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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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ßen von Dresden sieht? Es ist, glaub' ich, kein
Beyspiel in Dresden, daß ein Kaufmann sich
Wagen und Pferde hielte, und nur ein paar
Wechsler sind in diesem Falle. Hochstens hal-
ten sich Leute dieser Klassen "demi-fortunes"
mit Einem Pferde bespannt; und, zu ihrem
Sommervergnügen, kleine Landhäuser auf den
umliegenden Dörfern oder Weinbergen, wo sie
des Sonntags ihre Freunde empfangen und mit
wahrer Frugalität bewirthen. Was man in
andern Hauptstädten, besonders des Winters,
findet: einen Zusammenfluß von adelichen Fami-
lien aus der Provinz, ist der Fall sehr sparsam
in Dresden, da der größeste Theil des Landadels
auch den Winter über auf seinen Gütern bleibt.

Bei dem allen glaube man nicht, daß dieser
Ton von Sparsamkeit in Garstigkeit ausarte.
Bey Gelegenheiten, wo es gilt, zeigt man sich
auf einem Fuße, der dem Wohlstande zusagt.
Man ist zwar von der Warschauer Hülle und
Fülle eben so weit entfernt, als von dem Wie-
nerisch-Spanischen Prunke, aber alles, was

ßen von Dresden ſieht? Es iſt, glaub' ich, kein
Beyſpiel in Dresden, daß ein Kaufmann ſich
Wagen und Pferde hielte, und nur ein paar
Wechsler ſind in dieſem Falle. Hochſtens hal-
ten ſich Leute dieſer Klaſſen „demi-fortunes“
mit Einem Pferde beſpannt; und, zu ihrem
Sommervergnuͤgen, kleine Landhaͤuſer auf den
umliegenden Doͤrfern oder Weinbergen, wo ſie
des Sonntags ihre Freunde empfangen und mit
wahrer Frugalitaͤt bewirthen. Was man in
andern Hauptſtaͤdten, beſonders des Winters,
findet: einen Zuſammenfluß von adelichen Fami-
lien aus der Provinz, iſt der Fall ſehr ſparſam
in Dresden, da der groͤßeſte Theil des Landadels
auch den Winter uͤber auf ſeinen Guͤtern bleibt.

Bei dem allen glaube man nicht, daß dieſer
Ton von Sparſamkeit in Garſtigkeit ausarte.
Bey Gelegenheiten, wo es gilt, zeigt man ſich
auf einem Fuße, der dem Wohlſtande zuſagt.
Man iſt zwar von der Warſchauer Huͤlle und
Fuͤlle eben ſo weit entfernt, als von dem Wie-
neriſch-Spaniſchen Prunke, aber alles, was

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[20/0028] ßen von Dresden ſieht? Es iſt, glaub' ich, kein Beyſpiel in Dresden, daß ein Kaufmann ſich Wagen und Pferde hielte, und nur ein paar Wechsler ſind in dieſem Falle. Hochſtens hal- ten ſich Leute dieſer Klaſſen „demi-fortunes“ mit Einem Pferde beſpannt; und, zu ihrem Sommervergnuͤgen, kleine Landhaͤuſer auf den umliegenden Doͤrfern oder Weinbergen, wo ſie des Sonntags ihre Freunde empfangen und mit wahrer Frugalitaͤt bewirthen. Was man in andern Hauptſtaͤdten, beſonders des Winters, findet: einen Zuſammenfluß von adelichen Fami- lien aus der Provinz, iſt der Fall ſehr ſparſam in Dresden, da der groͤßeſte Theil des Landadels auch den Winter uͤber auf ſeinen Guͤtern bleibt. Bei dem allen glaube man nicht, daß dieſer Ton von Sparſamkeit in Garſtigkeit ausarte. Bey Gelegenheiten, wo es gilt, zeigt man ſich auf einem Fuße, der dem Wohlſtande zuſagt. Man iſt zwar von der Warſchauer Huͤlle und Fuͤlle eben ſo weit entfernt, als von dem Wie- neriſch-Spaniſchen Prunke, aber alles, was

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/28>, abgerufen am 21.11.2024.