Einfluß auf die Nation gehabt, und man be- merkt dies nirgend so deutlich, als in Dresden selbst. Die Minister, die Generale, die höhe- ren Staatsbeamten und die reichen Privatelute, die in Dresden leben, und deren Zahl nicht so klein ist, bemerkt man kaum. Da ist kein Ue- berfluß an prächtigen Wagen, zahlreichen Die- nerschaften, kostbaren Ställen, Assembleen, Gastereyen, Lustpartieen; da sind aber auch keine namhafte Schulden und keine betrogene, zu Grunde gerichtete Handwerker und Kaufleute. Viele Staatsbeamte, die selbst in kleinern Resi- denzen nicht ohne Wagen und Pferde seyn kön- nen, gehen hier zu Fuße, oder behelfen sich, in feyerlichen Fällen, mit Tragsesseln. Wie hätte auch der Rath nöthig, oder wie könnte er auch nur wagen, Aufwand in dieser Art zu machen, wenn er mehrere seiner Minister, in einfachem Frack, zu Fuße, einhergehen sieht; wie der Haupt- mann und Major, wenn er seinen General, bloß von einer Ordonanz oder von einem Stallknecht begleitet, zu Fuße oder zu Pferde, auf den Stra-
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Einfluß auf die Nation gehabt, und man be- merkt dies nirgend ſo deutlich, als in Dresden ſelbſt. Die Miniſter, die Generale, die hoͤhe- ren Staatsbeamten und die reichen Privatelute, die in Dresden leben, und deren Zahl nicht ſo klein iſt, bemerkt man kaum. Da iſt kein Ue- berfluß an praͤchtigen Wagen, zahlreichen Die- nerſchaften, koſtbaren Staͤllen, Aſſembleen, Gaſtereyen, Luſtpartieen; da ſind aber auch keine namhafte Schulden und keine betrogene, zu Grunde gerichtete Handwerker und Kaufleute. Viele Staatsbeamte, die ſelbſt in kleinern Reſi- denzen nicht ohne Wagen und Pferde ſeyn koͤn- nen, gehen hier zu Fuße, oder behelfen ſich, in feyerlichen Faͤllen, mit Tragſeſſeln. Wie haͤtte auch der Rath noͤthig, oder wie koͤnnte er auch nur wagen, Aufwand in dieſer Art zu machen, wenn er mehrere ſeiner Miniſter, in einfachem Frack, zu Fuße, einhergehen ſieht; wie der Haupt- mann und Major, wenn er ſeinen General, bloß von einer Ordonanz oder von einem Stallknecht begleitet, zu Fuße oder zu Pferde, auf den Stra-
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Einfluß auf die Nation gehabt, und man be-
merkt dies nirgend ſo deutlich, als in Dresden
ſelbſt. Die Miniſter, die Generale, die hoͤhe-
ren Staatsbeamten und die reichen Privatelute,
die in Dresden leben, und deren Zahl nicht ſo
klein iſt, bemerkt man kaum. Da iſt kein Ue-
berfluß an praͤchtigen Wagen, zahlreichen Die-
nerſchaften, koſtbaren Staͤllen, Aſſembleen,
Gaſtereyen, Luſtpartieen; da ſind aber auch
keine namhafte Schulden und keine betrogene,
zu Grunde gerichtete Handwerker und Kaufleute.
Viele Staatsbeamte, die ſelbſt in kleinern Reſi-
denzen nicht ohne Wagen und Pferde ſeyn koͤn-
nen, gehen hier zu Fuße, oder behelfen ſich, in
feyerlichen Faͤllen, mit Tragſeſſeln. Wie haͤtte
auch der Rath noͤthig, oder wie koͤnnte er auch
nur wagen, Aufwand in dieſer Art zu machen,
wenn er mehrere ſeiner Miniſter, in einfachem
Frack, zu Fuße, einhergehen ſieht; wie der Haupt-
mann und Major, wenn er ſeinen General, bloß
von einer Ordonanz oder von einem Stallknecht
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/27>, abgerufen am 21.11.2024.
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