ist der Ball zu Ende, die Spatziergänger oder Spatzierfahrer kommen in die Stadt zurück, diejenigen, die nicht außer derselben gewesen sind, gehen noch einigemal auf der Wiese, oder in der Allee, auf und ab, und nach neun Uhr endlich sucht jedermann sein Bette.
Der Ton der Badegesellschaft ist sich nicht zu allen Zeiten gleich. Jede Erneuerung der- selben bringt einen andern mit, und solche Er- neuerung wird ungefähr alle vier Wochen sichtbar. Was von der ältern Gesellschaft übrig bleibt, hält zusammen, und erwartet die Annäherung der Neuangekommenen. Diese sind eingeführt, so bald sie ihr Ankunftsbillet herum geschickt haben. Aber die Freyheit und Gleichheit des Badelebens ist hier weniger zu finden, als anders wo. Man erkundigt sich nach Geburt, Stand und Würde; man macht Ausnahmen, man hört kleine Klätschereyen an und macht dergleichen; man giebt ausschlie- ßend Bälle, Pickenicke, Koncerte. Kommen besonders regierende Personen hieher, so ist
Fünftes Heft. G
iſt der Ball zu Ende, die Spatziergaͤnger oder Spatzierfahrer kommen in die Stadt zuruͤck, diejenigen, die nicht außer derſelben geweſen ſind, gehen noch einigemal auf der Wieſe, oder in der Allee, auf und ab, und nach neun Uhr endlich ſucht jedermann ſein Bette.
Der Ton der Badegeſellſchaft iſt ſich nicht zu allen Zeiten gleich. Jede Erneuerung der- ſelben bringt einen andern mit, und ſolche Er- neuerung wird ungefaͤhr alle vier Wochen ſichtbar. Was von der aͤltern Geſellſchaft uͤbrig bleibt, haͤlt zuſammen, und erwartet die Annaͤherung der Neuangekommenen. Dieſe ſind eingefuͤhrt, ſo bald ſie ihr Ankunftsbillet herum geſchickt haben. Aber die Freyheit und Gleichheit des Badelebens iſt hier weniger zu finden, als anders wo. Man erkundigt ſich nach Geburt, Stand und Wuͤrde; man macht Ausnahmen, man hoͤrt kleine Klaͤtſchereyen an und macht dergleichen; man giebt ausſchlie- ßend Baͤlle, Pickenicke, Koncerte. Kommen beſonders regierende Perſonen hieher, ſo iſt
Fuͤnftes Heft. G
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iſt der Ball zu Ende, die Spatziergaͤnger oder
Spatzierfahrer kommen in die Stadt zuruͤck,
diejenigen, die nicht außer derſelben geweſen
ſind, gehen noch einigemal auf der Wieſe,
oder in der Allee, auf und ab, und nach neun
Uhr endlich ſucht jedermann ſein Bette.
Der Ton der Badegeſellſchaft iſt ſich nicht
zu allen Zeiten gleich. Jede Erneuerung der-
ſelben bringt einen andern mit, und ſolche Er-
neuerung wird ungefaͤhr alle vier Wochen
ſichtbar. Was von der aͤltern Geſellſchaft
uͤbrig bleibt, haͤlt zuſammen, und erwartet die
Annaͤherung der Neuangekommenen. Dieſe
ſind eingefuͤhrt, ſo bald ſie ihr Ankunftsbillet
herum geſchickt haben. Aber die Freyheit und
Gleichheit des Badelebens iſt hier weniger zu
finden, als anders wo. Man erkundigt ſich
nach Geburt, Stand und Wuͤrde; man macht
Ausnahmen, man hoͤrt kleine Klaͤtſchereyen
an und macht dergleichen; man giebt ausſchlie-
ßend Baͤlle, Pickenicke, Koncerte. Kommen
beſonders regierende Perſonen hieher, ſo iſt
Fuͤnftes Heft. G
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/105>, abgerufen am 24.11.2024.
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