aber, weder in Absicht der Länge, noch der Breite, noch der Sorgfalt, noch des Ge- schmacks in der Bauart, der Dresdener Brücke bey, hat indeß in allen diesen Stücken desto größere Aehnlichkeit mit der Prager. Ihre Einfassungen sind von Werkstücken, die Fuß- pfade an beyden Seiten sind so schmal, daß nur eine Person darauf Platz hat; der Fahr- weg ist auch mit Werkstücken gepflastert, da- hingegen die Dresdnische nur ein Pflaster von gewöhnlichen Feldsteinen hat, aber so breit ist, daß sich drey Wagen ausweichen können. Die Aussicht von oben herab ist sehr ausgebreitet, und ich weiß nicht, welcher von beyden ich den Vorzug in diesem Punkt geben soll. Zu den Füßen hat man, auf jeder Seite der Brücke, eine Insel, die von der Donau nach und nach angeschwemmt worden. Man nennt sie die Wöhrdte, und sie ziehen sich in einer ziem- lichen Strecke, stromauf die eine, stromab die andere. Die obere ist voran mit Häusern, Holzniederlagen und Gärten besetzt, und wei-
aber, weder in Abſicht der Laͤnge, noch der Breite, noch der Sorgfalt, noch des Ge- ſchmacks in der Bauart, der Dresdener Bruͤcke bey, hat indeß in allen dieſen Stuͤcken deſto groͤßere Aehnlichkeit mit der Prager. Ihre Einfaſſungen ſind von Werkſtuͤcken, die Fuß- pfade an beyden Seiten ſind ſo ſchmal, daß nur eine Perſon darauf Platz hat; der Fahr- weg iſt auch mit Werkſtuͤcken gepflaſtert, da- hingegen die Dresdniſche nur ein Pflaſter von gewoͤhnlichen Feldſteinen hat, aber ſo breit iſt, daß ſich drey Wagen ausweichen koͤnnen. Die Ausſicht von oben herab iſt ſehr ausgebreitet, und ich weiß nicht, welcher von beyden ich den Vorzug in dieſem Punkt geben ſoll. Zu den Fuͤßen hat man, auf jeder Seite der Bruͤcke, eine Inſel, die von der Donau nach und nach angeſchwemmt worden. Man nennt ſie die Woͤhrdte, und ſie ziehen ſich in einer ziem- lichen Strecke, ſtromauf die eine, ſtromab die andere. Die obere iſt voran mit Haͤuſern, Holzniederlagen und Gaͤrten beſetzt, und wei-
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aber, weder in Abſicht der Laͤnge, noch der
Breite, noch der Sorgfalt, noch des Ge-
ſchmacks in der Bauart, der Dresdener Bruͤcke
bey, hat indeß in allen dieſen Stuͤcken deſto
groͤßere Aehnlichkeit mit der Prager. Ihre
Einfaſſungen ſind von Werkſtuͤcken, die Fuß-
pfade an beyden Seiten ſind ſo ſchmal, daß
nur eine Perſon darauf Platz hat; der Fahr-
weg iſt auch mit Werkſtuͤcken gepflaſtert, da-
hingegen die Dresdniſche nur ein Pflaſter von
gewoͤhnlichen Feldſteinen hat, aber ſo breit iſt,
daß ſich drey Wagen ausweichen koͤnnen. Die
Ausſicht von oben herab iſt ſehr ausgebreitet,
und ich weiß nicht, welcher von beyden ich den
Vorzug in dieſem Punkt geben ſoll. Zu den
Fuͤßen hat man, auf jeder Seite der Bruͤcke,
eine Inſel, die von der Donau nach und nach
angeſchwemmt worden. Man nennt ſie die
Woͤhrdte, und ſie ziehen ſich in einer ziem-
lichen Strecke, ſtromauf die eine, ſtromab die
andere. Die obere iſt voran mit Haͤuſern,
Holzniederlagen und Gaͤrten beſetzt, und wei-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/196>, abgerufen am 04.12.2024.
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