Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].zwischen Mann und Weib. Thorheit wunderbarer als ihre Schönheit/ dessen Gefahr desto grösserweil ihr Muth so hefftig/ daß sie Seel und Geist verzehrt/ derer wür- ckende Krafft nit das Leben/ sondern einen schmälichen Todt verursa- chet/ dann da jene Haußsonne Geist und Leben eingiesset/ und dasselbe mit stätem Liebesdau erfrischet/ da würcket diese das endliche schnelle Verderben. Darumb weil der Himmel nicht immerdar trübe zweyn pflegt/ noch mit seinen Wolcken der Sonnen lieblichen Glantz verfin- stert/ sol einer die Hoffnung fassen/ es werde ein freundlicher Gelücks- wind solche Nebeldunckele verjagen/ und seiner Haußsonnen liebliche Stralen wider erfreulich hervor blicken lassen. Es beklagen sich die Türckinnen/ daß ihr Mahomet bey ihnen wider alle Rechte gehandelt/ da er sich nach seinen Gesetzen ihren Männern zu einer ewigen Dienst- barkeit und Sclaverey übergeben/ schätzen deßwegen die Christinnen vor selige Weider/ daß ihnen ihr Messias und Heyland viel günsti- ger und gnädiger erschienen/ dieweil er die Strengheit und Gewalt der Männer durch seine Gesetze gemässiget und gelindert. Manche Christin aber muß offtmaln wol schmertzlich empfinden/ daß ihr Mann ein Mahometaner worden/ und sein Haußregiment den Türckischen Gesetzen nach anstellt. Es ist eine gemeine Schlußregel oder Sprichwort/ Ein jeder soll Nei-
zwiſchen Mann und Weib. Thorheit wunderbarer als ihre Schoͤnheit/ deſſen Gefahr deſto groͤſſerweil ihr Muth ſo hefftig/ daß ſie Seel und Geiſt verzehrt/ derer wuͤr- ckende Krafft nit das Leben/ ſondern einen ſchmaͤlichen Todt verurſa- chet/ dann da jene Haußſonne Geiſt und Leben eingieſſet/ und daſſelbe mit ſtaͤtem Liebesdau erfriſchet/ da wuͤrcket dieſe das endliche ſchnelle Verderben. Darumb weil der Himmel nicht immerdar truͤbe zweyn pflegt/ noch mit ſeinen Wolcken der Sonnen lieblichen Glantz verfin- ſtert/ ſol einer die Hoffnung faſſen/ es werde ein freundlicher Geluͤcks- wind ſolche Nebeldunckele verjagen/ und ſeiner Haußſonnen liebliche Stralen wider erfreulich hervor blicken laſſen. Es beklagen ſich die Tuͤrckinnen/ daß ihr Mahomet bey ihnen wider alle Rechte gehandelt/ da er ſich nach ſeinen Geſetzen ihren Maͤnnern zu einer ewigen Dienſt- barkeit und Sclaverey uͤbergeben/ ſchaͤtzen deßwegen die Chriſtinnen vor ſelige Weider/ daß ihnen ihr Meſſias und Heyland viel guͤnſti- ger und gnaͤdiger erſchienen/ dieweil er die Strengheit und Gewalt der Maͤnner durch ſeine Geſetze gemaͤſſiget und gelindert. Manche Chriſtin aber muß offtmaln wol ſchmertzlich empfinden/ daß ihr Mañ ein Mahometaner worden/ und ſein Haußregiment den Tuͤrckiſchen Geſetzen nach anſtellt. Es iſt eine gemeine Schlußregel oder Sprichwort/ Ein jeder ſoll Nei-
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zwiſchen Mann und Weib.
Thorheit wunderbarer als ihre Schoͤnheit/ deſſen Gefahr deſto groͤſſer
weil ihr Muth ſo hefftig/ daß ſie Seel und Geiſt verzehrt/ derer wuͤr-
ckende Krafft nit das Leben/ ſondern einen ſchmaͤlichen Todt verurſa-
chet/ dann da jene Haußſonne Geiſt und Leben eingieſſet/ und daſſelbe
mit ſtaͤtem Liebesdau erfriſchet/ da wuͤrcket dieſe das endliche ſchnelle
Verderben. Darumb weil der Himmel nicht immerdar truͤbe zweyn
pflegt/ noch mit ſeinen Wolcken der Sonnen lieblichen Glantz verfin-
ſtert/ ſol einer die Hoffnung faſſen/ es werde ein freundlicher Geluͤcks-
wind ſolche Nebeldunckele verjagen/ und ſeiner Haußſonnen liebliche
Stralen wider erfreulich hervor blicken laſſen. Es beklagen ſich die
Tuͤrckinnen/ daß ihr Mahomet bey ihnen wider alle Rechte gehandelt/
da er ſich nach ſeinen Geſetzen ihren Maͤnnern zu einer ewigen Dienſt-
barkeit und Sclaverey uͤbergeben/ ſchaͤtzen deßwegen die Chriſtinnen
vor ſelige Weider/ daß ihnen ihr Meſſias und Heyland viel guͤnſti-
ger und gnaͤdiger erſchienen/ dieweil er die Strengheit und Gewalt
der Maͤnner durch ſeine Geſetze gemaͤſſiget und gelindert. Manche
Chriſtin aber muß offtmaln wol ſchmertzlich empfinden/ daß ihr Mañ
ein Mahometaner worden/ und ſein Haußregiment den Tuͤrckiſchen
Geſetzen nach anſtellt.
Es iſt eine gemeine Schlußregel oder Sprichwort/ Ein jeder ſoll
ſich zu ſeines gleichen halten/ daher wie jener berathfraget worden/ ſei-
ne Meynung einem guten Freunde zu ertheilen/ wie er ſich verhalten
ſolte/ wann er eine zu freyen/ und ihme zu verehelichen geſinnet were/
hat er ihn zu den Kindern auff den offentlichen Plaͤtzen ſpielende/ ge-
wieſen/ wie er von ſelbigen wider zuruͤck kommen und berichtet/ daß
die jungen Knaben geſagt/ Ein jeder ſolte zu ſeines gleichen gehn/ und
ſich zu dem halten/ hat er ihn ermahnet ſolches bey ſeiner Verheyra-
thung auch wol zu beobchten: Hiebey kan aber in zweiffel gezogen wer-
den worin dieſe Gleichheit beſtehen ſol/ dieweil man insgemein ſiehet
und erfaͤhret/ daß ſelten einer mit ſeinem Stande friedlich/ ſondern
(wie wir auch weitlaͤuftiger betrachtet) trachtet entweder nach hoͤhereꝛ
Ehr und Anſehen/ oder auch groͤſſere Guͤter und Reichthum/ und der-
gleichen Gluͤcksgaben durch die eheliche Buͤndnuͤs zu erlangen/ daher
ſich dann offt begibt/ daß eine ſchoͤne junge Dame/ einen alten und un-
geſtallten reichen oder hohen Bedienten zu theil wird: oder daß ein jun-
ger tapfferer Venus-Ritter eine betagte Matrone wegen ihrer koͤſtli-
chen Schaͤtze und wolbeſpicktẽ Beutel zur Ehe begehret/ worbey aber
die Liebe nit im geringſtẽ zu Rathe gezogen/ ſondern gantz außgeſchloſ-
ſen wird/ dieweil ihnen dieſelbige einen viel andern Anſchlag und Ent-
ſchluß mit beſſerer Vorſichtigkeit und Bedacht einzugehn rathẽ wuͤrde.
Dann wo die Liebe Rathgeberin iſt/ da wird kein Abſehen oder Gedan-
cken auf Gold und Geld/ Gewalt und Anſehen gerichtet/ ſondern die
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