Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

ihre Gewölbe geschlossen, und andre vertrödeln
ihre Bücher durch Herumträger. Die Wissen-
schaften scheinen auf einmal in ihren vorigen
tiefen Schlummer zurück gesunken zu seyn, und
es gewinnt das Ansehn, als ob die polnische
Literatur, als polnische, ganz sterben werde,
um mit der Zeit einmal, als ein Theil der
Russischen, der Oesterreichischen und Preußi-
schen wieder aufzuerstehen.

Der erwähnte Buchhändler und Buchdruk-
ker Gröll hat viel Verdienste um die Buch-
druckerey in Polen und um die deutschen Lieb-
haber der Wissenschaften in Warschau. Als
er sich in dieser Stadt besetzte, waren nur
zwey oder drey Druckereyen vorhanden, die
bloß polnische und lateinische Bücher, Staats-
verhandlungen, kleine politische Schriften, und
die gemeinsten Schulbücher druckten; er druck-
te polnisch, lateinisch, französisch und deutsch.
Seine Arbeiten waren sauber, richtig, nach der
Kunst, hatten mehr Geschmack; seine Preise
waren billig. Da er zugleich einen Buchladen

ihre Gewoͤlbe geſchloſſen, und andre vertroͤdeln
ihre Buͤcher durch Herumtraͤger. Die Wiſſen-
ſchaften ſcheinen auf einmal in ihren vorigen
tiefen Schlummer zuruͤck geſunken zu ſeyn, und
es gewinnt das Anſehn, als ob die polniſche
Literatur, als polniſche, ganz ſterben werde,
um mit der Zeit einmal, als ein Theil der
Ruſſiſchen, der Oeſterreichiſchen und Preußi-
ſchen wieder aufzuerſtehen.

Der erwaͤhnte Buchhaͤndler und Buchdruk-
ker Groͤll hat viel Verdienſte um die Buch-
druckerey in Polen und um die deutſchen Lieb-
haber der Wiſſenſchaften in Warſchau. Als
er ſich in dieſer Stadt beſetzte, waren nur
zwey oder drey Druckereyen vorhanden, die
bloß polniſche und lateiniſche Buͤcher, Staats-
verhandlungen, kleine politiſche Schriften, und
die gemeinſten Schulbuͤcher druckten; er druck-
te polniſch, lateiniſch, franzoͤſiſch und deutſch.
Seine Arbeiten waren ſauber, richtig, nach der
Kunſt, hatten mehr Geſchmack; ſeine Preiſe
waren billig. Da er zugleich einen Buchladen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0047" n="37"/>
ihre Gewo&#x0364;lbe ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, und andre vertro&#x0364;deln<lb/>
ihre Bu&#x0364;cher durch Herumtra&#x0364;ger. Die Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaften &#x017F;cheinen auf einmal in ihren vorigen<lb/>
tiefen Schlummer zuru&#x0364;ck ge&#x017F;unken zu &#x017F;eyn, und<lb/>
es gewinnt das An&#x017F;ehn, als ob die polni&#x017F;che<lb/>
Literatur, als polni&#x017F;che, ganz &#x017F;terben werde,<lb/>
um mit der Zeit einmal, als ein Theil der<lb/>
Ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen, der Oe&#x017F;terreichi&#x017F;chen und Preußi-<lb/>
&#x017F;chen wieder aufzuer&#x017F;tehen.</p><lb/>
        <p>Der erwa&#x0364;hnte Buchha&#x0364;ndler und Buchdruk-<lb/>
ker <hi rendition="#g">Gro&#x0364;ll</hi> hat viel Verdien&#x017F;te um die Buch-<lb/>
druckerey in Polen und um die deut&#x017F;chen Lieb-<lb/>
haber der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften in War&#x017F;chau. Als<lb/>
er &#x017F;ich in die&#x017F;er Stadt be&#x017F;etzte, waren nur<lb/>
zwey oder drey Druckereyen vorhanden, die<lb/>
bloß polni&#x017F;che und lateini&#x017F;che Bu&#x0364;cher, Staats-<lb/>
verhandlungen, kleine politi&#x017F;che Schriften, und<lb/>
die gemein&#x017F;ten Schulbu&#x0364;cher druckten; er druck-<lb/>
te polni&#x017F;ch, lateini&#x017F;ch, franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch und deut&#x017F;ch.<lb/>
Seine Arbeiten waren &#x017F;auber, richtig, nach der<lb/>
Kun&#x017F;t, hatten mehr Ge&#x017F;chmack; &#x017F;eine Prei&#x017F;e<lb/>
waren billig. Da er zugleich einen Buchladen<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0047] ihre Gewoͤlbe geſchloſſen, und andre vertroͤdeln ihre Buͤcher durch Herumtraͤger. Die Wiſſen- ſchaften ſcheinen auf einmal in ihren vorigen tiefen Schlummer zuruͤck geſunken zu ſeyn, und es gewinnt das Anſehn, als ob die polniſche Literatur, als polniſche, ganz ſterben werde, um mit der Zeit einmal, als ein Theil der Ruſſiſchen, der Oeſterreichiſchen und Preußi- ſchen wieder aufzuerſtehen. Der erwaͤhnte Buchhaͤndler und Buchdruk- ker Groͤll hat viel Verdienſte um die Buch- druckerey in Polen und um die deutſchen Lieb- haber der Wiſſenſchaften in Warſchau. Als er ſich in dieſer Stadt beſetzte, waren nur zwey oder drey Druckereyen vorhanden, die bloß polniſche und lateiniſche Buͤcher, Staats- verhandlungen, kleine politiſche Schriften, und die gemeinſten Schulbuͤcher druckten; er druck- te polniſch, lateiniſch, franzoͤſiſch und deutſch. Seine Arbeiten waren ſauber, richtig, nach der Kunſt, hatten mehr Geſchmack; ſeine Preiſe waren billig. Da er zugleich einen Buchladen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/47
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/47>, abgerufen am 22.12.2024.