fange ist und den Anblick eines beträchtlichen Schlosses giebt. Diese Damen hatten vor- trefflich gewählt. Ihr Haus liegt auf einem Schieferfelsen, an dessen Fuße die Rienze hin- rauscht. Auf der andern Seite hatten sie eine ausgebreitete Aussicht über das Thal und auf die gegenüber liegenden Berge. Uebrigens hat das Thal, durch welches man von da bis zur nächsten Post fährt, nicht so viel Angenehmes, als die vorigen. Es ist eng, mit Steinen be- säet, und an beyden Seiten wenig angebauet. Nur streckenweise sieht man in den Niederun- gen kleine Wiesen und eben so kleine Stücke Ackerland, die türkischen Weizen tragen. Schon vorher zeigte sich Granit am Wege, jetzt wird er immer häufiger, und kurz vor dem Post- wechsel Obervintel erhebt sich ein ganzer Gra- nitberg am Wege. Auf diesem Postlaufe fand ich funfzehn Kirchen und sah kaum dreymal so viel Häuser.
Von da bis Brixen, der nächsten Post, (2 M.) läuft der Weg noch in dem vorigen
Sechstes Heft. T
fange iſt und den Anblick eines betraͤchtlichen Schloſſes giebt. Dieſe Damen hatten vor- trefflich gewaͤhlt. Ihr Haus liegt auf einem Schieferfelſen, an deſſen Fuße die Rienze hin- rauſcht. Auf der andern Seite hatten ſie eine ausgebreitete Ausſicht uͤber das Thal und auf die gegenuͤber liegenden Berge. Uebrigens hat das Thal, durch welches man von da bis zur naͤchſten Poſt faͤhrt, nicht ſo viel Angenehmes, als die vorigen. Es iſt eng, mit Steinen be- ſaͤet, und an beyden Seiten wenig angebauet. Nur ſtreckenweiſe ſieht man in den Niederun- gen kleine Wieſen und eben ſo kleine Stuͤcke Ackerland, die tuͤrkiſchen Weizen tragen. Schon vorher zeigte ſich Granit am Wege, jetzt wird er immer haͤufiger, und kurz vor dem Poſt- wechſel Obervintel erhebt ſich ein ganzer Gra- nitberg am Wege. Auf dieſem Poſtlaufe fand ich funfzehn Kirchen und ſah kaum dreymal ſo viel Haͤuſer.
Von da bis Brixen, der naͤchſten Poſt, (2 M.) laͤuft der Weg noch in dem vorigen
Sechstes Heft. T
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0561"n="289"/>
fange iſt und den Anblick eines betraͤchtlichen<lb/>
Schloſſes giebt. Dieſe Damen hatten vor-<lb/>
trefflich gewaͤhlt. Ihr Haus liegt auf einem<lb/>
Schieferfelſen, an deſſen Fuße die Rienze hin-<lb/>
rauſcht. Auf der andern Seite hatten ſie eine<lb/>
ausgebreitete Ausſicht uͤber das Thal und auf<lb/>
die gegenuͤber liegenden Berge. Uebrigens hat<lb/>
das Thal, durch welches man von da bis zur<lb/>
naͤchſten Poſt faͤhrt, nicht ſo viel Angenehmes,<lb/>
als die vorigen. Es iſt eng, mit Steinen be-<lb/>ſaͤet, und an beyden Seiten wenig angebauet.<lb/>
Nur ſtreckenweiſe ſieht man in den Niederun-<lb/>
gen kleine Wieſen und eben ſo kleine Stuͤcke<lb/>
Ackerland, die tuͤrkiſchen Weizen tragen. Schon<lb/>
vorher zeigte ſich Granit am Wege, jetzt wird<lb/>
er immer haͤufiger, und kurz vor dem Poſt-<lb/>
wechſel Obervintel erhebt ſich ein ganzer Gra-<lb/>
nitberg am Wege. Auf dieſem Poſtlaufe fand<lb/>
ich funfzehn Kirchen und ſah kaum dreymal ſo<lb/>
viel Haͤuſer.</p><lb/><p>Von da bis <hirendition="#g">Brixen</hi>, der naͤchſten Poſt,<lb/>
(2 M.) laͤuft der Weg noch in dem vorigen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Sechstes Heft. T</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[289/0561]
fange iſt und den Anblick eines betraͤchtlichen
Schloſſes giebt. Dieſe Damen hatten vor-
trefflich gewaͤhlt. Ihr Haus liegt auf einem
Schieferfelſen, an deſſen Fuße die Rienze hin-
rauſcht. Auf der andern Seite hatten ſie eine
ausgebreitete Ausſicht uͤber das Thal und auf
die gegenuͤber liegenden Berge. Uebrigens hat
das Thal, durch welches man von da bis zur
naͤchſten Poſt faͤhrt, nicht ſo viel Angenehmes,
als die vorigen. Es iſt eng, mit Steinen be-
ſaͤet, und an beyden Seiten wenig angebauet.
Nur ſtreckenweiſe ſieht man in den Niederun-
gen kleine Wieſen und eben ſo kleine Stuͤcke
Ackerland, die tuͤrkiſchen Weizen tragen. Schon
vorher zeigte ſich Granit am Wege, jetzt wird
er immer haͤufiger, und kurz vor dem Poſt-
wechſel Obervintel erhebt ſich ein ganzer Gra-
nitberg am Wege. Auf dieſem Poſtlaufe fand
ich funfzehn Kirchen und ſah kaum dreymal ſo
viel Haͤuſer.
Von da bis Brixen, der naͤchſten Poſt,
(2 M.) laͤuft der Weg noch in dem vorigen
Sechstes Heft. T
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/561>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.