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Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].

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Instrumentum Pacis,
Neigung der Gemüther und deß Himmels Gunst/ führet eine solche
Wolgewogenheit in ihre Hertzen/ welche die Liebe erwecket/ die alsdann
durch tausenderley künstliche Erfindung solche einander zu verpflich-
ten/ wol wollen zu erlangen zu Rathe gehet. Es haben einige der alten
Philosophen bey Formirung und Anschickung eines Stadt- und
Hauß-Regiments/ eine allgemeine durchgehende Gleichheit der Gü-
ter auch Ehrenämpter einführen wollen/ welches aber selten bestehen
wollen. Andere haben gewolt/ die reichen Jungfrauen solten die ar-
men Gesellen/ und die reichen Gesellen die unvermögenen Jung-
frauen heyrathen. Bey denen Astanischen Völckern ist annoch im
Brauch/ daß einer denen Eltern ein stücke Geldes versprechen oder
geben muß/ wann er ihre Töchter ehelichen wil. Andere verkauffen auf
solche Weise ihre schön- und wolgestalten Töchter/ und geben nach-
maln solch Geld denen heßlich- und ungestallten zum Heyrathsgute
mit/ damit also die eine der andern/ ihr von Natur geweigerten Man-
gel ersetze/ und zu Ehren beförderte. Wann ich aber die rechte Gleich-
heit der ehelichen Vereinbarung und Bundnüsse auff die rechte Gold-
wage der gesunden Vernunfft und richtigen Verstandes legen solte/
würde ich ohnfehlbar befinden/ sich diese Ebenmasse richten und len-
cken würde. Die Allmacht und Vorsichtigkeit deß Himmels/ und der
allgemeinen Zeugemutter/ hat allen ihren lebendigen Geschöpffen ei-
ne solche Eigenschafft und Krafft/ auch natürliche Regung und Rei-
tzung der sinnliche Empfindung und Gemüthsbewegung eingepflan-
tzet/ daß wann nach der von ihnen bestimmten Zeit und Jahralter/
solche natürliche Kräffte ihre Vollkommenheit zur Würckung und
Erhalt- oder Fortpflantzung ihres Geschlechts erlanget/ alsdann ein
jedes mit seines gleichen sich vereinparen/ und die Menschen einander
ehelich beywohnen sollen/ daher dann dem Frauenzimmer das
12. und denen Männlichen Geschlechte das 15. Jahr zu solcher natür-
lich geschickten und gleichen ehrlich und ehelichen Vermählung zuge-
eignet worden/ und obwol solch Alter wegen der Bürgerlichen Erbar-
keit und Vollkommenheit deß Verstandes und Klugheit/ das häußli-
che Wesen zu verwalten nicht kan in acht genommen werden/ so haben
doch die Gesetzgeber deß Alterthumbs ihrer Jugend ein gewisses
Jahrziel/ als dem Weiblichen das 22. und dem Männlichen das 36.
vorgeschrieben/ in welchen sie durch die eheliche Beywohnung Kinder
zeugen/ und das gemeine Beste helffen vermehren/ massen daher Ly-
curgus
davor gehalten/ daß es gar schädlich unehrlich/ und denen
Natur-Gesetzen zuwider were/ wann einer solche Jugend-Jahre ohne
eheliche Verheyrathung hinbrächte/ daß er die jenigen so das 36. Jahr
erreichet/ und annoch ausser der Ehe gelebet/ mit der Straffe der Un-
ehr belegen/ und auß allen Bürgerlichen Zusammenkunfften außstos-
sen lassen.

Die

Inſtrumentum Pacis,
Neigung der Gemuͤther und deß Himmels Gunſt/ fuͤhret eine ſolche
Wolgewogenheit in ihre Hertzen/ welche die Liebe erwecket/ die alsdañ
durch tauſenderley kuͤnſtliche Erfindung ſolche einander zu verpflich-
ten/ wol wollen zu erlangen zu Rathe gehet. Es haben einige der alten
Philoſophen bey Formirung und Anſchickung eines Stadt- und
Hauß-Regiments/ eine allgemeine durchgehende Gleichheit der Guͤ-
ter auch Ehrenaͤmpter einfuͤhren wollen/ welches aber ſelten beſtehen
wollen. Andere haben gewolt/ die reichen Jungfrauen ſolten die ar-
men Geſellen/ und die reichen Geſellen die unvermoͤgenen Jung-
frauen heyrathen. Bey denen Aſtaniſchen Voͤlckern iſt annoch im
Brauch/ daß einer denen Eltern ein ſtuͤcke Geldes verſprechen oder
geben muß/ wann er ihre Toͤchter ehelichen wil. Andere verkauffen auf
ſolche Weiſe ihre ſchoͤn- und wolgeſtalten Toͤchter/ und geben nach-
maln ſolch Geld denen heßlich- und ungeſtallten zum Heyrathsgute
mit/ damit alſo die eine der andern/ ihr von Natur geweigerten Man-
gel erſetze/ und zu Ehren befoͤrderte. Wann ich aber die rechte Gleich-
heit der ehelichen Vereinbarung und Bundnuͤſſe auff die rechte Gold-
wage der geſunden Vernunfft und richtigen Verſtandes legen ſolte/
wuͤrde ich ohnfehlbar befinden/ ſich dieſe Ebenmaſſe richten und len-
cken wuͤrde. Die Allmacht und Vorſichtigkeit deß Himmels/ und der
allgemeinen Zeugemutter/ hat allen ihren lebendigen Geſchoͤpffen ei-
ne ſolche Eigenſchafft und Krafft/ auch natuͤrliche Regung und Rei-
tzung der ſinnliche Empfindung und Gemuͤthsbewegung eingepflan-
tzet/ daß wann nach der von ihnen beſtimmten Zeit und Jahralter/
ſolche natuͤrliche Kraͤffte ihre Vollkommenheit zur Wuͤrckung und
Erhalt- oder Fortpflantzung ihres Geſchlechts erlanget/ alsdann ein
jedes mit ſeines gleichen ſich vereinparen/ und die Menſchen einander
ehelich beywohnen ſollen/ daher dann dem Frauenzimmer das
12. und denen Maͤnnlichen Geſchlechte das 15. Jahr zu ſolcher natuͤr-
lich geſchickten und gleichen ehrlich und ehelichen Vermaͤhlung zuge-
eignet worden/ und obwol ſolch Alter wegen der Buͤrgerlichen Erbar-
keit und Vollkommenheit deß Verſtandes und Klugheit/ das haͤußli-
che Weſen zu verwalten nicht kan in acht genommen werden/ ſo haben
doch die Geſetzgeber deß Alterthumbs ihrer Jugend ein gewiſſes
Jahrziel/ als dem Weiblichen das 22. und dem Maͤnnlichen das 36.
vorgeſchrieben/ in welchen ſie durch die eheliche Beywohnung Kinder
zeugen/ und das gemeine Beſte helffen vermehren/ maſſen daher Ly-
curgus
davor gehalten/ daß es gar ſchaͤdlich unehrlich/ und denen
Natur-Geſetzen zuwider were/ wann einer ſolche Jugend-Jahre ohne
eheliche Verheyrathung hinbraͤchte/ daß er die jenigen ſo das 36. Jahr
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ehr belegen/ und auß allen Buͤrgerlichen Zuſammenkunfften außſtoſ-
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[172/1206] Inſtrumentum Pacis, Neigung der Gemuͤther und deß Himmels Gunſt/ fuͤhret eine ſolche Wolgewogenheit in ihre Hertzen/ welche die Liebe erwecket/ die alsdañ durch tauſenderley kuͤnſtliche Erfindung ſolche einander zu verpflich- ten/ wol wollen zu erlangen zu Rathe gehet. Es haben einige der alten Philoſophen bey Formirung und Anſchickung eines Stadt- und Hauß-Regiments/ eine allgemeine durchgehende Gleichheit der Guͤ- ter auch Ehrenaͤmpter einfuͤhren wollen/ welches aber ſelten beſtehen wollen. Andere haben gewolt/ die reichen Jungfrauen ſolten die ar- men Geſellen/ und die reichen Geſellen die unvermoͤgenen Jung- frauen heyrathen. Bey denen Aſtaniſchen Voͤlckern iſt annoch im Brauch/ daß einer denen Eltern ein ſtuͤcke Geldes verſprechen oder geben muß/ wann er ihre Toͤchter ehelichen wil. Andere verkauffen auf ſolche Weiſe ihre ſchoͤn- und wolgeſtalten Toͤchter/ und geben nach- maln ſolch Geld denen heßlich- und ungeſtallten zum Heyrathsgute mit/ damit alſo die eine der andern/ ihr von Natur geweigerten Man- gel erſetze/ und zu Ehren befoͤrderte. Wann ich aber die rechte Gleich- heit der ehelichen Vereinbarung und Bundnuͤſſe auff die rechte Gold- wage der geſunden Vernunfft und richtigen Verſtandes legen ſolte/ wuͤrde ich ohnfehlbar befinden/ ſich dieſe Ebenmaſſe richten und len- cken wuͤrde. Die Allmacht und Vorſichtigkeit deß Himmels/ und der allgemeinen Zeugemutter/ hat allen ihren lebendigen Geſchoͤpffen ei- ne ſolche Eigenſchafft und Krafft/ auch natuͤrliche Regung und Rei- tzung der ſinnliche Empfindung und Gemuͤthsbewegung eingepflan- tzet/ daß wann nach der von ihnen beſtimmten Zeit und Jahralter/ ſolche natuͤrliche Kraͤffte ihre Vollkommenheit zur Wuͤrckung und Erhalt- oder Fortpflantzung ihres Geſchlechts erlanget/ alsdann ein jedes mit ſeines gleichen ſich vereinparen/ und die Menſchen einander ehelich beywohnen ſollen/ daher dann dem Frauenzimmer das 12. und denen Maͤnnlichen Geſchlechte das 15. Jahr zu ſolcher natuͤr- lich geſchickten und gleichen ehrlich und ehelichen Vermaͤhlung zuge- eignet worden/ und obwol ſolch Alter wegen der Buͤrgerlichen Erbar- keit und Vollkommenheit deß Verſtandes und Klugheit/ das haͤußli- che Weſen zu verwalten nicht kan in acht genommen werden/ ſo haben doch die Geſetzgeber deß Alterthumbs ihrer Jugend ein gewiſſes Jahrziel/ als dem Weiblichen das 22. und dem Maͤnnlichen das 36. vorgeſchrieben/ in welchen ſie durch die eheliche Beywohnung Kinder zeugen/ und das gemeine Beſte helffen vermehren/ maſſen daher Ly- curgus davor gehalten/ daß es gar ſchaͤdlich unehrlich/ und denen Natur-Geſetzen zuwider were/ wann einer ſolche Jugend-Jahre ohne eheliche Verheyrathung hinbraͤchte/ daß er die jenigen ſo das 36. Jahr erꝛeichet/ und annoch auſſer der Ehe gelebet/ mit der Straffe der Un- ehr belegen/ und auß allen Buͤrgerlichen Zuſammenkunfften außſtoſ- ſen laſſen. Die

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Zitationshilfe: Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663], S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schupp_schriften_1663/1206>, abgerufen am 21.11.2024.