des Lusthauses oder auf dessen Umläufe, in einzelnen Reihen und Gruppen, die unter ein- ander wiederum so viel Stufen und Unter- scheidungen annehmen, als bey dem großen Reste der Wiener Einwohnerschaft nur immer möglich seyn können. Gespräch, Spatziergang, Gesehenwerden und Sehen, sind die Unterhal- tung; doch ist auch hier ein Speisewirth, der für gründlichern Zeitvertreib sorgt. Gegen die Theaterzeit fährt alles nach der Stadt zurück; auch der größeste Theil der mittlern und nie- drigern Stände, welche die Kaffeehütten, die Bier- und Weinschenken, die Speisehäuser und Ringelrennen gefüllt gehalten hatten, su- chen nun ihre Theater auf. Man hat zwar dieses Jahr Versuche gemacht, diese Menge durch Erleuchtungen im Prater zurückzuhalten, aber es ist nicht gelungen, theils weil die Lust am Theater überwiegt, theils weil der Prater gegen Abend durch feuchte Ausdünstungen der Gesundheit schädlich wird. Der Feuerbän- diger Stuber (jenen Beynamen giebt er sich
des Luſthauſes oder auf deſſen Umlaͤufe, in einzelnen Reihen und Gruppen, die unter ein- ander wiederum ſo viel Stufen und Unter- ſcheidungen annehmen, als bey dem großen Reſte der Wiener Einwohnerſchaft nur immer moͤglich ſeyn koͤnnen. Geſpraͤch, Spatziergang, Geſehenwerden und Sehen, ſind die Unterhal- tung; doch iſt auch hier ein Speiſewirth, der fuͤr gruͤndlichern Zeitvertreib ſorgt. Gegen die Theaterzeit faͤhrt alles nach der Stadt zuruͤck; auch der groͤßeſte Theil der mittlern und nie- drigern Staͤnde, welche die Kaffeehuͤtten, die Bier- und Weinſchenken, die Speiſehaͤuſer und Ringelrennen gefuͤllt gehalten hatten, ſu- chen nun ihre Theater auf. Man hat zwar dieſes Jahr Verſuche gemacht, dieſe Menge durch Erleuchtungen im Prater zuruͤckzuhalten, aber es iſt nicht gelungen, theils weil die Luſt am Theater uͤberwiegt, theils weil der Prater gegen Abend durch feuchte Ausduͤnſtungen der Geſundheit ſchaͤdlich wird. Der Feuerbaͤn- diger Stuber (jenen Beynamen giebt er ſich
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des Luſthauſes oder auf deſſen Umlaͤufe, in
einzelnen Reihen und Gruppen, die unter ein-
ander wiederum ſo viel Stufen und Unter-
ſcheidungen annehmen, als bey dem großen
Reſte der Wiener Einwohnerſchaft nur immer
moͤglich ſeyn koͤnnen. Geſpraͤch, Spatziergang,
Geſehenwerden und Sehen, ſind die Unterhal-
tung; doch iſt auch hier ein Speiſewirth, der
fuͤr gruͤndlichern Zeitvertreib ſorgt. Gegen die
Theaterzeit faͤhrt alles nach der Stadt zuruͤck;
auch der groͤßeſte Theil der mittlern und nie-
drigern Staͤnde, welche die Kaffeehuͤtten, die
Bier- und Weinſchenken, die Speiſehaͤuſer
und Ringelrennen gefuͤllt gehalten hatten, ſu-
chen nun ihre Theater auf. Man hat zwar
dieſes Jahr Verſuche gemacht, dieſe Menge
durch Erleuchtungen im Prater zuruͤckzuhalten,
aber es iſt nicht gelungen, theils weil die Luſt
am Theater uͤberwiegt, theils weil der Prater
gegen Abend durch feuchte Ausduͤnſtungen der
Geſundheit ſchaͤdlich wird. Der Feuerbaͤn-
diger Stuber (jenen Beynamen giebt er ſich
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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/494>, abgerufen am 22.11.2024.
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