Das erstere, auch unter dem Namen von Kasperls Theater bekannt, hat eine sehr glückliche Lage. Die Jägerzeile ist bekannt- lich die schöne, mit Bäumen bepflanzte Straße in der Leopoldsstadt, die nach dem Prater führt, welcher immer noch der vorzüglichste Erholungsort der Wiener bleibt, und des Morgens, Mittags, Nachmittags und Abends von ihnen besucht wird. Beym Zurückkommen haben sie rechter Hand die Marinelli'sche Bühne gleich neben sich, mithin die Versuchung eben so nahe, als den beständigen guten Willen, ihr zu erliegen, und das Bedürfniß, den Abend vollends auszufüllen. Zudem finden sie ent- weder eine artige Musik, oder ein neckisches Gemälde aus ihren Sitten, das, wenn es auch zuweilen platt genug ist, doch zu lachen macht, und in der That, theils durch die Ein- fälle, die darin vorkommen, theils durch die drolligte Art, wie der Hauptschauspieler, La Roche, insgemein Kasperl genannt, sie wie- dergiebt, etwas Anziehendes erhält. Die nie-
drigen
Das erſtere, auch unter dem Namen von Kaſperls Theater bekannt, hat eine ſehr gluͤckliche Lage. Die Jaͤgerzeile iſt bekannt- lich die ſchoͤne, mit Baͤumen bepflanzte Straße in der Leopoldsſtadt, die nach dem Prater fuͤhrt, welcher immer noch der vorzuͤglichſte Erholungsort der Wiener bleibt, und des Morgens, Mittags, Nachmittags und Abends von ihnen beſucht wird. Beym Zuruͤckkommen haben ſie rechter Hand die Marinelli'ſche Buͤhne gleich neben ſich, mithin die Verſuchung eben ſo nahe, als den beſtaͤndigen guten Willen, ihr zu erliegen, und das Beduͤrfniß, den Abend vollends auszufuͤllen. Zudem finden ſie ent- weder eine artige Muſik, oder ein neckiſches Gemaͤlde aus ihren Sitten, das, wenn es auch zuweilen platt genug iſt, doch zu lachen macht, und in der That, theils durch die Ein- faͤlle, die darin vorkommen, theils durch die drolligte Art, wie der Hauptſchauſpieler, La Roche, insgemein Kaſperl genannt, ſie wie- dergiebt, etwas Anziehendes erhaͤlt. Die nie-
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Das erſtere, auch unter dem Namen von
Kaſperls Theater bekannt, hat eine ſehr
gluͤckliche Lage. Die Jaͤgerzeile iſt bekannt-
lich die ſchoͤne, mit Baͤumen bepflanzte Straße
in der Leopoldsſtadt, die nach dem Prater
fuͤhrt, welcher immer noch der vorzuͤglichſte
Erholungsort der Wiener bleibt, und des
Morgens, Mittags, Nachmittags und Abends
von ihnen beſucht wird. Beym Zuruͤckkommen
haben ſie rechter Hand die Marinelli'ſche Buͤhne
gleich neben ſich, mithin die Verſuchung eben
ſo nahe, als den beſtaͤndigen guten Willen,
ihr zu erliegen, und das Beduͤrfniß, den Abend
vollends auszufuͤllen. Zudem finden ſie ent-
weder eine artige Muſik, oder ein neckiſches
Gemaͤlde aus ihren Sitten, das, wenn es
auch zuweilen platt genug iſt, doch zu lachen
macht, und in der That, theils durch die Ein-
faͤlle, die darin vorkommen, theils durch die
drolligte Art, wie der Hauptſchauſpieler, La
Roche, insgemein Kaſperl genannt, ſie wie-
dergiebt, etwas Anziehendes erhaͤlt. Die nie-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/480>, abgerufen am 22.11.2024.
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