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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Platz, der eine freye und frische Bewegung
erlaubte. Der am Sprudel ist sehr schmal
und sehr kurz, und man muß sich durch die
Aufundabgehenden hindurch drängen und win-
den. Das Wasser erhitzt von innen, der Dampf
des Sprudels und das Gedränge von außem,
und die Sonne, die gegen sieben Uhr diesen
Platz, den kein Baum beschattet, zu beleuch-
ten anfängt, thut das Uebrige. Wenn es reg-
net, so ist zwar ein Saal da, wo man sich
trocken erhalten kann, da er aber über dem
Wasserbehälter steht, so ist die Luft darin so
lau und so wässerig, daß man bald Aengst-
lichkeit oder Kopfweh fühlt, und sich lieber
entschließt, in den Regen hinaus zu gehen.

Eben so ist es am Neubrunnen. Ein schma-
ler Gang, mit einem Wetterdache versehen
(das schon im ersten Jahre seiner Erbauung
anfängt, sich schlangenförmig zu winden) führt,
ungefähr hundert Schritte, auf und ab, schützt
vor der Morgensonne nicht und schließt doch
oft hundert bis zwey hundert Menschen ein.

Platz, der eine freye und friſche Bewegung
erlaubte. Der am Sprudel iſt ſehr ſchmal
und ſehr kurz, und man muß ſich durch die
Aufundabgehenden hindurch draͤngen und win-
den. Das Waſſer erhitzt von innen, der Dampf
des Sprudels und das Gedraͤnge von außem,
und die Sonne, die gegen ſieben Uhr dieſen
Platz, den kein Baum beſchattet, zu beleuch-
ten anfaͤngt, thut das Uebrige. Wenn es reg-
net, ſo iſt zwar ein Saal da, wo man ſich
trocken erhalten kann, da er aber uͤber dem
Waſſerbehaͤlter ſteht, ſo iſt die Luft darin ſo
lau und ſo waͤſſerig, daß man bald Aengſt-
lichkeit oder Kopfweh fuͤhlt, und ſich lieber
entſchließt, in den Regen hinaus zu gehen.

Eben ſo iſt es am Neubrunnen. Ein ſchma-
ler Gang, mit einem Wetterdache verſehen
(das ſchon im erſten Jahre ſeiner Erbauung
anfaͤngt, ſich ſchlangenfoͤrmig zu winden) fuͤhrt,
ungefaͤhr hundert Schritte, auf und ab, ſchuͤtzt
vor der Morgenſonne nicht und ſchließt doch
oft hundert bis zwey hundert Menſchen ein.

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[85/0093] Platz, der eine freye und friſche Bewegung erlaubte. Der am Sprudel iſt ſehr ſchmal und ſehr kurz, und man muß ſich durch die Aufundabgehenden hindurch draͤngen und win- den. Das Waſſer erhitzt von innen, der Dampf des Sprudels und das Gedraͤnge von außem, und die Sonne, die gegen ſieben Uhr dieſen Platz, den kein Baum beſchattet, zu beleuch- ten anfaͤngt, thut das Uebrige. Wenn es reg- net, ſo iſt zwar ein Saal da, wo man ſich trocken erhalten kann, da er aber uͤber dem Waſſerbehaͤlter ſteht, ſo iſt die Luft darin ſo lau und ſo waͤſſerig, daß man bald Aengſt- lichkeit oder Kopfweh fuͤhlt, und ſich lieber entſchließt, in den Regen hinaus zu gehen. Eben ſo iſt es am Neubrunnen. Ein ſchma- ler Gang, mit einem Wetterdache verſehen (das ſchon im erſten Jahre ſeiner Erbauung anfaͤngt, ſich ſchlangenfoͤrmig zu winden) fuͤhrt, ungefaͤhr hundert Schritte, auf und ab, ſchuͤtzt vor der Morgenſonne nicht und ſchließt doch oft hundert bis zwey hundert Menſchen ein.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/93>, abgerufen am 21.11.2024.