de, sich dabey auszuzeichnen, wozu in Wien besonders viel gehört; theils verbieten es einige Zweige des neuern Luxus, die mehr und wiederholter gewisse Ausgaben verlangen, welche ehedem nicht da waren. Es sind nur noch zwey stehende Gelegenheiten vorhanden, wo die großen Häuser ihre Pracht jährlich auslegen: der Neujahrstag und das Fron- leichnamsfest; doch soll man sich auch diese jetzt weit wohlfeiler machen, als noch vor funfzehn Jahren. Geburtstage, Heirathen, Todesfälle bey Hofe und in den Familien selbst, haben, besonders seit Joseph, den alten spa- nischen Prunk fast ganz verloren.
Dagegen nehmen die Liebhabereyen, Launen, Wunderlichkeiten und Leidenschaften der Großen desto mehr von den Einkünften weg, weil diese Dinge gewöhnlich theurer sind, als die natür- lichen und unentbehrlichen. Ein Pallast, ein Stall, eine Jagd, eine Dienerschaft, eine Ka- pelle zum Beten oder zur Musik, verstehen sich, wie eine wohl versorgte Kleiderkammer,
Sechstes Heft. M
de, ſich dabey auszuzeichnen, wozu in Wien beſonders viel gehoͤrt; theils verbieten es einige Zweige des neuern Luxus, die mehr und wiederholter gewiſſe Ausgaben verlangen, welche ehedem nicht da waren. Es ſind nur noch zwey ſtehende Gelegenheiten vorhanden, wo die großen Haͤuſer ihre Pracht jaͤhrlich auslegen: der Neujahrstag und das Fron- leichnamsfeſt; doch ſoll man ſich auch dieſe jetzt weit wohlfeiler machen, als noch vor funfzehn Jahren. Geburtstage, Heirathen, Todesfaͤlle bey Hofe und in den Familien ſelbſt, haben, beſonders ſeit Joſeph, den alten ſpa- niſchen Prunk faſt ganz verloren.
Dagegen nehmen die Liebhabereyen, Launen, Wunderlichkeiten und Leidenſchaften der Großen deſto mehr von den Einkuͤnften weg, weil dieſe Dinge gewoͤhnlich theurer ſind, als die natuͤr- lichen und unentbehrlichen. Ein Pallaſt, ein Stall, eine Jagd, eine Dienerſchaft, eine Ka- pelle zum Beten oder zur Muſik, verſtehen ſich, wie eine wohl verſorgte Kleiderkammer,
Sechstes Heft. M
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de, ſich dabey auszuzeichnen, wozu in
Wien beſonders viel gehoͤrt; theils verbieten
es einige Zweige des neuern Luxus, die mehr
und wiederholter gewiſſe Ausgaben verlangen,
welche ehedem nicht da waren. Es ſind nur
noch zwey ſtehende Gelegenheiten vorhanden,
wo die großen Haͤuſer ihre Pracht jaͤhrlich
auslegen: der Neujahrstag und das Fron-
leichnamsfeſt; doch ſoll man ſich auch dieſe
jetzt weit wohlfeiler machen, als noch vor
funfzehn Jahren. Geburtstage, Heirathen,
Todesfaͤlle bey Hofe und in den Familien ſelbſt,
haben, beſonders ſeit Joſeph, den alten ſpa-
niſchen Prunk faſt ganz verloren.
Dagegen nehmen die Liebhabereyen, Launen,
Wunderlichkeiten und Leidenſchaften der Großen
deſto mehr von den Einkuͤnften weg, weil dieſe
Dinge gewoͤhnlich theurer ſind, als die natuͤr-
lichen und unentbehrlichen. Ein Pallaſt, ein
Stall, eine Jagd, eine Dienerſchaft, eine Ka-
pelle zum Beten oder zur Muſik, verſtehen
ſich, wie eine wohl verſorgte Kleiderkammer,
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/449>, abgerufen am 22.11.2024.
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