reiche Aernte; die kleinen Korbwagen der Bürger fliegen in gestrecktem Laufe; vor den Staatskarossen bäumen sich die stolzen Mek- lenburger, bey jedem Blitze, und vor den Pirutschen tanzt der leichte Ungar, den der Donner, der Staub und der Sturm unge- duldig gemacht hat. Diese Ueberfälle aber, gehen meist immer so schnell vorüber, als sie kommen. Nach Verlauf einer halben Stunde beglänzen noch die letzten Strahlen der Abend- sonne den vorher so fürchterlichen Schauplatz, und der Rest der überraschten Menge geht, mit Tüchern über den Hüten, oder mit sorg- sam aufgehobenen Röcken, nach der Stadt zu.
Der Augarten scheint mir herunter ge- kommen zu seyn, wenigstens ist sein Publikum nicht mehr so glänzend. Ehedem frühstückten kleine Zirkel aus der feinen Welt, oder tran- ken ihren Brunnen hier; jetzt fand ich nichts, als Bürgersleute, die ihren Kaffee verzehrten, und dann einen Zug durch die schönen Alleen machten.
Sechstes Heft. P
reiche Aernte; die kleinen Korbwagen der Buͤrger fliegen in geſtrecktem Laufe; vor den Staatskaroſſen baͤumen ſich die ſtolzen Mek- lenburger, bey jedem Blitze, und vor den Pirutſchen tanzt der leichte Ungar, den der Donner, der Staub und der Sturm unge- duldig gemacht hat. Dieſe Ueberfaͤlle aber, gehen meiſt immer ſo ſchnell voruͤber, als ſie kommen. Nach Verlauf einer halben Stunde beglaͤnzen noch die letzten Strahlen der Abend- ſonne den vorher ſo fuͤrchterlichen Schauplatz, und der Reſt der uͤberraſchten Menge geht, mit Tuͤchern uͤber den Huͤten, oder mit ſorg- ſam aufgehobenen Roͤcken, nach der Stadt zu.
Der Augarten ſcheint mir herunter ge- kommen zu ſeyn, wenigſtens iſt ſein Publikum nicht mehr ſo glaͤnzend. Ehedem fruͤhſtuͤckten kleine Zirkel aus der feinen Welt, oder tran- ken ihren Brunnen hier; jetzt fand ich nichts, als Buͤrgersleute, die ihren Kaffee verzehrten, und dann einen Zug durch die ſchoͤnen Alleen machten.
Sechstes Heft. P
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0497"n="225"/>
reiche Aernte; die kleinen Korbwagen der<lb/>
Buͤrger fliegen in geſtrecktem Laufe; vor den<lb/>
Staatskaroſſen baͤumen ſich die ſtolzen Mek-<lb/>
lenburger, bey jedem Blitze, und vor den<lb/>
Pirutſchen tanzt der leichte Ungar, den der<lb/>
Donner, der Staub und der Sturm unge-<lb/>
duldig gemacht hat. Dieſe Ueberfaͤlle aber,<lb/>
gehen meiſt immer ſo ſchnell voruͤber, als ſie<lb/>
kommen. Nach Verlauf einer halben Stunde<lb/>
beglaͤnzen noch die letzten Strahlen der Abend-<lb/>ſonne den vorher ſo fuͤrchterlichen Schauplatz,<lb/>
und der Reſt der uͤberraſchten Menge geht,<lb/>
mit Tuͤchern uͤber den Huͤten, oder mit ſorg-<lb/>ſam aufgehobenen Roͤcken, nach der Stadt zu.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Augarten</hi>ſcheint mir herunter ge-<lb/>
kommen zu ſeyn, wenigſtens iſt ſein Publikum<lb/>
nicht mehr ſo glaͤnzend. Ehedem fruͤhſtuͤckten<lb/>
kleine Zirkel aus der feinen Welt, oder tran-<lb/>
ken ihren Brunnen hier; jetzt fand ich nichts,<lb/>
als Buͤrgersleute, die ihren Kaffee verzehrten,<lb/>
und dann einen Zug durch die ſchoͤnen Alleen<lb/>
machten.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Sechstes Heft. P</fw><lb/></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[225/0497]
reiche Aernte; die kleinen Korbwagen der
Buͤrger fliegen in geſtrecktem Laufe; vor den
Staatskaroſſen baͤumen ſich die ſtolzen Mek-
lenburger, bey jedem Blitze, und vor den
Pirutſchen tanzt der leichte Ungar, den der
Donner, der Staub und der Sturm unge-
duldig gemacht hat. Dieſe Ueberfaͤlle aber,
gehen meiſt immer ſo ſchnell voruͤber, als ſie
kommen. Nach Verlauf einer halben Stunde
beglaͤnzen noch die letzten Strahlen der Abend-
ſonne den vorher ſo fuͤrchterlichen Schauplatz,
und der Reſt der uͤberraſchten Menge geht,
mit Tuͤchern uͤber den Huͤten, oder mit ſorg-
ſam aufgehobenen Roͤcken, nach der Stadt zu.
Der Augarten ſcheint mir herunter ge-
kommen zu ſeyn, wenigſtens iſt ſein Publikum
nicht mehr ſo glaͤnzend. Ehedem fruͤhſtuͤckten
kleine Zirkel aus der feinen Welt, oder tran-
ken ihren Brunnen hier; jetzt fand ich nichts,
als Buͤrgersleute, die ihren Kaffee verzehrten,
und dann einen Zug durch die ſchoͤnen Alleen
machten.
Sechstes Heft. P
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/497>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.