Schupp, Johann Balthasar: Schrifften. Hrsg. v. Anton Meno Schupp. [Hanau], [1663].zwischen Mann und Weib. Die Römer haben gleicher gestalt die jenigen auß der Zahl der O- Es ist einsmals ein Hertzog in Böhmen gewesen/ der in der Jagt auß
zwiſchen Mann und Weib. Die Roͤmer haben gleicher geſtalt die jenigen auß der Zahl der O- Es iſt einsmals ein Hertzog in Boͤhmen geweſen/ der in der Jagt auß
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zwiſchen Mann und Weib.
Die Roͤmer haben gleicher geſtalt die jenigen auß der Zahl der O-
berkeits Perſonen außgeſchloſſen uñ unwuͤrdig geſchaͤtzet/ ſie mit eini-
ger Buͤrgerlichen Hoheit und Regimentsſtelle zu beehren/ die deß all-
gemeinen Vaterlands Wolfahrt durch ehrlich gezeugte Kinder zu be-
foͤrdern ſich geſcheuet. Jch wolte auß dem Wercke der Schoͤpffung
und Bildung deß erſten Menſchen Adams und deſſen Gemahl wol
dieſe Gedancken faſſen/ daß ſie Gott in der Geſtallt und Eigenſchafft
aller natuͤrlichen Kraͤffte und Leibes Statur erſchaffen/ wie das rechte
Zeit eines Maͤnnlichen und Weiblichen Jugendalters erheiſchet/ da-
mit ſie Welt deſto fruchtbarer vermehren/ und nach dem Fall alle
Hauß- und Feldarbeit verꝛichten koͤnten/ ſie auch beyderſeits mit glei-
chem Habit bekleidet/ einem jeden ſeine Geſchaͤffte anvertraut/ und ſie
zu gleichen Beſitzern ſeiner Weltgeſchoͤpffe gemacht/ denen dann ihre
Nachkommen folgen ſollen/ und ihnen derer Vorbilde bey ihrem Ehe-
ſtande vor Augen ſtellen/ da ſie beyde im gleichen Stande geweſen/
wie ſie Gott ehelich miteinander vermaͤhlet/ und ihnen nach ſolcher
Vertrauung den allgemeinen Segen gegeben: Wer ſolte demnach ſo
wenig Vernunfft haben/ daß er nicht auß dem goͤttlichen und natuͤr-
lichen Geſetze einen hellen Spiegel vor Augen ſehen ſolte/ worin die
rechte Gleichheit der ehelichen Liebe und Beywohnung beſtehet. Nach-
dem aber die Ehrſucht/ Geitz und Reichthumb/ Geilheit und Boßheit
der Menſchen das goͤtt- und natuͤrliche Geſetze verkehret/ und die ehr-
liche Liebe/ zu ſolcher Laſter eigenen Sclavin gemacht/ iſt alle eheliche
Pflicht und Treue verbannet/ in die Acht geſchrieben und außgeblaſen
worden. Bey denen Aſtaniſchen Koͤnigen und Potentaten iſt die Ge-
wonheit geweſen/ daß ſie bey Antretung deß Reichs auß ihren Laͤn-
dern die ſchoͤnſten/ und an Wolgeſchaffenheit und Geſchickligkeit deß
Leibes wol formirten Jungfrauen nach Hoffe verſamlen/ und ein
Jahr lang in allen Fuͤrſtlichen Tugenden und Schmuck unterweiſen
laſſen/ nach deſſen Verflieſſnng/ hat er ohne Anſehen deß Standes
und Herkunfft/ allein nach ihrer Geſtallt und Tugenden/ die jenige zu
ſeiner Gemahl auch Beyſchlaͤfferin erwehlet/ die ihm gefallen; die an-
dern ſeinen hohen Bedienten vermaͤhlet und beygelegt: welches
aber in unſern Policey-Ordnungen denen Geſetzen der Hoheit und
Standes entgegen lauffen wuͤrde/ dann wann einer nur das geringſte
Ehrenampt erlanget/ ſicht er ſich nach einer Staats-Dame umb/
vermeynet ſeinem nunmehr erꝛeichten Stand verkleinerlich zu ſeyn
ein ehrlich Maͤdgen/ derer Scham und Zucht hoͤher zu achten/ als je-
ner Hochheit und Schaͤtze/ zu heyrathen.
Es iſt einsmals ein Hertzog in Boͤhmen geweſen/ der in der Jagt
auff einer luſtig begruͤnten Aue/ in einem ſchattichen Buſche/ ein
Maͤgdlein/ ihres Vaters Schaffe weydend gefunden/ zu welcher er
auß
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