Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

Warschau höchstens Schmiedte, Schuhmacher,
Leinweber, Schneider, Schlosser, Metzger,
Sattler und andre von dieser Klasse; aber
Silber- und Goldarbeiter, Uhrmacher, Fär-
ber, Hutmacher, Schwertfeger, Gürtler, Ebe-
nisten, Gerber und dergl. waren ungewöhnlich
selten. Eben so fand man weder Maler, noch
Bildhauer, noch Vergolder, noch Baumeister
dort, und man mußte diese Künstler oder ihre
Arbeiten jedesmal verschreiben.

Jetzt wird man in Warschau nicht leicht
nach einem dieser Künstler oder Handwerker
vergebens fragen. Die Prachtliebe und der
Hang zum Bauen, welche der erstre der bey-
den genannten Könige zeigte, lockten besonders
eine Menge sächsischer Künstler und Hand-
werker nach Warschau, die damals Polen für
eine Goldgrube zu halten pflegten, weil sie
nur an die gute Bezahlung ihrer Arbeiten und
nicht an die Theure der Lebensmittel in diesem
Lande dachten. Sie kamen indessen, auf Ver-
sprechungen oder ohne dergleichen, hierher, be-

Warſchau hoͤchſtens Schmiedte, Schuhmacher,
Leinweber, Schneider, Schloſſer, Metzger,
Sattler und andre von dieſer Klaſſe; aber
Silber- und Goldarbeiter, Uhrmacher, Faͤr-
ber, Hutmacher, Schwertfeger, Guͤrtler, Ebe-
niſten, Gerber und dergl. waren ungewoͤhnlich
ſelten. Eben ſo fand man weder Maler, noch
Bildhauer, noch Vergolder, noch Baumeiſter
dort, und man mußte dieſe Kuͤnſtler oder ihre
Arbeiten jedesmal verſchreiben.

Jetzt wird man in Warſchau nicht leicht
nach einem dieſer Kuͤnſtler oder Handwerker
vergebens fragen. Die Prachtliebe und der
Hang zum Bauen, welche der erſtre der bey-
den genannten Koͤnige zeigte, lockten beſonders
eine Menge ſaͤchſiſcher Kuͤnſtler und Hand-
werker nach Warſchau, die damals Polen fuͤr
eine Goldgrube zu halten pflegten, weil ſie
nur an die gute Bezahlung ihrer Arbeiten und
nicht an die Theure der Lebensmittel in dieſem
Lande dachten. Sie kamen indeſſen, auf Ver-
ſprechungen oder ohne dergleichen, hierher, be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0025" n="15"/>
War&#x017F;chau ho&#x0364;ch&#x017F;tens Schmiedte, Schuhmacher,<lb/>
Leinweber, Schneider, Schlo&#x017F;&#x017F;er, Metzger,<lb/>
Sattler und andre von die&#x017F;er Kla&#x017F;&#x017F;e; aber<lb/>
Silber- und Goldarbeiter, Uhrmacher, Fa&#x0364;r-<lb/>
ber, Hutmacher, Schwertfeger, Gu&#x0364;rtler, Ebe-<lb/>
ni&#x017F;ten, Gerber und dergl. waren ungewo&#x0364;hnlich<lb/>
&#x017F;elten. Eben &#x017F;o fand man weder Maler, noch<lb/>
Bildhauer, noch Vergolder, noch Baumei&#x017F;ter<lb/>
dort, und man mußte die&#x017F;e Ku&#x0364;n&#x017F;tler oder ihre<lb/>
Arbeiten jedesmal ver&#x017F;chreiben.</p><lb/>
        <p>Jetzt wird man in War&#x017F;chau nicht leicht<lb/>
nach einem die&#x017F;er Ku&#x0364;n&#x017F;tler oder Handwerker<lb/>
vergebens fragen. Die Prachtliebe und der<lb/>
Hang zum Bauen, welche der er&#x017F;tre der bey-<lb/>
den genannten Ko&#x0364;nige zeigte, lockten be&#x017F;onders<lb/>
eine Menge &#x017F;a&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;cher Ku&#x0364;n&#x017F;tler und Hand-<lb/>
werker nach War&#x017F;chau, die damals Polen fu&#x0364;r<lb/>
eine Goldgrube zu halten pflegten, weil &#x017F;ie<lb/>
nur an die gute Bezahlung ihrer Arbeiten und<lb/>
nicht an die Theure der Lebensmittel in die&#x017F;em<lb/>
Lande dachten. Sie kamen inde&#x017F;&#x017F;en, auf Ver-<lb/>
&#x017F;prechungen oder ohne dergleichen, hierher, be-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0025] Warſchau hoͤchſtens Schmiedte, Schuhmacher, Leinweber, Schneider, Schloſſer, Metzger, Sattler und andre von dieſer Klaſſe; aber Silber- und Goldarbeiter, Uhrmacher, Faͤr- ber, Hutmacher, Schwertfeger, Guͤrtler, Ebe- niſten, Gerber und dergl. waren ungewoͤhnlich ſelten. Eben ſo fand man weder Maler, noch Bildhauer, noch Vergolder, noch Baumeiſter dort, und man mußte dieſe Kuͤnſtler oder ihre Arbeiten jedesmal verſchreiben. Jetzt wird man in Warſchau nicht leicht nach einem dieſer Kuͤnſtler oder Handwerker vergebens fragen. Die Prachtliebe und der Hang zum Bauen, welche der erſtre der bey- den genannten Koͤnige zeigte, lockten beſonders eine Menge ſaͤchſiſcher Kuͤnſtler und Hand- werker nach Warſchau, die damals Polen fuͤr eine Goldgrube zu halten pflegten, weil ſie nur an die gute Bezahlung ihrer Arbeiten und nicht an die Theure der Lebensmittel in dieſem Lande dachten. Sie kamen indeſſen, auf Ver- ſprechungen oder ohne dergleichen, hierher, be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/25
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/25>, abgerufen am 22.12.2024.