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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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nach meiner Wohnung sah ich noch eine Pfer-
deschwemme mit flüchtigen Augen an, die ich
vorhin auf dem Mirabellplatz übersehen hatte,
und das Christkind in dem Lorettokloster, nicht
weit von da, das so unglaubliche Wunder ge-
than hat, ließ ich -- zur Linken.

Den Nachmittag verwandte ich auf die
Besichtigung der Merkwürdigkeiten in meiner
Nachbarschaft. Da ich in dem Gasthofe "zum
goldnen Schiffe
," der auf dem Hofplatze
liegt, meine Wohnung genommen hatte, so
war ich von dem Fürstlichen Residenz-
schlosse
, von der Domkirche, dem präch-
tigen Springbrunnen, den fürstlichen
Stallgebäuden, dem Neuen Thore und
von der Universität und ihrer Kirche nur
wenige Schritte entfernt. Ich nahm aber das
Weiteste zuerst, um, fast vor der Thür meines
Gasthofes, meinen Lauf zu endigen.

Kaum erwartet man in der Hofhaltung
eines geistlichen Fürsten solch eine stattliche
Sammlung von Pferden. Zwar sind sie nicht

nach meiner Wohnung ſah ich noch eine Pfer-
deſchwemme mit fluͤchtigen Augen an, die ich
vorhin auf dem Mirabellplatz uͤberſehen hatte,
und das Chriſtkind in dem Lorettokloſter, nicht
weit von da, das ſo unglaubliche Wunder ge-
than hat, ließ ich — zur Linken.

Den Nachmittag verwandte ich auf die
Beſichtigung der Merkwuͤrdigkeiten in meiner
Nachbarſchaft. Da ich in dem Gaſthofe „zum
goldnen Schiffe
,“ der auf dem Hofplatze
liegt, meine Wohnung genommen hatte, ſo
war ich von dem Fuͤrſtlichen Reſidenz-
ſchloſſe
, von der Domkirche, dem praͤch-
tigen Springbrunnen, den fuͤrſtlichen
Stallgebaͤuden, dem Neuen Thore und
von der Univerſitaͤt und ihrer Kirche nur
wenige Schritte entfernt. Ich nahm aber das
Weiteſte zuerſt, um, faſt vor der Thuͤr meines
Gaſthofes, meinen Lauf zu endigen.

Kaum erwartet man in der Hofhaltung
eines geiſtlichen Fuͤrſten ſolch eine ſtattliche
Sammlung von Pferden. Zwar ſind ſie nicht

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[39/0311] nach meiner Wohnung ſah ich noch eine Pfer- deſchwemme mit fluͤchtigen Augen an, die ich vorhin auf dem Mirabellplatz uͤberſehen hatte, und das Chriſtkind in dem Lorettokloſter, nicht weit von da, das ſo unglaubliche Wunder ge- than hat, ließ ich — zur Linken. Den Nachmittag verwandte ich auf die Beſichtigung der Merkwuͤrdigkeiten in meiner Nachbarſchaft. Da ich in dem Gaſthofe „zum goldnen Schiffe,“ der auf dem Hofplatze liegt, meine Wohnung genommen hatte, ſo war ich von dem Fuͤrſtlichen Reſidenz- ſchloſſe, von der Domkirche, dem praͤch- tigen Springbrunnen, den fuͤrſtlichen Stallgebaͤuden, dem Neuen Thore und von der Univerſitaͤt und ihrer Kirche nur wenige Schritte entfernt. Ich nahm aber das Weiteſte zuerſt, um, faſt vor der Thuͤr meines Gaſthofes, meinen Lauf zu endigen. Kaum erwartet man in der Hofhaltung eines geiſtlichen Fuͤrſten ſolch eine ſtattliche Sammlung von Pferden. Zwar ſind ſie nicht

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/311>, abgerufen am 21.11.2024.