Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

aber fast übersieht man dies bey dem außer-
ordentlichen Fruchttrieb und den mannichfach
abwechselnden Bergen und Anhöhen, die
bald mit einem alten, bald mit einem neuen
Schlosse, bald mit einem Bet- bald mit
einem Lusthäuschen auf ihren Gipfeln,
welche größestentheils ein niedlicher Wald be-
deckt, besetzt sind. Wälder von Obstbäumen
stehen auf beyden Seiten des Weges; die
Dörfer sind groß, und die Häuser in densel-
ben stehen denen in den Sächsischen Dörfern
der besten Pflege nicht nach. Ihre Einwoh-
ner sind wohlgebildet und haben ein offenes,
heiteres Gesicht. Manches Dorf hat zwey,
vier, sechs Herren, und es scheint, ein jeder
habe sich beeifert, ein Stück von diesem herr-
lichen Lande davon zu tragen; doch besitzen
Bamberg und Bayreuth das meiste davon. In
einem schönen, geräumigen Dorfe sagte mir
der Wirth des dortigen Gasthofes, daß er
von seiner Wirthschaft jährlich nur einen leich-
ten Gulden, und seine Nachbarn, die reichen

aber faſt uͤberſieht man dies bey dem außer-
ordentlichen Fruchttrieb und den mannichfach
abwechſelnden Bergen und Anhoͤhen, die
bald mit einem alten, bald mit einem neuen
Schloſſe, bald mit einem Bet- bald mit
einem Luſthaͤuschen auf ihren Gipfeln,
welche groͤßeſtentheils ein niedlicher Wald be-
deckt, beſetzt ſind. Waͤlder von Obſtbaͤumen
ſtehen auf beyden Seiten des Weges; die
Doͤrfer ſind groß, und die Haͤuſer in denſel-
ben ſtehen denen in den Saͤchſiſchen Doͤrfern
der beſten Pflege nicht nach. Ihre Einwoh-
ner ſind wohlgebildet und haben ein offenes,
heiteres Geſicht. Manches Dorf hat zwey,
vier, ſechs Herren, und es ſcheint, ein jeder
habe ſich beeifert, ein Stuͤck von dieſem herr-
lichen Lande davon zu tragen; doch beſitzen
Bamberg und Bayreuth das meiſte davon. In
einem ſchoͤnen, geraͤumigen Dorfe ſagte mir
der Wirth des dortigen Gaſthofes, daß er
von ſeiner Wirthſchaft jaͤhrlich nur einen leich-
ten Gulden, und ſeine Nachbarn, die reichen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0125" n="117"/>
aber fa&#x017F;t u&#x0364;ber&#x017F;ieht man dies bey dem außer-<lb/>
ordentlichen Fruchttrieb und den mannichfach<lb/>
abwech&#x017F;elnden Bergen und Anho&#x0364;hen, die<lb/>
bald mit einem alten, bald mit einem neuen<lb/>
Schlo&#x017F;&#x017F;e, bald mit einem Bet- bald mit<lb/>
einem Lu&#x017F;tha&#x0364;uschen auf ihren Gipfeln,<lb/>
welche gro&#x0364;ße&#x017F;tentheils ein niedlicher Wald be-<lb/>
deckt, be&#x017F;etzt &#x017F;ind. Wa&#x0364;lder von Ob&#x017F;tba&#x0364;umen<lb/>
&#x017F;tehen auf beyden Seiten des Weges; die<lb/>
Do&#x0364;rfer &#x017F;ind groß, und die Ha&#x0364;u&#x017F;er in den&#x017F;el-<lb/>
ben &#x017F;tehen denen in den Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen Do&#x0364;rfern<lb/>
der be&#x017F;ten Pflege nicht nach. Ihre Einwoh-<lb/>
ner &#x017F;ind wohlgebildet und haben ein offenes,<lb/>
heiteres Ge&#x017F;icht. Manches Dorf hat zwey,<lb/>
vier, &#x017F;echs Herren, und es &#x017F;cheint, ein jeder<lb/>
habe &#x017F;ich beeifert, ein Stu&#x0364;ck von die&#x017F;em herr-<lb/>
lichen Lande davon zu tragen; doch be&#x017F;itzen<lb/>
Bamberg und Bayreuth das mei&#x017F;te davon. In<lb/>
einem &#x017F;cho&#x0364;nen, gera&#x0364;umigen Dorfe &#x017F;agte mir<lb/>
der Wirth des dortigen Ga&#x017F;thofes, daß er<lb/>
von &#x017F;einer Wirth&#x017F;chaft ja&#x0364;hrlich nur einen leich-<lb/>
ten Gulden, und &#x017F;eine Nachbarn, die reichen<lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0125] aber faſt uͤberſieht man dies bey dem außer- ordentlichen Fruchttrieb und den mannichfach abwechſelnden Bergen und Anhoͤhen, die bald mit einem alten, bald mit einem neuen Schloſſe, bald mit einem Bet- bald mit einem Luſthaͤuschen auf ihren Gipfeln, welche groͤßeſtentheils ein niedlicher Wald be- deckt, beſetzt ſind. Waͤlder von Obſtbaͤumen ſtehen auf beyden Seiten des Weges; die Doͤrfer ſind groß, und die Haͤuſer in denſel- ben ſtehen denen in den Saͤchſiſchen Doͤrfern der beſten Pflege nicht nach. Ihre Einwoh- ner ſind wohlgebildet und haben ein offenes, heiteres Geſicht. Manches Dorf hat zwey, vier, ſechs Herren, und es ſcheint, ein jeder habe ſich beeifert, ein Stuͤck von dieſem herr- lichen Lande davon zu tragen; doch beſitzen Bamberg und Bayreuth das meiſte davon. In einem ſchoͤnen, geraͤumigen Dorfe ſagte mir der Wirth des dortigen Gaſthofes, daß er von ſeiner Wirthſchaft jaͤhrlich nur einen leich- ten Gulden, und ſeine Nachbarn, die reichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/125
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/125>, abgerufen am 21.11.2024.