auf ihn gethan hat, und vergleiche sie mit der, welche die Münchener auf ihn machen wird. Ich müßte mich sehr irren, wenn er sich nicht in der letztern freyer, heiterer, ich möchte sa- gen, luftiger und ausgedehnter fühlte, als in der erstern, ungefähr so, (wenn ich bey Gele- genheit dieser Bethäuser an die Tempel in Rom denken darf) wie man sich in Agrippas Pantheon fühlt, wenn man von der oben her- ein stürzenden Lichtmasse sich und den entfern- testen Winkel des Innern gleichblendend um- strömt sieht, und wie man sich unter der ver- schlossenen Kuppel von St. Peter, die doch nicht minder geräumig ist, als jenes, zusam- men gezogen und beklemmt, überladen und er- mattet, aber nicht gestärkt und nicht mit in den Raum verflossen findet.
Diese Kirche ist nicht so mit Gemälden überladen, als U. L. Frauen und die übrigen beträchtlichern in München; die wenigern, die da sind, gehören zu den guten Kunstwerken; aber ihr Schatz ist reicher, als der in der vor-
auf ihn gethan hat, und vergleiche ſie mit der, welche die Muͤnchener auf ihn machen wird. Ich muͤßte mich ſehr irren, wenn er ſich nicht in der letztern freyer, heiterer, ich moͤchte ſa- gen, luftiger und ausgedehnter fuͤhlte, als in der erſtern, ungefaͤhr ſo, (wenn ich bey Gele- genheit dieſer Bethaͤuſer an die Tempel in Rom denken darf) wie man ſich in Agrippas Pantheon fuͤhlt, wenn man von der oben her- ein ſtuͤrzenden Lichtmaſſe ſich und den entfern- teſten Winkel des Innern gleichblendend um- ſtroͤmt ſieht, und wie man ſich unter der ver- ſchloſſenen Kuppel von St. Peter, die doch nicht minder geraͤumig iſt, als jenes, zuſam- men gezogen und beklemmt, uͤberladen und er- mattet, aber nicht geſtaͤrkt und nicht mit in den Raum verfloſſen findet.
Dieſe Kirche iſt nicht ſo mit Gemaͤlden uͤberladen, als U. L. Frauen und die uͤbrigen betraͤchtlichern in Muͤnchen; die wenigern, die da ſind, gehoͤren zu den guten Kunſtwerken; aber ihr Schatz iſt reicher, als der in der vor-
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[202/0210]
auf ihn gethan hat, und vergleiche ſie mit der,
welche die Muͤnchener auf ihn machen wird.
Ich muͤßte mich ſehr irren, wenn er ſich nicht
in der letztern freyer, heiterer, ich moͤchte ſa-
gen, luftiger und ausgedehnter fuͤhlte, als in
der erſtern, ungefaͤhr ſo, (wenn ich bey Gele-
genheit dieſer Bethaͤuſer an die Tempel in
Rom denken darf) wie man ſich in Agrippas
Pantheon fuͤhlt, wenn man von der oben her-
ein ſtuͤrzenden Lichtmaſſe ſich und den entfern-
teſten Winkel des Innern gleichblendend um-
ſtroͤmt ſieht, und wie man ſich unter der ver-
ſchloſſenen Kuppel von St. Peter, die doch
nicht minder geraͤumig iſt, als jenes, zuſam-
men gezogen und beklemmt, uͤberladen und er-
mattet, aber nicht geſtaͤrkt und nicht mit in
den Raum verfloſſen findet.
Dieſe Kirche iſt nicht ſo mit Gemaͤlden
uͤberladen, als U. L. Frauen und die uͤbrigen
betraͤchtlichern in Muͤnchen; die wenigern, die
da ſind, gehoͤren zu den guten Kunſtwerken;
aber ihr Schatz iſt reicher, als der in der vor-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/210>, abgerufen am 04.12.2024.
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