großen Städten von Deutschland die Kauf- mannsklasse, die jüngern Dikasterianten u. dgl. seit mehreren Jahren schon in Besitz genom- men haben, finden sich hier noch äußerst sel- ten und werden nur höchstens den jungen Zög- lingen der hiesigen Malerakademien verziehen. Ewige Chapeaubas-Träger sind hier die ältern Hofherren und Hofbedienten, die Kandidaten der Theologie, die man hier durchweg "Magi- stros" nennt, und die Räthe, Registratoren, Kalkulatoren und Sekretarien, die schon ge- wisse Jahre haben.
Das Aeußere und die Tracht der höhern Stände ist hier, wie überall, doch bleiben sie in Absicht der neuen Moden immer einige Monate hinter Leipzig, Berlin und Wien zu- rück.
Der Nahrungserwerb der Einwohner von Dresden ist nicht der reichlichste, und sie sind deshalb nicht das, was man wohlhabend nennt, obgleich man es ihrem Aeußern nicht ansieht. Der Hof, die Landeskollegien, das Militare,
großen Staͤdten von Deutſchland die Kauf- mannsklaſſe, die juͤngern Dikaſterianten u. dgl. ſeit mehreren Jahren ſchon in Beſitz genom- men haben, finden ſich hier noch aͤußerſt ſel- ten und werden nur hoͤchſtens den jungen Zoͤg- lingen der hieſigen Malerakademien verziehen. Ewige Chapeaubas-Traͤger ſind hier die aͤltern Hofherren und Hofbedienten, die Kandidaten der Theologie, die man hier durchweg „Magi- ſtros“ nennt, und die Raͤthe, Regiſtratoren, Kalkulatoren und Sekretarien, die ſchon ge- wiſſe Jahre haben.
Das Aeußere und die Tracht der hoͤhern Staͤnde iſt hier, wie uͤberall, doch bleiben ſie in Abſicht der neuen Moden immer einige Monate hinter Leipzig, Berlin und Wien zu- ruͤck.
Der Nahrungserwerb der Einwohner von Dresden iſt nicht der reichlichſte, und ſie ſind deshalb nicht das, was man wohlhabend nennt, obgleich man es ihrem Aeußern nicht anſieht. Der Hof, die Landeskollegien, das Militare,
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[28/0036]
großen Staͤdten von Deutſchland die Kauf-
mannsklaſſe, die juͤngern Dikaſterianten u. dgl.
ſeit mehreren Jahren ſchon in Beſitz genom-
men haben, finden ſich hier noch aͤußerſt ſel-
ten und werden nur hoͤchſtens den jungen Zoͤg-
lingen der hieſigen Malerakademien verziehen.
Ewige Chapeaubas-Traͤger ſind hier die aͤltern
Hofherren und Hofbedienten, die Kandidaten
der Theologie, die man hier durchweg „Magi-
ſtros“ nennt, und die Raͤthe, Regiſtratoren,
Kalkulatoren und Sekretarien, die ſchon ge-
wiſſe Jahre haben.
Das Aeußere und die Tracht der hoͤhern
Staͤnde iſt hier, wie uͤberall, doch bleiben ſie
in Abſicht der neuen Moden immer einige
Monate hinter Leipzig, Berlin und Wien zu-
ruͤck.
Der Nahrungserwerb der Einwohner von
Dresden iſt nicht der reichlichſte, und ſie ſind
deshalb nicht das, was man wohlhabend nennt,
obgleich man es ihrem Aeußern nicht anſieht.
Der Hof, die Landeskollegien, das Militare,
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/36>, abgerufen am 03.12.2024.
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