dasselbe hinein. Es zieht sich immer tiefer hinab und man sieht sich bald an dem Eingange eines ausgebreiteten Kessels, der dicht mit Dörfern besetzt ist. In diesen fährt man hinab. Rund herum erheben sich theils niedrige, halbange- bauete Berge, theils höhere, deren Fuß nur angebauet ist, und deren Mitte und Gipfel sich kahl in die Lüfte erheben. Der Flecken Braunegen, wo die nächste Post ist, (2 M.) nimmt sich, eines Schlosses wegen, das über ihn hersieht, und worin sich das Kreisamt be- findet, nicht übel aus. Gerade gegen über, westlich, erhebt sich eine Kalkalpe, deren Gip- fel so verwittert und aufgelößt ist, daß er wie die weißeste Kreide erscheint und glauben ma- chen kann, als sey er noch mit Schnee bedeckt. Von Niederndorf bis hieher zählte ich drey und zwanzig Kirchen.
Von Braunnegen bis Untervintel (2 M.) führt der Weg zuerst durch ein ver- engtes Thal auf Sonnenburg, ein aufge- hobenes Nonnenkloster, das von großem Um-
fange
daſſelbe hinein. Es zieht ſich immer tiefer hinab und man ſieht ſich bald an dem Eingange eines ausgebreiteten Keſſels, der dicht mit Doͤrfern beſetzt iſt. In dieſen faͤhrt man hinab. Rund herum erheben ſich theils niedrige, halbange- bauete Berge, theils hoͤhere, deren Fuß nur angebauet iſt, und deren Mitte und Gipfel ſich kahl in die Luͤfte erheben. Der Flecken Braunegen, wo die naͤchſte Poſt iſt, (2 M.) nimmt ſich, eines Schloſſes wegen, das uͤber ihn herſieht, und worin ſich das Kreisamt be- findet, nicht uͤbel aus. Gerade gegen uͤber, weſtlich, erhebt ſich eine Kalkalpe, deren Gip- fel ſo verwittert und aufgeloͤßt iſt, daß er wie die weißeſte Kreide erſcheint und glauben ma- chen kann, als ſey er noch mit Schnee bedeckt. Von Niederndorf bis hieher zaͤhlte ich drey und zwanzig Kirchen.
Von Braunnegen bis Untervintel (2 M.) fuͤhrt der Weg zuerſt durch ein ver- engtes Thal auf Sonnenburg, ein aufge- hobenes Nonnenkloſter, das von großem Um-
fange
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0560"n="288"/>
daſſelbe hinein. Es zieht ſich immer tiefer hinab<lb/>
und man ſieht ſich bald an dem Eingange eines<lb/>
ausgebreiteten Keſſels, der dicht mit Doͤrfern<lb/>
beſetzt iſt. In dieſen faͤhrt man hinab. Rund<lb/>
herum erheben ſich theils niedrige, halbange-<lb/>
bauete Berge, theils hoͤhere, deren Fuß nur<lb/>
angebauet iſt, und deren Mitte und Gipfel<lb/>ſich kahl in die Luͤfte erheben. Der Flecken<lb/><hirendition="#g">Braunegen</hi>, wo die naͤchſte Poſt iſt, (2 M.)<lb/>
nimmt ſich, eines Schloſſes wegen, das uͤber<lb/>
ihn herſieht, und worin ſich das Kreisamt be-<lb/>
findet, nicht uͤbel aus. Gerade gegen uͤber,<lb/>
weſtlich, erhebt ſich eine Kalkalpe, deren Gip-<lb/>
fel ſo verwittert und aufgeloͤßt iſt, daß er wie<lb/>
die weißeſte Kreide erſcheint und glauben ma-<lb/>
chen kann, als ſey er noch mit Schnee bedeckt.<lb/>
Von Niederndorf bis hieher zaͤhlte ich drey und<lb/>
zwanzig Kirchen.</p><lb/><p>Von Braunnegen bis <hirendition="#g">Untervintel</hi><lb/>
(2 M.) fuͤhrt der Weg zuerſt durch ein ver-<lb/>
engtes Thal auf <hirendition="#g">Sonnenburg</hi>, ein aufge-<lb/>
hobenes Nonnenkloſter, das von großem Um-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">fange</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[288/0560]
daſſelbe hinein. Es zieht ſich immer tiefer hinab
und man ſieht ſich bald an dem Eingange eines
ausgebreiteten Keſſels, der dicht mit Doͤrfern
beſetzt iſt. In dieſen faͤhrt man hinab. Rund
herum erheben ſich theils niedrige, halbange-
bauete Berge, theils hoͤhere, deren Fuß nur
angebauet iſt, und deren Mitte und Gipfel
ſich kahl in die Luͤfte erheben. Der Flecken
Braunegen, wo die naͤchſte Poſt iſt, (2 M.)
nimmt ſich, eines Schloſſes wegen, das uͤber
ihn herſieht, und worin ſich das Kreisamt be-
findet, nicht uͤbel aus. Gerade gegen uͤber,
weſtlich, erhebt ſich eine Kalkalpe, deren Gip-
fel ſo verwittert und aufgeloͤßt iſt, daß er wie
die weißeſte Kreide erſcheint und glauben ma-
chen kann, als ſey er noch mit Schnee bedeckt.
Von Niederndorf bis hieher zaͤhlte ich drey und
zwanzig Kirchen.
Von Braunnegen bis Untervintel
(2 M.) fuͤhrt der Weg zuerſt durch ein ver-
engtes Thal auf Sonnenburg, ein aufge-
hobenes Nonnenkloſter, das von großem Um-
fange
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/560>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.