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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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die Gesellschaft sogleich gespalten. Es bilden
sich Höfchen, die auf einander eifersüchtig sind;
man macht kleine Ränke, bekrittelt sich, sucht
oder erdichtet Lächerlichkeiten; mit einem Worte:
man spielt das gewöhnliche armselige Spiel,
das den mitverwickelten Personen unendlich
wichtig scheint. In der Grundlage der hiesi-
gen Badegesellschaft waren von jeher zwey Ur-
sachen zur Spaltung, jetzt gesellen sich noch
zwey neue hinzu. Es kommen nämlich hieher
nicht Kranke schlechtweg, sondern Kranke
von der Böhmischen Nation und
Kranke von der Sächsischen
; jetzt kom-
men noch Kranke von der Kurländischen
und von der Polnischen Nation. Jede
dieser Nationen will die erste seyn, und dieje-
nige unter ihnen, die etwa eine regierende
Person aus ihrem Lande, oder einer verwand-
ten Provinz, an der Spitze hat, ist freylich
ohne Widerspruch die mächtigste und glänzend-
ste, möchte auch gerne das meiste gelten. Sie
giebt also die zahlreichsten Bälle und Früh-

die Geſellſchaft ſogleich geſpalten. Es bilden
ſich Hoͤfchen, die auf einander eiferſuͤchtig ſind;
man macht kleine Raͤnke, bekrittelt ſich, ſucht
oder erdichtet Laͤcherlichkeiten; mit einem Worte:
man ſpielt das gewoͤhnliche armſelige Spiel,
das den mitverwickelten Perſonen unendlich
wichtig ſcheint. In der Grundlage der hieſi-
gen Badegeſellſchaft waren von jeher zwey Ur-
ſachen zur Spaltung, jetzt geſellen ſich noch
zwey neue hinzu. Es kommen naͤmlich hieher
nicht Kranke ſchlechtweg, ſondern Kranke
von der Boͤhmiſchen Nation und
Kranke von der Saͤchſiſchen
; jetzt kom-
men noch Kranke von der Kurlaͤndiſchen
und von der Polniſchen Nation. Jede
dieſer Nationen will die erſte ſeyn, und dieje-
nige unter ihnen, die etwa eine regierende
Perſon aus ihrem Lande, oder einer verwand-
ten Provinz, an der Spitze hat, iſt freylich
ohne Widerſpruch die maͤchtigſte und glaͤnzend-
ſte, moͤchte auch gerne das meiſte gelten. Sie
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[98/0106] die Geſellſchaft ſogleich geſpalten. Es bilden ſich Hoͤfchen, die auf einander eiferſuͤchtig ſind; man macht kleine Raͤnke, bekrittelt ſich, ſucht oder erdichtet Laͤcherlichkeiten; mit einem Worte: man ſpielt das gewoͤhnliche armſelige Spiel, das den mitverwickelten Perſonen unendlich wichtig ſcheint. In der Grundlage der hieſi- gen Badegeſellſchaft waren von jeher zwey Ur- ſachen zur Spaltung, jetzt geſellen ſich noch zwey neue hinzu. Es kommen naͤmlich hieher nicht Kranke ſchlechtweg, ſondern Kranke von der Boͤhmiſchen Nation und Kranke von der Saͤchſiſchen; jetzt kom- men noch Kranke von der Kurlaͤndiſchen und von der Polniſchen Nation. Jede dieſer Nationen will die erſte ſeyn, und dieje- nige unter ihnen, die etwa eine regierende Perſon aus ihrem Lande, oder einer verwand- ten Provinz, an der Spitze hat, iſt freylich ohne Widerſpruch die maͤchtigſte und glaͤnzend- ſte, moͤchte auch gerne das meiſte gelten. Sie giebt alſo die zahlreichſten Baͤlle und Fruͤh-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/106>, abgerufen am 21.11.2024.