Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

und noch, bey ihrer Abreise, dergleichen in
Menge kaufen, um sie, theils als Andenken,
theils als Reisegeschenk, theils als Spiel und
theils als Nutz-Werkzeuge mit nach Hause zu
nehmen; daß sie mit Kranken zu thun haben,
die Hülfsleistung und Gefälligkeit brauchen,
und diese Tugenden durch ihren Zustand in
guten Herzen erwecken; daß eben diese Kranke,
was sie an moralischen Fehlern mitbringen,
weniger auffallend zeigen, weil Schmerzen
und Schwachheit des Körpers es verhindern;
und endlich, daß sie über die Hälfte des Jah-
res, unbesucht, einsam, keiner Verführung
ausgesetzt, zwischen ihren Bergen leben: diese
Dinge bewirken wohl zunächst, daß ihr Ge-
müth so rein und unverdorben bleibt, als es
sich wirklich zeigt, wenn man auch nicht die
Bemerkung gemacht haben sollte, daß die Be-
wohner von Böhmen überhaupt, diesseits des
Bergkranzes, der ihr Land umgiebt, noch bes-
ser, wenn auch ungebildeter, als ihre Gränz-
nachbarn, zu bleiben das Glück gehabt haben.

und noch, bey ihrer Abreiſe, dergleichen in
Menge kaufen, um ſie, theils als Andenken,
theils als Reiſegeſchenk, theils als Spiel und
theils als Nutz-Werkzeuge mit nach Hauſe zu
nehmen; daß ſie mit Kranken zu thun haben,
die Huͤlfsleiſtung und Gefaͤlligkeit brauchen,
und dieſe Tugenden durch ihren Zuſtand in
guten Herzen erwecken; daß eben dieſe Kranke,
was ſie an moraliſchen Fehlern mitbringen,
weniger auffallend zeigen, weil Schmerzen
und Schwachheit des Koͤrpers es verhindern;
und endlich, daß ſie uͤber die Haͤlfte des Jah-
res, unbeſucht, einſam, keiner Verfuͤhrung
ausgeſetzt, zwiſchen ihren Bergen leben: dieſe
Dinge bewirken wohl zunaͤchſt, daß ihr Ge-
muͤth ſo rein und unverdorben bleibt, als es
ſich wirklich zeigt, wenn man auch nicht die
Bemerkung gemacht haben ſollte, daß die Be-
wohner von Boͤhmen uͤberhaupt, diesſeits des
Bergkranzes, der ihr Land umgiebt, noch beſ-
ſer, wenn auch ungebildeter, als ihre Graͤnz-
nachbarn, zu bleiben das Gluͤck gehabt haben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <p><pb facs="#f0071" n="63"/>
und noch, bey ihrer Abrei&#x017F;e, dergleichen in<lb/>
Menge kaufen, um &#x017F;ie, theils als Andenken,<lb/>
theils als Rei&#x017F;ege&#x017F;chenk, theils als Spiel und<lb/>
theils als Nutz-Werkzeuge mit nach Hau&#x017F;e zu<lb/>
nehmen; daß &#x017F;ie mit Kranken zu thun haben,<lb/>
die Hu&#x0364;lfslei&#x017F;tung und Gefa&#x0364;lligkeit brauchen,<lb/>
und die&#x017F;e Tugenden durch ihren Zu&#x017F;tand in<lb/>
guten Herzen erwecken; daß eben die&#x017F;e Kranke,<lb/>
was &#x017F;ie an morali&#x017F;chen Fehlern mitbringen,<lb/>
weniger auffallend zeigen, weil Schmerzen<lb/>
und Schwachheit des Ko&#x0364;rpers es verhindern;<lb/>
und endlich, daß &#x017F;ie u&#x0364;ber die Ha&#x0364;lfte des Jah-<lb/>
res, unbe&#x017F;ucht, ein&#x017F;am, keiner Verfu&#x0364;hrung<lb/>
ausge&#x017F;etzt, zwi&#x017F;chen ihren Bergen leben: die&#x017F;e<lb/>
Dinge bewirken wohl zuna&#x0364;ch&#x017F;t, daß ihr Ge-<lb/>
mu&#x0364;th &#x017F;o rein und unverdorben bleibt, als es<lb/>
&#x017F;ich wirklich zeigt, wenn man auch nicht die<lb/>
Bemerkung gemacht haben &#x017F;ollte, daß die Be-<lb/>
wohner von Bo&#x0364;hmen u&#x0364;berhaupt, dies&#x017F;eits des<lb/>
Bergkranzes, der ihr Land umgiebt, noch be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, wenn auch ungebildeter, als ihre Gra&#x0364;nz-<lb/>
nachbarn, zu bleiben das Glu&#x0364;ck gehabt haben.</p><lb/>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0071] und noch, bey ihrer Abreiſe, dergleichen in Menge kaufen, um ſie, theils als Andenken, theils als Reiſegeſchenk, theils als Spiel und theils als Nutz-Werkzeuge mit nach Hauſe zu nehmen; daß ſie mit Kranken zu thun haben, die Huͤlfsleiſtung und Gefaͤlligkeit brauchen, und dieſe Tugenden durch ihren Zuſtand in guten Herzen erwecken; daß eben dieſe Kranke, was ſie an moraliſchen Fehlern mitbringen, weniger auffallend zeigen, weil Schmerzen und Schwachheit des Koͤrpers es verhindern; und endlich, daß ſie uͤber die Haͤlfte des Jah- res, unbeſucht, einſam, keiner Verfuͤhrung ausgeſetzt, zwiſchen ihren Bergen leben: dieſe Dinge bewirken wohl zunaͤchſt, daß ihr Ge- muͤth ſo rein und unverdorben bleibt, als es ſich wirklich zeigt, wenn man auch nicht die Bemerkung gemacht haben ſollte, daß die Be- wohner von Boͤhmen uͤberhaupt, diesſeits des Bergkranzes, der ihr Land umgiebt, noch beſ- ſer, wenn auch ungebildeter, als ihre Graͤnz- nachbarn, zu bleiben das Gluͤck gehabt haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/71
Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/71>, abgerufen am 21.11.2024.