Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

danke, dieses ganze steinerne Gebäude, sich
und seinen beyden Söhnen auf den Kopf zu
setzen; er, nämlich, und jene, knieen unter
demselben und bilden solchergestalt den Fuß,
worauf das Ganze ruhet. Ein großer Ver-
stoß gegen die Wahrscheinlichkeit in der Kunst,
den man aber an mehrern gothischen Gebäu-
den wiederholt findet, z. B. an dem Dom zu
Kremona, dessen Portal auf zwey Löwen ru-
het. -- Von Veit Stoß ist auch ein Mei-
sterstück hier, aber in Holz, das die Ver-
kündigung Mariens
vorstellt. Es ist im
Chor am Gewölbe befestigt und kann nicht
ohne große Mühe gesehen werden.

Die Kirche zu St. Aegydien ist die
neueste in Nürnberg und stammt aus dem An-
fange dieses Jahrhunderts. Sie ist im neuern
Italienischen Geschmack, von außen nach do-
rischer, von innen nach korinthischer Ordnung
erbauet. Martin Schuster hat die Decke,
Daniel Preisler die Kuppel hinter dem
Chor, und Van Dyk das Altarblatt gemalt,

danke, dieſes ganze ſteinerne Gebaͤude, ſich
und ſeinen beyden Soͤhnen auf den Kopf zu
ſetzen; er, naͤmlich, und jene, knieen unter
demſelben und bilden ſolchergeſtalt den Fuß,
worauf das Ganze ruhet. Ein großer Ver-
ſtoß gegen die Wahrſcheinlichkeit in der Kunſt,
den man aber an mehrern gothiſchen Gebaͤu-
den wiederholt findet, z. B. an dem Dom zu
Kremona, deſſen Portal auf zwey Loͤwen ru-
het. — Von Veit Stoß iſt auch ein Mei-
ſterſtuͤck hier, aber in Holz, das die Ver-
kuͤndigung Mariens
vorſtellt. Es iſt im
Chor am Gewoͤlbe befeſtigt und kann nicht
ohne große Muͤhe geſehen werden.

Die Kirche zu St. Aegydien iſt die
neueſte in Nuͤrnberg und ſtammt aus dem An-
fange dieſes Jahrhunderts. Sie iſt im neuern
Italieniſchen Geſchmack, von außen nach do-
riſcher, von innen nach korinthiſcher Ordnung
erbauet. Martin Schuſter hat die Decke,
Daniel Preisler die Kuppel hinter dem
Chor, und Van Dyk das Altarblatt gemalt,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0147" n="139"/>
danke, die&#x017F;es ganze &#x017F;teinerne Geba&#x0364;ude, &#x017F;ich<lb/>
und &#x017F;einen beyden So&#x0364;hnen auf den Kopf zu<lb/>
&#x017F;etzen; er, na&#x0364;mlich, und jene, knieen unter<lb/>
dem&#x017F;elben und bilden &#x017F;olcherge&#x017F;talt den Fuß,<lb/>
worauf das Ganze ruhet. Ein großer Ver-<lb/>
&#x017F;toß gegen die Wahr&#x017F;cheinlichkeit in der Kun&#x017F;t,<lb/>
den man aber an mehrern gothi&#x017F;chen Geba&#x0364;u-<lb/>
den wiederholt findet, z. B. an dem Dom zu<lb/>
Kremona, de&#x017F;&#x017F;en Portal auf zwey Lo&#x0364;wen ru-<lb/>
het. &#x2014; Von <hi rendition="#g">Veit Stoß</hi> i&#x017F;t auch ein Mei-<lb/>
&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;ck hier, aber in Holz, das die <hi rendition="#g">Ver-<lb/>
ku&#x0364;ndigung Mariens</hi> vor&#x017F;tellt. Es i&#x017F;t im<lb/>
Chor am Gewo&#x0364;lbe befe&#x017F;tigt und kann nicht<lb/>
ohne große Mu&#x0364;he ge&#x017F;ehen werden.</p><lb/>
              <p>Die Kirche zu <hi rendition="#g">St. Aegydien</hi> i&#x017F;t die<lb/>
neue&#x017F;te in Nu&#x0364;rnberg und &#x017F;tammt aus dem An-<lb/>
fange die&#x017F;es Jahrhunderts. Sie i&#x017F;t im neuern<lb/>
Italieni&#x017F;chen Ge&#x017F;chmack, von außen nach do-<lb/>
ri&#x017F;cher, von innen nach korinthi&#x017F;cher Ordnung<lb/>
erbauet. <hi rendition="#g">Martin Schu&#x017F;ter</hi> hat die Decke,<lb/><hi rendition="#g">Daniel Preisler</hi> die Kuppel hinter dem<lb/>
Chor, und <hi rendition="#g">Van Dyk</hi> das Altarblatt gemalt,<lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0147] danke, dieſes ganze ſteinerne Gebaͤude, ſich und ſeinen beyden Soͤhnen auf den Kopf zu ſetzen; er, naͤmlich, und jene, knieen unter demſelben und bilden ſolchergeſtalt den Fuß, worauf das Ganze ruhet. Ein großer Ver- ſtoß gegen die Wahrſcheinlichkeit in der Kunſt, den man aber an mehrern gothiſchen Gebaͤu- den wiederholt findet, z. B. an dem Dom zu Kremona, deſſen Portal auf zwey Loͤwen ru- het. — Von Veit Stoß iſt auch ein Mei- ſterſtuͤck hier, aber in Holz, das die Ver- kuͤndigung Mariens vorſtellt. Es iſt im Chor am Gewoͤlbe befeſtigt und kann nicht ohne große Muͤhe geſehen werden. Die Kirche zu St. Aegydien iſt die neueſte in Nuͤrnberg und ſtammt aus dem An- fange dieſes Jahrhunderts. Sie iſt im neuern Italieniſchen Geſchmack, von außen nach do- riſcher, von innen nach korinthiſcher Ordnung erbauet. Martin Schuſter hat die Decke, Daniel Preisler die Kuppel hinter dem Chor, und Van Dyk das Altarblatt gemalt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/147
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/147>, abgerufen am 21.11.2024.