Fülle der Gegenstände in sechs Perspektiven aufzufassen. In der That, der Ueberblick von Rom, von "Monte di Trinita" aus, ist schön; die Ansicht von Paris, von "Mont martre" aus, ist ungeheuer; aber weder der eine noch die andre erreichen, meines Bedünkens, die be- zeichneten Ansichten in Wien, weil beyde we- der das klar entwickelte Amphitheater von Häusern, Pallästen, und Kirchen, noch das große Stromgebiet der Donau, die um ein malerisches Gebirge her in zehn Armen über eine fruchtbare Fläche hinabschießt, aufzuweisen haben.
Der Raum zwischen der Stadt und den- jenigen Vorstädten, die sich vom Schotten- thor an bis zum Stubenthore um die Stadt ziehen, wird zu Sechshundert Schrit- ten angegeben. Baumgänge bedecken und durch- kreutzen diese Fläche bis nach dem Glacis her- auf; und dieses ist mit Rasen bedeckt, den man nicht ganz sich selbst überläßt. Die da- durch gebildeten Spatziergänge sind, persönli-
Fuͤlle der Gegenſtaͤnde in ſechs Perſpektiven aufzufaſſen. In der That, der Ueberblick von Rom, von „Monte di Trinita“ aus, iſt ſchoͤn; die Anſicht von Paris, von „Mont martre“ aus, iſt ungeheuer; aber weder der eine noch die andre erreichen, meines Beduͤnkens, die be- zeichneten Anſichten in Wien, weil beyde we- der das klar entwickelte Amphitheater von Haͤuſern, Pallaͤſten, und Kirchen, noch das große Stromgebiet der Donau, die um ein maleriſches Gebirge her in zehn Armen uͤber eine fruchtbare Flaͤche hinabſchießt, aufzuweiſen haben.
Der Raum zwiſchen der Stadt und den- jenigen Vorſtaͤdten, die ſich vom Schotten- thor an bis zum Stubenthore um die Stadt ziehen, wird zu Sechshundert Schrit- ten angegeben. Baumgaͤnge bedecken und durch- kreutzen dieſe Flaͤche bis nach dem Glacis her- auf; und dieſes iſt mit Raſen bedeckt, den man nicht ganz ſich ſelbſt uͤberlaͤßt. Die da- durch gebildeten Spatziergaͤnge ſind, perſoͤnli-
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Fuͤlle der Gegenſtaͤnde in ſechs Perſpektiven
aufzufaſſen. In der That, der Ueberblick von
Rom, von „Monte di Trinita“ aus, iſt ſchoͤn;
die Anſicht von Paris, von „Mont martre“
aus, iſt ungeheuer; aber weder der eine noch
die andre erreichen, meines Beduͤnkens, die be-
zeichneten Anſichten in Wien, weil beyde we-
der das klar entwickelte Amphitheater von
Haͤuſern, Pallaͤſten, und Kirchen, noch das
große Stromgebiet der Donau, die um ein
maleriſches Gebirge her in zehn Armen uͤber
eine fruchtbare Flaͤche hinabſchießt, aufzuweiſen
haben.
Der Raum zwiſchen der Stadt und den-
jenigen Vorſtaͤdten, die ſich vom Schotten-
thor an bis zum Stubenthore um die
Stadt ziehen, wird zu Sechshundert Schrit-
ten angegeben. Baumgaͤnge bedecken und durch-
kreutzen dieſe Flaͤche bis nach dem Glacis her-
auf; und dieſes iſt mit Raſen bedeckt, den
man nicht ganz ſich ſelbſt uͤberlaͤßt. Die da-
durch gebildeten Spatziergaͤnge ſind, perſoͤnli-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/429>, abgerufen am 24.11.2024.
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