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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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ten das blöde Volk zu beschwerlichen Pilger-
schaften; und Erzbischöfe und Klöster machten
Stiftungen, um die Pilger zu empfangen, zu
bewirthen, zu reinigen und zu kleiden. So
war alles wieder in Ordnung, und die Folgen
des Vorurtheils waren durch Vorurtheil min-
der beschwerlich gemacht.

Erzbischof Johann Ernst wusch in der
That dem ersten Pilgrim, den er in seinem
neuen, noch nicht ganz vollendeten, Spital
empfing, öffentlich und feyerlich die Füße, und
beschenkte ihn mit einem Thaler. Dies war
im Jahre 1695. Eben so wurde auch der er-
ste Kranke in seiner Gegenwart aufgenommen.
Als im Jahre 1704 der Bau vollendet war,
wurden auch die ersten weiblichen Pilgrime
und Kranken versorgt. In den folgenden
Jahren kamen bald mehr, bald weniger Pil-
grime in diese neue Herberge, doch fiel ihre
Anzahl immer mehr, je näher die neuen Zei-
ten rückten; und wenn 1700 Ein tausend vier
hundert und fünf und neunzig fromme und

Sechstes Heft. E

ten das bloͤde Volk zu beſchwerlichen Pilger-
ſchaften; und Erzbiſchoͤfe und Kloͤſter machten
Stiftungen, um die Pilger zu empfangen, zu
bewirthen, zu reinigen und zu kleiden. So
war alles wieder in Ordnung, und die Folgen
des Vorurtheils waren durch Vorurtheil min-
der beſchwerlich gemacht.

Erzbiſchof Johann Ernſt wuſch in der
That dem erſten Pilgrim, den er in ſeinem
neuen, noch nicht ganz vollendeten, Spital
empfing, oͤffentlich und feyerlich die Fuͤße, und
beſchenkte ihn mit einem Thaler. Dies war
im Jahre 1695. Eben ſo wurde auch der er-
ſte Kranke in ſeiner Gegenwart aufgenommen.
Als im Jahre 1704 der Bau vollendet war,
wurden auch die erſten weiblichen Pilgrime
und Kranken verſorgt. In den folgenden
Jahren kamen bald mehr, bald weniger Pil-
grime in dieſe neue Herberge, doch fiel ihre
Anzahl immer mehr, je naͤher die neuen Zei-
ten ruͤckten; und wenn 1700 Ein tauſend vier
hundert und fuͤnf und neunzig fromme und

Sechstes Heft. E
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[65/0337] ten das bloͤde Volk zu beſchwerlichen Pilger- ſchaften; und Erzbiſchoͤfe und Kloͤſter machten Stiftungen, um die Pilger zu empfangen, zu bewirthen, zu reinigen und zu kleiden. So war alles wieder in Ordnung, und die Folgen des Vorurtheils waren durch Vorurtheil min- der beſchwerlich gemacht. Erzbiſchof Johann Ernſt wuſch in der That dem erſten Pilgrim, den er in ſeinem neuen, noch nicht ganz vollendeten, Spital empfing, oͤffentlich und feyerlich die Fuͤße, und beſchenkte ihn mit einem Thaler. Dies war im Jahre 1695. Eben ſo wurde auch der er- ſte Kranke in ſeiner Gegenwart aufgenommen. Als im Jahre 1704 der Bau vollendet war, wurden auch die erſten weiblichen Pilgrime und Kranken verſorgt. In den folgenden Jahren kamen bald mehr, bald weniger Pil- grime in dieſe neue Herberge, doch fiel ihre Anzahl immer mehr, je naͤher die neuen Zei- ten ruͤckten; und wenn 1700 Ein tauſend vier hundert und fuͤnf und neunzig fromme und Sechstes Heft. E

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/337>, abgerufen am 24.11.2024.