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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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alle da, um von ihm gebraucht zu werden;
denn bey seiner Abneigung gegen alle persönli-
che Pracht hätte er an einem Gala-Gespann,
und an zwey oder vier Jagdkleppern vollkom-
men genug; aber sein Vorfahr hinterließ ihm
einmal einen reichen Stallvorrath mit den dazu
gehörigen prächtigen Gebäuden, die ältere Erz-
bischöfe errichteten; und man zieht ungern einen
Zweig der Hofausgaben ein, wenn alte Die-
ner und ihre Kinder dadurch brotlos zu wer-
den in Gefahr sind.

Der Fürstliche Marstall ist ein langes Ge-
bäude, das von außen gut in die Augen fällt,
und von innen für seine Bestimmung sehr be-
quem, ja fast glänzend eingerichtet ist. An der
Vorderseite hat es drey Geschoß, und zwey
große Thore von weißem Marmor, deren ei-
nes aber ein Blindthor ist, verzieren es. Ein
drittes ist an der Seite nach dem neuen Thore
zu, und dies ist mit Bildhauereyen aller Art,
in neuerm Geschmacke, reichlich aufgeputzt.
Durch dieses kam ich in den langen, sehr ge-

alle da, um von ihm gebraucht zu werden;
denn bey ſeiner Abneigung gegen alle perſoͤnli-
che Pracht haͤtte er an einem Gala-Geſpann,
und an zwey oder vier Jagdkleppern vollkom-
men genug; aber ſein Vorfahr hinterließ ihm
einmal einen reichen Stallvorrath mit den dazu
gehoͤrigen praͤchtigen Gebaͤuden, die aͤltere Erz-
biſchoͤfe errichteten; und man zieht ungern einen
Zweig der Hofausgaben ein, wenn alte Die-
ner und ihre Kinder dadurch brotlos zu wer-
den in Gefahr ſind.

Der Fuͤrſtliche Marſtall iſt ein langes Ge-
baͤude, das von außen gut in die Augen faͤllt,
und von innen fuͤr ſeine Beſtimmung ſehr be-
quem, ja faſt glaͤnzend eingerichtet iſt. An der
Vorderſeite hat es drey Geſchoß, und zwey
große Thore von weißem Marmor, deren ei-
nes aber ein Blindthor iſt, verzieren es. Ein
drittes iſt an der Seite nach dem neuen Thore
zu, und dies iſt mit Bildhauereyen aller Art,
in neuerm Geſchmacke, reichlich aufgeputzt.
Durch dieſes kam ich in den langen, ſehr ge-

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[40/0312] alle da, um von ihm gebraucht zu werden; denn bey ſeiner Abneigung gegen alle perſoͤnli- che Pracht haͤtte er an einem Gala-Geſpann, und an zwey oder vier Jagdkleppern vollkom- men genug; aber ſein Vorfahr hinterließ ihm einmal einen reichen Stallvorrath mit den dazu gehoͤrigen praͤchtigen Gebaͤuden, die aͤltere Erz- biſchoͤfe errichteten; und man zieht ungern einen Zweig der Hofausgaben ein, wenn alte Die- ner und ihre Kinder dadurch brotlos zu wer- den in Gefahr ſind. Der Fuͤrſtliche Marſtall iſt ein langes Ge- baͤude, das von außen gut in die Augen faͤllt, und von innen fuͤr ſeine Beſtimmung ſehr be- quem, ja faſt glaͤnzend eingerichtet iſt. An der Vorderſeite hat es drey Geſchoß, und zwey große Thore von weißem Marmor, deren ei- nes aber ein Blindthor iſt, verzieren es. Ein drittes iſt an der Seite nach dem neuen Thore zu, und dies iſt mit Bildhauereyen aller Art, in neuerm Geſchmacke, reichlich aufgeputzt. Durch dieſes kam ich in den langen, ſehr ge-

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/312>, abgerufen am 24.11.2024.