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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795.

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gen Manier der Franzosen, ohne in den Feh-
ler der Ziererey, in Sprache und Anstand, zu
verfallen; und eben so weit sind sie von dem
überladenen Mienen- und Gebährdenspiel der
Jtaliener entfernt. Jm Schau- und Trauer-
spiel neigen sie sich zu der Art der Deutschen;
doch haben sie dieß vor ihnen voraus, daß sie
die Natur, die jene, besonders wenn sie hef-
tige Leidenschaften ausdrucken sollen, ganz roh
darzustellen pflegen, immer mit einer gewissen
Würde oder Veredelung, die Stärke urd Feuer
nicht ausschließen, angeben, ohne in die jam-
merhaften Verzuckungen der Jtaliener und in
die abgezirkelte Hand- Kopf- Fuß- und Au-
gen-Malerey der Franzosen zu verfallen.

Ein gewisser Boguslawski war der Un-
ternehmer dieser Gesellschaft, und zugleich ihr
bester Schauspieler; ein großer, wohlgebilde-
ter Mann, mit einem vorzüglich schönen Sprach-
organ, und einem sehr behenden Körper, der
in jeder Tracht mit Leichtigkeit und Natürlich-
keit sich bewegte, selbst in der französischen,

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gen Manier der Franzoſen, ohne in den Feh-
ler der Ziererey, in Sprache und Anſtand, zu
verfallen; und eben ſo weit ſind ſie von dem
uͤberladenen Mienen- und Gebaͤhrdenſpiel der
Jtaliener entfernt. Jm Schau- und Trauer-
ſpiel neigen ſie ſich zu der Art der Deutſchen;
doch haben ſie dieß vor ihnen voraus, daß ſie
die Natur, die jene, beſonders wenn ſie hef-
tige Leidenſchaften ausdrucken ſollen, ganz roh
darzuſtellen pflegen, immer mit einer gewiſſen
Wuͤrde oder Veredelung, die Staͤrke urd Feuer
nicht ausſchließen, angeben, ohne in die jam-
merhaften Verzuckungen der Jtaliener und in
die abgezirkelte Hand- Kopf- Fuß- und Au-
gen-Malerey der Franzoſen zu verfallen.

Ein gewiſſer Boguslawski war der Un-
ternehmer dieſer Geſellſchaft, und zugleich ihr
beſter Schauſpieler; ein großer, wohlgebilde-
ter Mann, mit einem vorzuͤglich ſchoͤnen Sprach-
organ, und einem ſehr behenden Koͤrper, der
in jeder Tracht mit Leichtigkeit und Natuͤrlich-
keit ſich bewegte, ſelbſt in der franzoͤſiſchen,

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[67/0077] gen Manier der Franzoſen, ohne in den Feh- ler der Ziererey, in Sprache und Anſtand, zu verfallen; und eben ſo weit ſind ſie von dem uͤberladenen Mienen- und Gebaͤhrdenſpiel der Jtaliener entfernt. Jm Schau- und Trauer- ſpiel neigen ſie ſich zu der Art der Deutſchen; doch haben ſie dieß vor ihnen voraus, daß ſie die Natur, die jene, beſonders wenn ſie hef- tige Leidenſchaften ausdrucken ſollen, ganz roh darzuſtellen pflegen, immer mit einer gewiſſen Wuͤrde oder Veredelung, die Staͤrke urd Feuer nicht ausſchließen, angeben, ohne in die jam- merhaften Verzuckungen der Jtaliener und in die abgezirkelte Hand- Kopf- Fuß- und Au- gen-Malerey der Franzoſen zu verfallen. Ein gewiſſer Boguslawski war der Un- ternehmer dieſer Geſellſchaft, und zugleich ihr beſter Schauſpieler; ein großer, wohlgebilde- ter Mann, mit einem vorzuͤglich ſchoͤnen Sprach- organ, und einem ſehr behenden Koͤrper, der in jeder Tracht mit Leichtigkeit und Natuͤrlich- keit ſich bewegte, ſelbſt in der franzoͤſiſchen, E 2

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 2, H. 4. Berlin, 1795, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise0202_1795/77>, abgerufen am 22.12.2024.