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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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werden. Zwar sind vor der Hand nur in al-
lem acht und funfzig Betten da, aber es kön-
nen und sollen im Nothfalle noch eben so viel
vorgerichtet werden. Den übrigen Raum des
Gebäudes nehmen ehemalige Gaststuben für
Pilgrime, Vorrathsgewölbe, die große Küche,
mancherley Wirthschaftszimmer, Wohnungen
für die Kapläne, Wundärzte und andre Beam-
ten, Aufseher und Bedienten der Anstalt ein.

Der Stifter derselben, Erzbischof Johann
Ernst
, aus dem Hause Thun, wollte einen
doppelten Zweck damit erreichen: Pilgrime
beherbergen und Kranke unterstützen. Für
die Pilgrime sorgen, galt damals für eine
gottgefällige Handlung; ihnen die schmutzigen
Füße waschen, öfnete unwidersprechlich die
Pforten des Himmels. Wir glauben dies jetzt
nicht mehr; wir bewundern bey diesem Vor-
urtheile nur noch, wie die geschmeidige Natur
es nutzte, um die Fehlschlüßigkeit der Men-
schen zum Besten zu kehren. Erzbischöfe und
mit ihnen die ganze geistliche Schaar, berede-

ten

werden. Zwar ſind vor der Hand nur in al-
lem acht und funfzig Betten da, aber es koͤn-
nen und ſollen im Nothfalle noch eben ſo viel
vorgerichtet werden. Den uͤbrigen Raum des
Gebaͤudes nehmen ehemalige Gaſtſtuben fuͤr
Pilgrime, Vorrathsgewoͤlbe, die große Kuͤche,
mancherley Wirthſchaftszimmer, Wohnungen
fuͤr die Kaplaͤne, Wundaͤrzte und andre Beam-
ten, Aufſeher und Bedienten der Anſtalt ein.

Der Stifter derſelben, Erzbiſchof Johann
Ernſt
, aus dem Hauſe Thun, wollte einen
doppelten Zweck damit erreichen: Pilgrime
beherbergen und Kranke unterſtuͤtzen. Fuͤr
die Pilgrime ſorgen, galt damals fuͤr eine
gottgefaͤllige Handlung; ihnen die ſchmutzigen
Fuͤße waſchen, oͤfnete unwiderſprechlich die
Pforten des Himmels. Wir glauben dies jetzt
nicht mehr; wir bewundern bey dieſem Vor-
urtheile nur noch, wie die geſchmeidige Natur
es nutzte, um die Fehlſchluͤßigkeit der Men-
ſchen zum Beſten zu kehren. Erzbiſchoͤfe und
mit ihnen die ganze geiſtliche Schaar, berede-

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[64/0336] werden. Zwar ſind vor der Hand nur in al- lem acht und funfzig Betten da, aber es koͤn- nen und ſollen im Nothfalle noch eben ſo viel vorgerichtet werden. Den uͤbrigen Raum des Gebaͤudes nehmen ehemalige Gaſtſtuben fuͤr Pilgrime, Vorrathsgewoͤlbe, die große Kuͤche, mancherley Wirthſchaftszimmer, Wohnungen fuͤr die Kaplaͤne, Wundaͤrzte und andre Beam- ten, Aufſeher und Bedienten der Anſtalt ein. Der Stifter derſelben, Erzbiſchof Johann Ernſt, aus dem Hauſe Thun, wollte einen doppelten Zweck damit erreichen: Pilgrime beherbergen und Kranke unterſtuͤtzen. Fuͤr die Pilgrime ſorgen, galt damals fuͤr eine gottgefaͤllige Handlung; ihnen die ſchmutzigen Fuͤße waſchen, oͤfnete unwiderſprechlich die Pforten des Himmels. Wir glauben dies jetzt nicht mehr; wir bewundern bey dieſem Vor- urtheile nur noch, wie die geſchmeidige Natur es nutzte, um die Fehlſchluͤßigkeit der Men- ſchen zum Beſten zu kehren. Erzbiſchoͤfe und mit ihnen die ganze geiſtliche Schaar, berede- ten

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/336>, abgerufen am 24.11.2024.