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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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denkt. Die seinigen sind jetzt auch für kleine
Singstücke, und er wartet reichlich damit auf.
Seitdem Schickaneder durch die Zauber-
flöte
so viel Glück gemacht hat, giebt Ma-
rinelli Zauberzittern, Zauberfagots,
Zauberharfen
und alle mögliche Zauberin-
strumente, und ist immer sicher, zahlreichen
Besuch zu haben. Er besitzt einen Komponi-
sten, Namens Müller, der, bey einer Art
von Unerschöpflichkeit, ganz angenehme Musi-
ken macht, sich aber nicht immer genau erin-
nert, welchem Tonsetzer manche Stellen ange-
hören, die ihm aus der Feder laufen. Mari-
nelli's Schauspieldichter, deren er vier oder fünf
hat, sind verhältnißmäßig nicht so gut, als
dieser Komponist. Seltsam ist es indessen, daß
viele dieser lyrischen gereimten Ungereimtheiten
auch in Dresden, Leipzig, Weimar, Hamburg
und Berlin, die auf Kasperl und Schikaneder
sonst stolz genug herabsehen, mit Beyfall be-
sucht werden. Uebrigens sind einige gute nie-
drig-komische Schauspieler auf diesem Theater,

denkt. Die ſeinigen ſind jetzt auch fuͤr kleine
Singſtuͤcke, und er wartet reichlich damit auf.
Seitdem Schickaneder durch die Zauber-
floͤte
ſo viel Gluͤck gemacht hat, giebt Ma-
rinelli Zauberzittern, Zauberfagots,
Zauberharfen
und alle moͤgliche Zauberin-
ſtrumente, und iſt immer ſicher, zahlreichen
Beſuch zu haben. Er beſitzt einen Komponi-
ſten, Namens Muͤller, der, bey einer Art
von Unerſchoͤpflichkeit, ganz angenehme Muſi-
ken macht, ſich aber nicht immer genau erin-
nert, welchem Tonſetzer manche Stellen ange-
hoͤren, die ihm aus der Feder laufen. Mari-
nelli's Schauſpieldichter, deren er vier oder fuͤnf
hat, ſind verhaͤltnißmaͤßig nicht ſo gut, als
dieſer Komponiſt. Seltſam iſt es indeſſen, daß
viele dieſer lyriſchen gereimten Ungereimtheiten
auch in Dresden, Leipzig, Weimar, Hamburg
und Berlin, die auf Kaſperl und Schikaneder
ſonſt ſtolz genug herabſehen, mit Beyfall be-
ſucht werden. Uebrigens ſind einige gute nie-
drig-komiſche Schauſpieler auf dieſem Theater,

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[210/0482] denkt. Die ſeinigen ſind jetzt auch fuͤr kleine Singſtuͤcke, und er wartet reichlich damit auf. Seitdem Schickaneder durch die Zauber- floͤte ſo viel Gluͤck gemacht hat, giebt Ma- rinelli Zauberzittern, Zauberfagots, Zauberharfen und alle moͤgliche Zauberin- ſtrumente, und iſt immer ſicher, zahlreichen Beſuch zu haben. Er beſitzt einen Komponi- ſten, Namens Muͤller, der, bey einer Art von Unerſchoͤpflichkeit, ganz angenehme Muſi- ken macht, ſich aber nicht immer genau erin- nert, welchem Tonſetzer manche Stellen ange- hoͤren, die ihm aus der Feder laufen. Mari- nelli's Schauſpieldichter, deren er vier oder fuͤnf hat, ſind verhaͤltnißmaͤßig nicht ſo gut, als dieſer Komponiſt. Seltſam iſt es indeſſen, daß viele dieſer lyriſchen gereimten Ungereimtheiten auch in Dresden, Leipzig, Weimar, Hamburg und Berlin, die auf Kaſperl und Schikaneder ſonſt ſtolz genug herabſehen, mit Beyfall be- ſucht werden. Uebrigens ſind einige gute nie- drig-komiſche Schauſpieler auf dieſem Theater,

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/482>, abgerufen am 22.11.2024.