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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Der Hang zu Sommerwohnungen
aber hat sich seit meinem ersten Hierseyn ver-
stärkt. Wohlhabende Leute von allen Ständen,
die in der Stadt wohnen, hatten ehedem in
den Vorstädten Häuser und Gärten, jetzt ha-
ben sie dieselben weiter hinaus, vor den Linien,
auf die umliegenden Dörfer, deren ich oben
einige genannt habe, verlegt. Diese sind da-
durch fast zu lauter artigen Städtchen gewor-
den. Die Bauunternehmer haben auch hier
mit wohlhabenden Privatleuten um die Wette
gebauet. Der Zulauf ist in kurzer Zeit so
groß geworden, daß man eine Sommermie-
the mit 100, 150, 200, 300 und 400 Gulden
bezahlen muß.

Wenn man in andern deutschen Städten,
nach Endigung des Schauspiels, noch ein paar
Bissen ißt und dann zu Bette geht, so thut
man hier noch eine regelmäßige Mahlzeit, und
eilt dann wiederum zu einem neuen Genusse,
der endlich der letzte ist. Seit meinem ersten
Hierseyn hat sich hier ein nächtlicher Lustort

Der Hang zu Sommerwohnungen
aber hat ſich ſeit meinem erſten Hierſeyn ver-
ſtaͤrkt. Wohlhabende Leute von allen Staͤnden,
die in der Stadt wohnen, hatten ehedem in
den Vorſtaͤdten Haͤuſer und Gaͤrten, jetzt ha-
ben ſie dieſelben weiter hinaus, vor den Linien,
auf die umliegenden Doͤrfer, deren ich oben
einige genannt habe, verlegt. Dieſe ſind da-
durch faſt zu lauter artigen Staͤdtchen gewor-
den. Die Bauunternehmer haben auch hier
mit wohlhabenden Privatleuten um die Wette
gebauet. Der Zulauf iſt in kurzer Zeit ſo
groß geworden, daß man eine Sommermie-
the mit 100, 150, 200, 300 und 400 Gulden
bezahlen muß.

Wenn man in andern deutſchen Staͤdten,
nach Endigung des Schauſpiels, noch ein paar
Biſſen ißt und dann zu Bette geht, ſo thut
man hier noch eine regelmaͤßige Mahlzeit, und
eilt dann wiederum zu einem neuen Genuſſe,
der endlich der letzte iſt. Seit meinem erſten
Hierſeyn hat ſich hier ein naͤchtlicher Luſtort

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[226/0498] Der Hang zu Sommerwohnungen aber hat ſich ſeit meinem erſten Hierſeyn ver- ſtaͤrkt. Wohlhabende Leute von allen Staͤnden, die in der Stadt wohnen, hatten ehedem in den Vorſtaͤdten Haͤuſer und Gaͤrten, jetzt ha- ben ſie dieſelben weiter hinaus, vor den Linien, auf die umliegenden Doͤrfer, deren ich oben einige genannt habe, verlegt. Dieſe ſind da- durch faſt zu lauter artigen Staͤdtchen gewor- den. Die Bauunternehmer haben auch hier mit wohlhabenden Privatleuten um die Wette gebauet. Der Zulauf iſt in kurzer Zeit ſo groß geworden, daß man eine Sommermie- the mit 100, 150, 200, 300 und 400 Gulden bezahlen muß. Wenn man in andern deutſchen Staͤdten, nach Endigung des Schauſpiels, noch ein paar Biſſen ißt und dann zu Bette geht, ſo thut man hier noch eine regelmaͤßige Mahlzeit, und eilt dann wiederum zu einem neuen Genuſſe, der endlich der letzte iſt. Seit meinem erſten Hierſeyn hat ſich hier ein naͤchtlicher Luſtort

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/498>, abgerufen am 22.11.2024.