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Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795.

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Alle sind erhitzt und werden es durch das Was-
sertrinken und das Gedränge noch mehr. Dazu
kommen die Ausdünstungen von einer Menge
geheimer Oerter, die der Genuß des Wassers
unentbehrlich macht, und die, der Reihe nach,
auf eben diesem Gange angebracht sind. Wenn
es nicht regnet, kann man sich vor den daraus
entstehenden Unbequemlichkeiten dadurch ret-
ten, daß man auf der nahe gelegenen, sehr
kurzen und ungleich gebälkten, Töpelbrücke
auf und ab geht, regnet es aber, so muß man
sich doch unter den gedachten Gang ins Ge-
dränge zurück ziehen.

Eben so unbequem ist auch der Raum am
Schloßbrunnen. Man muß, wenn man sich
bewegen will, von demselben, auf einem schlech-
ten Pflaster, den Berg hinansteigen, und mit
einem kleinen Platze, der ungefähr funfzig
Fuß lang, und zwanzig breit ist, übrigens weder
vor Regen noch Sonne schützt, sich begnügen.
Jeden neuen Becher Wasser muß man sich durch
ein beschwerliches Herab- und Wiederhinauf-
klettern verschaffen.

Alle ſind erhitzt und werden es durch das Waſ-
ſertrinken und das Gedraͤnge noch mehr. Dazu
kommen die Ausduͤnſtungen von einer Menge
geheimer Oerter, die der Genuß des Waſſers
unentbehrlich macht, und die, der Reihe nach,
auf eben dieſem Gange angebracht ſind. Wenn
es nicht regnet, kann man ſich vor den daraus
entſtehenden Unbequemlichkeiten dadurch ret-
ten, daß man auf der nahe gelegenen, ſehr
kurzen und ungleich gebaͤlkten, Toͤpelbruͤcke
auf und ab geht, regnet es aber, ſo muß man
ſich doch unter den gedachten Gang ins Ge-
draͤnge zuruͤck ziehen.

Eben ſo unbequem iſt auch der Raum am
Schloßbrunnen. Man muß, wenn man ſich
bewegen will, von demſelben, auf einem ſchlech-
ten Pflaſter, den Berg hinanſteigen, und mit
einem kleinen Platze, der ungefaͤhr funfzig
Fuß lang, und zwanzig breit iſt, uͤbrigens weder
vor Regen noch Sonne ſchuͤtzt, ſich begnuͤgen.
Jeden neuen Becher Waſſer muß man ſich durch
ein beſchwerliches Herab- und Wiederhinauf-
klettern verſchaffen.

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[86/0094] Alle ſind erhitzt und werden es durch das Waſ- ſertrinken und das Gedraͤnge noch mehr. Dazu kommen die Ausduͤnſtungen von einer Menge geheimer Oerter, die der Genuß des Waſſers unentbehrlich macht, und die, der Reihe nach, auf eben dieſem Gange angebracht ſind. Wenn es nicht regnet, kann man ſich vor den daraus entſtehenden Unbequemlichkeiten dadurch ret- ten, daß man auf der nahe gelegenen, ſehr kurzen und ungleich gebaͤlkten, Toͤpelbruͤcke auf und ab geht, regnet es aber, ſo muß man ſich doch unter den gedachten Gang ins Ge- draͤnge zuruͤck ziehen. Eben ſo unbequem iſt auch der Raum am Schloßbrunnen. Man muß, wenn man ſich bewegen will, von demſelben, auf einem ſchlech- ten Pflaſter, den Berg hinanſteigen, und mit einem kleinen Platze, der ungefaͤhr funfzig Fuß lang, und zwanzig breit iſt, uͤbrigens weder vor Regen noch Sonne ſchuͤtzt, ſich begnuͤgen. Jeden neuen Becher Waſſer muß man ſich durch ein beſchwerliches Herab- und Wiederhinauf- klettern verſchaffen.

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Zitationshilfe: Schulz, Friedrich: Reise eines Liefländers. Bd. 3, [H. 5 u. H. 6]. Berlin, 1795, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schulz_reise03_1795/94>, abgerufen am 21.11.2024.