einer fast erlaubten Nothwehr, den Hetzmei- ster, der acht Hunde auf ihn los ließ und ihm zu nahe kam, ergriff, niederwarf und, trotz den Zähnen seiner acht unvernünftigen Peiniger, sich an dem Schenkel des vernünf- tigen hielt und ihm große Stücke herausriß -- die Zuschauer schrieen jämmerlich und wie aus Einer Kehle bey diesem schrecklichen An- blick! -- bis endlich, unter Beyhülfe von noch einem Dutzend Hunden, die ganze Schaar der Hetzknechte, mit beschlagenen Stangen bewaffnet, das Haupt der Thierquäler ohn- mächtig unter dem Sieger hervorzog -- -- solch ein grimmiger Bär, sage ich, ist nicht mehr vorhanden, mithin ist dies Spek- takel nicht mehr so -- anziehend, als sonst. Indessen sahe ich doch jetzt noch einen jungen Fürsten und einen Grafen, der ein Fürsten- sohn ist, beyde mit ihren Mätressen, im Hetzam- phitheater, in den Logen des ersten Ranges.
Nach dem Schauspiele ist die Musikein Lieblingszeitvertreib der Wiener. Man findet
einer faſt erlaubten Nothwehr, den Hetzmei- ſter, der acht Hunde auf ihn los ließ und ihm zu nahe kam, ergriff, niederwarf und, trotz den Zaͤhnen ſeiner acht unvernuͤnftigen Peiniger, ſich an dem Schenkel des vernuͤnf- tigen hielt und ihm große Stuͤcke herausriß — die Zuſchauer ſchrieen jaͤmmerlich und wie aus Einer Kehle bey dieſem ſchrecklichen An- blick! — bis endlich, unter Beyhuͤlfe von noch einem Dutzend Hunden, die ganze Schaar der Hetzknechte, mit beſchlagenen Stangen bewaffnet, das Haupt der Thierquaͤler ohn- maͤchtig unter dem Sieger hervorzog — — ſolch ein grimmiger Baͤr, ſage ich, iſt nicht mehr vorhanden, mithin iſt dies Spek- takel nicht mehr ſo — anziehend, als ſonſt. Indeſſen ſahe ich doch jetzt noch einen jungen Fuͤrſten und einen Grafen, der ein Fuͤrſten- ſohn iſt, beyde mit ihren Maͤtreſſen, im Hetzam- phitheater, in den Logen des erſten Ranges.
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einer faſt erlaubten Nothwehr, den Hetzmei-
ſter, der acht Hunde auf ihn los ließ und
ihm zu nahe kam, ergriff, niederwarf und,
trotz den Zaͤhnen ſeiner acht unvernuͤnftigen
Peiniger, ſich an dem Schenkel des vernuͤnf-
tigen hielt und ihm große Stuͤcke herausriß
— die Zuſchauer ſchrieen jaͤmmerlich und wie
aus Einer Kehle bey dieſem ſchrecklichen An-
blick! — bis endlich, unter Beyhuͤlfe von noch
einem Dutzend Hunden, die ganze Schaar
der Hetzknechte, mit beſchlagenen Stangen
bewaffnet, das Haupt der Thierquaͤler ohn-
maͤchtig unter dem Sieger hervorzog — —
ſolch ein grimmiger Baͤr, ſage ich, iſt
nicht mehr vorhanden, mithin iſt dies Spek-
takel nicht mehr ſo — anziehend, als ſonſt.
Indeſſen ſahe ich doch jetzt noch einen jungen
Fuͤrſten und einen Grafen, der ein Fuͤrſten-
ſohn iſt, beyde mit ihren Maͤtreſſen, im Hetzam-
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/488>, abgerufen am 22.11.2024.
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