Botzen, dem politischen Range und der Größe, Bevölkerung und Wohlhabenheit nach, die zweyte Stadt in Tyrol, liegt im Etschlan- de, an der Eisack, *) mitten unter Bergen. Sie ist der Sitz des Landeshauptmanns von gedachter Provinz, und eines Hofgerichts, das jährlich viermal gehegt wird.
Die Stadt ist offen und ihr Standplatz uneben. Dieser Lage wegen sind ihre Straßen und Plätze ziemlich enge und zusammen ge- drängt. Die Häuser sind von Stein, großen- theils vierstöckig, sehr fest, aber ziemlich alt- modisch, erbauet. Sie haben von außen und innen schon viel Italienisches, z. B., häufige Balkone, weniger Fenster als die deutschen Städte, und auf dem Dache mehrentheils Altane, die zum Trocknen der Wäsche gebraucht werden, und zugleich Licht in das Innere der Häuser herabschicken. Die Treppen sind näm-
*) Richtiger vielleicht: Eisach, von Eis und Ach, oder Aa, was bey unsern Alten Wasser und, in der zweyten Bedeutung, Fluß hieß. Daher Aachen Salza oder Salzach, Schwarzach. u.s.w.
Botzen, dem politiſchen Range und der Groͤße, Bevoͤlkerung und Wohlhabenheit nach, die zweyte Stadt in Tyrol, liegt im Etſchlan- de, an der Eiſack, *) mitten unter Bergen. Sie iſt der Sitz des Landeshauptmanns von gedachter Provinz, und eines Hofgerichts, das jaͤhrlich viermal gehegt wird.
Die Stadt iſt offen und ihr Standplatz uneben. Dieſer Lage wegen ſind ihre Straßen und Plaͤtze ziemlich enge und zuſammen ge- draͤngt. Die Haͤuſer ſind von Stein, großen- theils vierſtoͤckig, ſehr feſt, aber ziemlich alt- modiſch, erbauet. Sie haben von außen und innen ſchon viel Italieniſches, z. B., haͤufige Balkone, weniger Fenſter als die deutſchen Staͤdte, und auf dem Dache mehrentheils Altane, die zum Trocknen der Waͤſche gebraucht werden, und zugleich Licht in das Innere der Haͤuſer herabſchicken. Die Treppen ſind naͤm-
*) Richtiger vielleicht: Eisach, von Eis und Ach, oder Aa, was bey unſern Alten Waſſer und, in der zweyten Bedeutung, Fluß hieß. Daher Aachen Salza oder Salzach, Schwarzach. u.ſ.w.
<TEI><text><body><div><floatingText><body><divn="1"><pbfacs="#f0569"n="297"/><p><hirendition="#g">Botzen</hi>, dem politiſchen Range und der<lb/>
Groͤße, Bevoͤlkerung und Wohlhabenheit nach,<lb/>
die zweyte Stadt in Tyrol, liegt im Etſchlan-<lb/>
de, an der Eiſack, <noteplace="foot"n="*)">Richtiger vielleicht: <hirendition="#g">Eisach</hi>, von<lb/><hirendition="#g">Eis</hi> und <hirendition="#g">Ach</hi>,<lb/>
oder <hirendition="#g">Aa</hi>, was bey unſern Alten <hirendition="#g">Waſſer</hi> und, in<lb/>
der zweyten Bedeutung, <hirendition="#g">Fluß</hi> hieß. Daher <hirendition="#g">Aachen<lb/>
Salza</hi> oder <hirendition="#g">Salzach, Schwarzach</hi>. u.ſ.w.</note> mitten unter Bergen.<lb/>
Sie iſt der Sitz des Landeshauptmanns von<lb/>
gedachter Provinz, und eines Hofgerichts, das<lb/>
jaͤhrlich viermal gehegt wird.</p><lb/><p>Die Stadt iſt offen und ihr Standplatz<lb/>
uneben. Dieſer Lage wegen ſind ihre Straßen<lb/>
und Plaͤtze ziemlich enge und zuſammen ge-<lb/>
draͤngt. Die Haͤuſer ſind von Stein, großen-<lb/>
theils vierſtoͤckig, ſehr feſt, aber ziemlich alt-<lb/>
modiſch, erbauet. Sie haben von außen und<lb/>
innen ſchon viel Italieniſches, z. B., haͤufige<lb/>
Balkone, weniger Fenſter als die deutſchen<lb/>
Staͤdte, und auf dem Dache mehrentheils<lb/>
Altane, die zum Trocknen der Waͤſche gebraucht<lb/>
werden, und zugleich Licht in das Innere der<lb/>
Haͤuſer herabſchicken. Die Treppen ſind naͤm-<lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[297/0569]
Botzen, dem politiſchen Range und der
Groͤße, Bevoͤlkerung und Wohlhabenheit nach,
die zweyte Stadt in Tyrol, liegt im Etſchlan-
de, an der Eiſack, *) mitten unter Bergen.
Sie iſt der Sitz des Landeshauptmanns von
gedachter Provinz, und eines Hofgerichts, das
jaͤhrlich viermal gehegt wird.
Die Stadt iſt offen und ihr Standplatz
uneben. Dieſer Lage wegen ſind ihre Straßen
und Plaͤtze ziemlich enge und zuſammen ge-
draͤngt. Die Haͤuſer ſind von Stein, großen-
theils vierſtoͤckig, ſehr feſt, aber ziemlich alt-
modiſch, erbauet. Sie haben von außen und
innen ſchon viel Italieniſches, z. B., haͤufige
Balkone, weniger Fenſter als die deutſchen
Staͤdte, und auf dem Dache mehrentheils
Altane, die zum Trocknen der Waͤſche gebraucht
werden, und zugleich Licht in das Innere der
Haͤuſer herabſchicken. Die Treppen ſind naͤm-
*) Richtiger vielleicht: Eisach, von
Eis und Ach,
oder Aa, was bey unſern Alten Waſſer und, in
der zweyten Bedeutung, Fluß hieß. Daher Aachen
Salza oder Salzach, Schwarzach. u.ſ.w.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/569>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.