Theilnahme des Koͤnigs an der Revolution. Aus den bisher aufgeſtellten Angaben, verbunden mit den obi- gen Winken uͤber ſeinen Charakter, geht das Urtheil, das man in Abſicht dieſer Eraͤugniß uͤber ihn faͤllen kann, bey unbefangenen und billigen Beobachtern von ſelbſt hervor. Die erſten Stifter dieſer vorgehabten Re- volution und die vornehmſten Theilhaber an derſelben, erfuhr man erſt zuverlaͤßig, nachdem Rußland ſich Polens wieder bemaͤchtigt hatte. Bis dahin hatten ſie nicht fuͤr rathſam gehal- ten, ſich als Fuͤhrer zu erkennen zu geben, wenn ſie ſich auch als eifrige Theilnehmer ge- zeigt hatten. Sie durften nicht kund werden laſſen, daß es nur ſo wenige waren, die den groͤßeſten Theil der Nation in Feuer ſetzten und zu ihren Zwecken leiteten. Hellſehende Augen drangen allerdings durch den Vorhang, aber ihre Bemerkungen fanden keinen Beyfall, weil der Stolz und die Eitelkeit des großen Haufens der Patrioten ſich gedemuͤthigt fuͤh-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/175>, abgerufen am 22.12.2024.