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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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zählt nämlich Neunzehn Fleischhacker, Neun-
zehn
Weiß- und Fünf Schwarzbäcker, meh-
rere Kuchen, Lebzelten (Honigkuchen) Zucker-
Krapfen-(Schmalzkuchen)-Bäcker, Zwölf
Bierbrauer, Vier Bierhäuser und Sechs-
zehn
Weinwirthe in Salzburg.

Die Mode zeigt sich hier nicht in der neue-
sten Gestalt. Das weibliche Geschlecht der
höhern und zunächst angränzenden Stände be-
kömmt seine Neuigkeiten aus München oder
aus Wien, das männliche die seinigen erst
spät mit dem allgemeinen Gebrauche. Was
man jenen als etwas Neues zuschickt, ist in
den gedachten Städten, während der Ueber-
schickung, schon alt geworden, und eine Men-
ge dahin gehöriger Erfindungen sieht man in
dem hiesigen weiblichen Publikum entweder
gar nicht, oder sie pflanzen sich wenigstens nicht
fort, weil es an gesellschaftlichen Mittelpunkten,
wo so etwas allgemein bemerkt würde, fehlet.
Was die Moden für Männer betrift, so müs-
sen diese allerdings noch weiter zurück bleiben;

denn

zaͤhlt naͤmlich Neunzehn Fleiſchhacker, Neun-
zehn
Weiß- und Fuͤnf Schwarzbaͤcker, meh-
rere Kuchen, Lebzelten (Honigkuchen) Zucker-
Krapfen-(Schmalzkuchen)-Baͤcker, Zwoͤlf
Bierbrauer, Vier Bierhaͤuſer und Sechs-
zehn
Weinwirthe in Salzburg.

Die Mode zeigt ſich hier nicht in der neue-
ſten Geſtalt. Das weibliche Geſchlecht der
hoͤhern und zunaͤchſt angraͤnzenden Staͤnde be-
koͤmmt ſeine Neuigkeiten aus Muͤnchen oder
aus Wien, das maͤnnliche die ſeinigen erſt
ſpaͤt mit dem allgemeinen Gebrauche. Was
man jenen als etwas Neues zuſchickt, iſt in
den gedachten Staͤdten, waͤhrend der Ueber-
ſchickung, ſchon alt geworden, und eine Men-
ge dahin gehoͤriger Erfindungen ſieht man in
dem hieſigen weiblichen Publikum entweder
gar nicht, oder ſie pflanzen ſich wenigſtens nicht
fort, weil es an geſellſchaftlichen Mittelpunkten,
wo ſo etwas allgemein bemerkt wuͤrde, fehlet.
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ſen dieſe allerdings noch weiter zuruͤck bleiben;

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[96/0368] zaͤhlt naͤmlich Neunzehn Fleiſchhacker, Neun- zehn Weiß- und Fuͤnf Schwarzbaͤcker, meh- rere Kuchen, Lebzelten (Honigkuchen) Zucker- Krapfen-(Schmalzkuchen)-Baͤcker, Zwoͤlf Bierbrauer, Vier Bierhaͤuſer und Sechs- zehn Weinwirthe in Salzburg. Die Mode zeigt ſich hier nicht in der neue- ſten Geſtalt. Das weibliche Geſchlecht der hoͤhern und zunaͤchſt angraͤnzenden Staͤnde be- koͤmmt ſeine Neuigkeiten aus Muͤnchen oder aus Wien, das maͤnnliche die ſeinigen erſt ſpaͤt mit dem allgemeinen Gebrauche. Was man jenen als etwas Neues zuſchickt, iſt in den gedachten Staͤdten, waͤhrend der Ueber- ſchickung, ſchon alt geworden, und eine Men- ge dahin gehoͤriger Erfindungen ſieht man in dem hieſigen weiblichen Publikum entweder gar nicht, oder ſie pflanzen ſich wenigſtens nicht fort, weil es an geſellſchaftlichen Mittelpunkten, wo ſo etwas allgemein bemerkt wuͤrde, fehlet. Was die Moden fuͤr Maͤnner betrift, ſo muͤſ- ſen dieſe allerdings noch weiter zuruͤck bleiben; denn

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/368>, abgerufen am 24.11.2024.