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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Regenten-Spiegel.
nen/ es werde sich auch nun schwerlich lassen abschaffen. Allein/ ihr solt
wissen/ daß ein alte Gewonheit/ die Gottes Wort zuwider ist/ nichts
anders sey/ als ein alter Jrrthum. Christus hat uns nicht gewiesen an
die alten Gewonheiten/ sondern an die Heilige Schrifft/ und saget
Joh. 5. Forschet in der Schrifft/ dann ihr meinet/ ihr habt das ewige
Leben darinnen/ und sie ists/ die von mir zeuget. Er sagt auch nicht/
Jch bin die Gewonheit/ sondern Er sagt: Jch bin die Warheit Joh.
14. Was hundert Jahr unrecht gewesen ist/ das ist nicht eine Stun-
de recht. Jhr habt gehört/ was Gott der HErr nicht vor 100. nicht
vor 1000. sondern mehr als vor 3000. Jahren auff dem Berg Si-
nai gesagt hab: Gedencke des Sabbaths/ daß du ihn heiligest. Und das
ist die älteste Gewonheit/ die in der Kirchen Gottes ist in acht genom-
men worden. Durch solche Gewonheiten aber mit den Jahrmärckten
am Sonntag wird der Sabbath nicht geheiliget. Darumb kan ich
solche Gewonheit nicht gut heissen/ sie mag nun zwey/ drey oder mehr
hundert Jahr gewehrt haben. Jch wil euch aber kürtzlich erzehlen/
woher dieser Gebrauch/ diese Gewonheit kommen/ daß die Kirchwey-
he auff den Dörffern/ und die Jahrmärckt in den Städten gemeinig-
lich an den Sonntagen und Feyertagen gehalten werden. Alle böse
Gebräuch kommen gemeiniglich her von guten Gebräuchen. Gleich
wie auß den Engeln sind Teuffel worden/ und auß den Jungfrauen
Huren werden/ also kommen gemeiniglich auß den guten Gebräuchen
böse Mißbräuche. Das Werck mit den Kirchweyhen ist im Anfang
nicht böß gemeint gewesen/ sondern wann eine Kirche ist gebauet/ und
zum ersten mal drinn geprediget worden/ sind die Leut zusammen
kommen/ haben Gott dafür gedancket/ und nach verrichtetem Gottes-
dienst hat ein Freund den andern zu Gast gebeten/ und sind in dem
HErrn frölich gewesen. Und diesen Tag/ da ihnen diese Wolthat be-
gegnet ist/ haben sie alle Jahr in acht genommen/ haben ihre Danck-
sagung zu GOtt wiederholet/ und sind nach verrichtetem Gottes-
dienst gute Freund abermal zusammen kommen/ und haben betrach-
tet/ was Nehemias und die Geistliche zu Jerusalem dem Jüdischen
Volck sagten: Dieser Tag ist heilig dem HErrn eurem Gott/ drumb
seyd nicht trauria/ und weinet nicht. Gehet hin und esset das Fette/
und trincket das Süsse/ und sendet denen auch ein Theil/ die nichts
vor sich bereitet haben. Dann dieser Tag ist heilig unserm HErrn.
Drumb bekümmert euch nicht/ dann die Freud im HErrn ist euer
Stärck/ Neh. 8. Hernach ist mit der Zeit der Gebrauch auffkommen/
daß die Benachbarte an die Oerter/ da ein Kirchmeß ist gehalten wor-
den/ sind gezogen/ und haben allerhand Victualien, als Hüner und
Gänß/ Eyer/ Butter und dergleichen zuverkauffen bracht. Endlich
ist das Ding gar auff eine Krämerey und Kauffmanschafft auß-

gelauffen.
E ij

Regenten-Spiegel.
nen/ es werde ſich auch nun ſchwerlich laſſen abſchaffen. Allein/ ihr ſolt
wiſſen/ daß ein alte Gewonheit/ die Gottes Wort zuwider iſt/ nichts
anders ſey/ als ein alter Jrꝛthum. Chriſtus hat uns nicht gewieſen an
die alten Gewonheiten/ ſondern an die Heilige Schrifft/ und ſaget
Joh. 5. Forſchet in der Schrifft/ dann ihr meinet/ ihr habt das ewige
Leben darinnen/ und ſie iſts/ die von mir zeuget. Er ſagt auch nicht/
Jch bin die Gewonheit/ ſondern Er ſagt: Jch bin die Warheit Joh.
14. Was hundert Jahr unrecht geweſen iſt/ das iſt nicht eine Stun-
de recht. Jhr habt gehoͤrt/ was Gott der HErr nicht vor 100. nicht
vor 1000. ſondern mehr als vor 3000. Jahren auff dem Berg Si-
nai geſagt hab: Gedencke des Sabbaths/ daß du ihn heiligeſt. Und das
iſt die aͤlteſte Gewonheit/ die in der Kirchen Gottes iſt in acht genom-
men worden. Durch ſolche Gewonheiten aber mit den Jahrmaͤrckten
am Sonntag wird der Sabbath nicht geheiliget. Darumb kan ich
ſolche Gewonheit nicht gut heiſſen/ ſie mag nun zwey/ drey oder mehr
hundert Jahr gewehrt haben. Jch wil euch aber kuͤrtzlich erzehlen/
woher dieſer Gebrauch/ dieſe Gewonheit kommen/ daß die Kirchwey-
he auff den Doͤrffern/ und die Jahrmaͤrckt in den Staͤdten gemeinig-
lich an den Sonntagen und Feyertagen gehalten werden. Alle boͤſe
Gebraͤuch kommen gemeiniglich her von guten Gebraͤuchen. Gleich
wie auß den Engeln ſind Teuffel worden/ und auß den Jungfrauen
Huren werden/ alſo kommen gemeiniglich auß den guten Gebꝛaͤuchen
boͤſe Mißbraͤuche. Das Werck mit den Kirchweyhen iſt im Anfang
nicht boͤß gemeint geweſen/ ſondern wann eine Kirche iſt gebauet/ und
zum erſten mal drinn geprediget worden/ ſind die Leut zuſammen
kommen/ haben Gott dafuͤꝛ gedancket/ und nach verrichtetem Gottes-
dienſt hat ein Freund den andern zu Gaſt gebeten/ und ſind in dem
HErrn froͤlich geweſen. Und dieſen Tag/ da ihnen dieſe Wolthat be-
gegnet iſt/ haben ſie alle Jahr in acht genommen/ haben ihre Danck-
ſagung zu GOtt wiederholet/ und ſind nach verrichtetem Gottes-
dienſt gute Freund abermal zuſammen kommen/ und haben betrach-
tet/ was Nehemias und die Geiſtliche zu Jeruſalem dem Juͤdiſchen
Volck ſagten: Dieſer Tag iſt heilig dem HErrn eurem Gott/ drumb
ſeyd nicht trauria/ und weinet nicht. Gehet hin und eſſet das Fette/
und trincket das Suͤſſe/ und ſendet denen auch ein Theil/ die nichts
vor ſich bereitet haben. Dann dieſer Tag iſt heilig unſerm HErrn.
Drumb bekuͤmmert euch nicht/ dann die Freud im HErrn iſt euer
Staͤrck/ Neh. 8. Hernach iſt mit der Zeit der Gebrauch auffkommen/
daß die Benachbarte an die Oerter/ da ein Kirchmeß iſt gehalten wor-
den/ ſind gezogen/ und haben allerhand Victualien, als Huͤner und
Gaͤnß/ Eyer/ Butter und dergleichen zuverkauffen bracht. Endlich
iſt das Ding gar auff eine Kraͤmerey und Kauffmanſchafft auß-

gelauffen.
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[67/0109] Regenten-Spiegel. nen/ es werde ſich auch nun ſchwerlich laſſen abſchaffen. Allein/ ihr ſolt wiſſen/ daß ein alte Gewonheit/ die Gottes Wort zuwider iſt/ nichts anders ſey/ als ein alter Jrꝛthum. Chriſtus hat uns nicht gewieſen an die alten Gewonheiten/ ſondern an die Heilige Schrifft/ und ſaget Joh. 5. Forſchet in der Schrifft/ dann ihr meinet/ ihr habt das ewige Leben darinnen/ und ſie iſts/ die von mir zeuget. Er ſagt auch nicht/ Jch bin die Gewonheit/ ſondern Er ſagt: Jch bin die Warheit Joh. 14. Was hundert Jahr unrecht geweſen iſt/ das iſt nicht eine Stun- de recht. Jhr habt gehoͤrt/ was Gott der HErr nicht vor 100. nicht vor 1000. ſondern mehr als vor 3000. Jahren auff dem Berg Si- nai geſagt hab: Gedencke des Sabbaths/ daß du ihn heiligeſt. Und das iſt die aͤlteſte Gewonheit/ die in der Kirchen Gottes iſt in acht genom- men worden. Durch ſolche Gewonheiten aber mit den Jahrmaͤrckten am Sonntag wird der Sabbath nicht geheiliget. Darumb kan ich ſolche Gewonheit nicht gut heiſſen/ ſie mag nun zwey/ drey oder mehr hundert Jahr gewehrt haben. Jch wil euch aber kuͤrtzlich erzehlen/ woher dieſer Gebrauch/ dieſe Gewonheit kommen/ daß die Kirchwey- he auff den Doͤrffern/ und die Jahrmaͤrckt in den Staͤdten gemeinig- lich an den Sonntagen und Feyertagen gehalten werden. Alle boͤſe Gebraͤuch kommen gemeiniglich her von guten Gebraͤuchen. Gleich wie auß den Engeln ſind Teuffel worden/ und auß den Jungfrauen Huren werden/ alſo kommen gemeiniglich auß den guten Gebꝛaͤuchen boͤſe Mißbraͤuche. Das Werck mit den Kirchweyhen iſt im Anfang nicht boͤß gemeint geweſen/ ſondern wann eine Kirche iſt gebauet/ und zum erſten mal drinn geprediget worden/ ſind die Leut zuſammen kommen/ haben Gott dafuͤꝛ gedancket/ und nach verrichtetem Gottes- dienſt hat ein Freund den andern zu Gaſt gebeten/ und ſind in dem HErrn froͤlich geweſen. Und dieſen Tag/ da ihnen dieſe Wolthat be- gegnet iſt/ haben ſie alle Jahr in acht genommen/ haben ihre Danck- ſagung zu GOtt wiederholet/ und ſind nach verrichtetem Gottes- dienſt gute Freund abermal zuſammen kommen/ und haben betrach- tet/ was Nehemias und die Geiſtliche zu Jeruſalem dem Juͤdiſchen Volck ſagten: Dieſer Tag iſt heilig dem HErrn eurem Gott/ drumb ſeyd nicht trauria/ und weinet nicht. Gehet hin und eſſet das Fette/ und trincket das Suͤſſe/ und ſendet denen auch ein Theil/ die nichts vor ſich bereitet haben. Dann dieſer Tag iſt heilig unſerm HErrn. Drumb bekuͤmmert euch nicht/ dann die Freud im HErrn iſt euer Staͤrck/ Neh. 8. Hernach iſt mit der Zeit der Gebrauch auffkommen/ daß die Benachbarte an die Oerter/ da ein Kirchmeß iſt gehalten wor- den/ ſind gezogen/ und haben allerhand Victualien, als Huͤner und Gaͤnß/ Eyer/ Butter und dergleichen zuverkauffen bracht. Endlich iſt das Ding gar auff eine Kraͤmerey und Kauffmanſchafft auß- gelauffen. E ij

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/109>, abgerufen am 22.11.2024.